In der Regel sollten die Rauch- und Mehlschwalben jetzt schon auf dem Weg in den Süden sein. Das schlechte Wetter hat den Vogelzug verzögert. Und unter den nass-kalten Bedingungen gibt es auch kaum mehr Insekten als Futter für die schnellen Flieger. Auch im Landkreis Regen sind schon die ersten verendeten und geschwächten Tiere gefunden worden.
Die Szenerie am Marcher Fußballplatz war ungewöhnlich. In einem Spiel der A-Klasse Regen hatten sich gerade der SV March und die 2. Mannschaft des TSV Lindberg beharkt, March hatte mit 7:0 die Oberhand behalten. Nicht nur das Ergebnis war besonders, sondern auch etwas Anderes auf und über dem Fußballplatz. Mindestens zwei Dutzend Rauchschwalben flitzten im Tiefflug über den Rasen, versuchten, das ein oder andere Insekt zu erhaschen.
Viele Meldungen aus dem Raum Passau/Simbach
Wenn sie Glück hatten, haben sie Futter gefunden. Das sie jetzt dringend brauchen für den Vogelzug in den Süden. Vielen Schwalben geht es gegenwärtig aber gar nicht gut. „Es ist dramatisch“, sagt Karin Hodl, Vorstandsmitglied der Kreisgruppe Regen im Landesbund für Vogelschutz (LBV), „es sind jetzt auch schon bei uns geschwächte und tote Schwalben gefunden worden.“ Die plötzliche Kälte und die lange Regenperiode haben dazu geführt, dass kaum noch Insekten unterwegs sind, auf die die Schwalben angewiesen sind. In den vergangenen Tagen ist aus dem Raum Passau/Simbach von vielen toten Schwalben berichtet worden, jetzt auch im Landkreis Regen. „Ohne fremde Hilfe haben sie keine Chance“, sagt Hodl. Man solle sie aufnehmen und zu einer Pflegestelle bringen. Die Kontakte zu Pflegestellen vermittelt die Untere Naturschutzbehörde am Landratsamt Regen (✆ 09921/601-377) oder auch die LBV-Bezirksgeschäftsstelle in Straubing (✆ 09421/9892810).
Die Tiere werden mit Lebendfutter aufgepäppelt
In den Pflegestellen wird versucht, die Schwalben mit Lebendfutter aus Insekten aufzupäppeln.
Karin Hodl ist auch von Mehlschwalben berichtet worden, die sich schon auf den Weg in den Süden gemacht hatten, die aber wegen des Kälteeinbruchs wieder zurückgekehrt seien.
Ebenfalls betroffen sind vereinzelt Mauersegler. Bei ihnen handelt es sich um Durchzieher aus nördlichen Gefilden. Die Mauersegler, die im Landkreis gebrütet haben, sind schon im August in Richtung Afrika aufgebrochen, wo sie überwintern.
Mit dem Flugzeug ins Winterquartier
Tausende tote oder geschwächte Schwalben seien in den vergangenen Tagen auch in Österreich gefunden worden, wie Hodl berichtet. Diejenigen, die in den Pflegestellen wieder fitgefüttert werden können, würden vermutlich den Flug in die Winterquartiere nicht schaffen. Sie werden per Auto oder auch mit Flugzeugen in den Süden gebracht. Die größte derartige Aktion hat es in Deutschland 1974 gegeben, organisiert vom Naturschutzbund (NABU). Als im Herbst 1974 unzählige Mehl- und Rauchschwalben von einem plötzlichen Wintereinbruch überrascht wurden, sorgte der NABU mit vielen Vogelfreunden für den Transport von mehr als einer Million Vögeln per Auto, Bahn und Flugzeug. In Norditalien und Südfrankreich wurden die Schwalben dann freigelassen.
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