Gesangskapelle Hermann
drumherum-Auftakt mit Vokalartisten aus Österreich – das Publikum wollte sie gar nicht mehr von der Bühne lassen

17.05.2024 | Stand 18.05.2024, 12:20 Uhr |

 − Fotos: Lukaschik

Stehende Ovationen, eine Zugabe, dann noch eine Zugabe – einen glänzenden Auftakt hat das Volksmusikspektakel drumherum am Donnerstagabend in der Traktorenhalle des Landwirtschaftsmuseums erlebt. Die fünfköpfige Gesangskapelle Hermann aus Österreich durfte das Festival in diesem Jahr mit ihrem Programm „Fesch“ eröffnen. Ganz außergewöhnlich, denn sie nutzten (fast) keine Instrumente. Dafür ihre Stimmen – und das virtuos.

„Die Musik soll im Mittelpunkt stehen, und die, die sich machen“, wie Bürgermeister Andreas Kroner in der Begrüßung meinte. Weshalb er sich auch sehr kurz fasste, sich bei Organisatoren und Helfern, finanziellen Unterstützern und den Verbänden und den Kultureinrichtungen der Bezirke bedankte, die es einfach braucht, um ein Festival mit rund 350 Gruppen und gut 2000 Musikantinnen und Musikanten auf die Beine zu stellen.

Wie kommt man auf die Gruppen?



An der Spitze der vielen, die das drumherum ermöglichen, steht Roland Pongratz, Erfinder und seit 1998 Organisationsleiter des Festivals. Der dann noch die erwähnte, die besonders tief ins Organisatorische eintauchen: Lisa Ditz, Christl Pongratz, Sonja Petersamer und Lukas Lukaschik. Und dann lüftete er noch das Geheimnis, wie er denn immer auf diese famosen Gruppen für den drumherum-Auftakt komme. Als bekennender Nicht-Urlauber fährt er mit Frau und Kindern immer maximal drei Tage am Stück fort, besucht in diesen Tagen sechs bis acht Museen und täglich mindestens ein Konzert. Einst war die Familie Pongratz in Litschau in der exotischen Region Niederösterreich, wo die Gesangskapelle Hermann auftrat. Die Begeisterung bei den Pongratz-Kindern Sophie und Simon war so groß, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis die Gesangskapelle Hermann den Weg zum drumherum nach Regen finden sollte.

Die „Boygroup“, die es schon seit zwölf Jahren gibt, verzichtet bei den meisten Stücken auf Instrumente. Aber die Männer setzen ihre Stimmen als Instrumente ein, ein ganzes Percussion-Orchester steht da auf der Bühne, dazu mehrstimmiger Gesang – und in den Moderationen ganz viel österreichischer Schmäh. Die rot-weißen Lichterketten vor der Traktorenhalle werden sofort umgedeutet als Hommage an die Gäste aus Österreich, und die Anbiederung ans Publikum wird auch sofort ironisch gebrochen: „Wir haben uns fest vorgenommen, ganz oft zu sagen, wie gerne wir hier in Regen sind“, sagten sie.

Faschiertes und ein Einedrahrer



Dazwischen gibt es noch ein bisschen Nachhilfe in österreichischer Sprache. Dass das Hackfleisch im Nachbarland Faschiertes heißt, das wissen noch viele im Publikum. Aber dass ein „Einedrahrer“ im Wienerischen einen Wichtigtuer und Angeber bezeichnet, das war dann doch gänzlich unbekannt. Dem Faschierten wird dann ebenso ein Lied gewidmet wie dem Einedrahrer. Berlin als hippe Stadt bekommt von den Österreichern, die lieber auf den Semmering fahren, ihr Fett weg. Und beim Lied über die legendäre Käseplatte, die im Zugrestaurant des Railjet (der österreichische ICE) serviert wird, darf das Publikum mitsingen. Die drei gesungenen Käsesorten Gorgonzola, Tilsiter und Schönegger Bauernstolz werden da zu einem wunderbaren Kanon.

Die Mischung aus vokaler Präzision, witzigen Texten, aus gepflegtem Unsinn und Liedtexten mit Tiefsinn sind eine hervorragende Mischung – und waren ein sehr würdiger Auftakt fürs Volksmusikspektakel drumherum 2024.

Zu den Kommentaren