Der Spiegelsaal im Schloss Ludwigsthal war voll besetzt, als Ossi Heindl vom Karl Klostermann Verein und Martin Sichinger von Šumava Litera aus Vimperk/Winterberg den Kulturnachmittag 2024 eröffnet haben.
Den Zuhörern wurde ein fast fünfstündiges, interessantes und abwechslungsreiches Programm geboten, das von der „Zitherpartie“ (Magdalena und Andreas Loibl) musikalisch begleitet wurde. Umrahmt wurde die Kulturveranstaltung von einer Ausstellung mit Schachten-Bildern des bekannten Pilsener Fotografen Vladimír Kožíšek.
Buchtaufe für dritten Band der Serie „Verschwundener Böhmerwald“
Der tschechische Regisseur Jan Fischer und der bayerische Verleger Hans Schopf hoben den dritten Band der Bücher zur Emil-Kintzl-Filmserie „Verschwundener Böhmerwald“ aus der Taufe. Fischer zeigte anschließend drei seiner kurzen Filme mit deutschen Untertiteln, die im Nachbarland Tschechien inzwischen Kultstatus haben und auch in Deutschland sehr beliebt sind.
Nach einer Pause, in der die Besucher von den „Schlossgeistern“ des Vereins „Pro Nationalpark“ mit Kaffee, Kuchen und kleinen Brotzeiten und böhmischen Leckereien von Růžena Váchová verwöhnt wurden, hatte Ondřej Chvojka von der Uni Budweis das Wort. Der Archäologe wies anhand von vielen Beispielen nach, dass der Böhmerwald schon seit Urzeiten besiedelt war. Funde von der Steinzeit bis hin zum 5. Jahrhundert nach Christus zeigen Spuren menschlicher Tätigkeit. Wichtige Handelswege erforderten feste Stationen, Gold- und Graphitsucher hielten sich vor allem in den Sommern dort auf, aber man habe auch Standorte von längerfristigen Siedlungen gefunden.
Vortrag zur Geschichte der Annexion des Sudetenlandes
Danach war mit Franz Keilhofer ein Referent eingeladen, der sich im Zuge seiner Recherchen zu dem Buch „Ich habe nie ein Verbrechen begangen“ intensiv mit der Geschichte der Annexion des Sudetenlandes im Jahre 1938 beschäftigt hat. Keilhofer zeigte, dass die „Übernahme“ perfekt vorbereitet war und dass viele der nationalsozialistischen Lokal- und Regionalgrößen – wie zum Beispiel der Regener Kreisleiter Josef Glück – nur darauf gewartet hatten, ihre Macht auszudehnen.
Zum letzten Teil des Nachmittags, zur Vorpremiere des Films „Aus der Welt der Waldeinsamkeiten“, waren besonders viele Interessierte gekommen: Regisseur und Drehbuchautor Günther Rauch und Kameramann und Mitproduzent Sepp Sinzinger haben, gemeinsam mit dem Karl Klostermann Verein, das Leben und Wirken des Böhmerwaldschriftstellers Karl Klostermann (1848 – 1923) verfilmt. Sie zeigen in eindrucksvollen Bildern und in einigen Spielfilmszenen die Faszination der Werke und der Person dieses tschechisch-deutschen Dichters, die bis in die heutige Zeit anhält.
Filmpremiere im Herbst 2024
Mit diesem vom Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds geförderten Film will der Karl Klostermann Verein den „Apostel der Versöhnung“ zwischen Tschechen und Deutschen auch im deutschsprachigen Gebiet und vor allem auch bei jüngeren Menschen bekannter machen.
Die Zuschauer äußerten ihre Begeisterung für dieses gelungene Werk in langanhaltendem Beifall. Die endgültige Premiere dieses Films wird im Herbst 2024 stattfinden.
− oh
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