Viechtach
Couplet AG spottet nicht nur über „Söder-Zapferl“

Musik-Kabarettisten begeistern mit ihrem „Best of“-Programm die Besucher in der ausverkauften Stadthalle

23.01.2023 | Stand 23.01.2023, 5:00 Uhr

Neben vielen anderen Rollen spielten Jürgen Krinner und Bianca Bachmann ein Chirurgenehepaar, das für Geld auch Operationen im heimischen Wohnzimmer anbieten will. −Foto: Schedlbauer

Von Edwin Schedlbauer

Zum 30-jährigen Bestehen der Kabarettgruppe Couplet AG boten die vier Vollblut-Musik-Kabarettisten beim Gastspiel am Freitagabend in der ausverkauften Stadthalle eine gelungene Mischung ihres langjährigen Bühnenprogramms inklusive aktueller Nummern. Die AG – die zwei Buchstaben stehen für Arterhaltungs-Gesellschaft – besteht aus Jürgen Krinner und Bianca Bachmann, die kongenial in verschiedenste Rollen schlüpften und mit Gesang und humoristischen Einlagen tanzend und gestikulierend begeisterten. Komplettiert wird das Quartett durch Bernhard Gruber und Bernhard Fischer, die mit Steirischer Harmonika, Gitarre, Mundharmonika und Maultrommel instrumental begleiteten.

Satirische Spitzen gegen Politiker

„Alle sind heut da“, begrüßte die Couplet AG musikalisch die rund 400 Zuhörer und freute sich darüber, dass sich neben Roten, Schwarzen, Grünen und Gelben auch Weihwasserspritzer und Rosenkranzler darunter befanden. Stolz blickte der Chef der Gruppe, Jürgen Krinner, auf 30 Jahre Musikkabarett und Satire zurück, in denen Politiker weggesungen wurden – auch wenn sie diese Aufgabe beim Söder noch vor sich hätten, wie er schmunzelnd anmerkte.
Dann ging es Schlag auf Schlag mit hintergründigem Humor und bester altbayerischer Unterhaltung. Bianca Bachmann berichtete von ihren Kindheitserinnerungen, als der Bofrost-Mann den Frauen in ihrem Wohnviertel jeden Wunsch erfüllte und deshalb alle Babys ähnlich aussahen. Mit selbst gebackenem Napfkuchen und einem Deoroller sollte der Finanzbeamte Nowotny, der in der ersten Reihe saß, bestochen werden, weil mit Hilfe von staatstragenden Patenschaften das allgemeine Leben etwas einfacher zu meistern sei. Weiter ging es mit schrägen und skurrilen Typen, wie Elvira von der Senioren-Partnervermittlung, die ganz nach dem Motto „Sie kommen allein und sterben zu zweit“ für einen Einzug ins Pflegeheim warb. Danach präsentierte sie Fotos von Gerhard Schröder, Siegmar Gabriel, Edmund Stoiber und Horst Seehofer und empfahl alleinlebenden Frauen „nehmens an Oidn“. Als blonde Jackie im Minirock und FC Bayern-T-Shirt wollte sie dann als Fußballspielerfrau durchstarten.
Jürgen Krinner brillierte als fieser osteuropäischer Inkasso-Mann, der die Frauen mit Obszönitäten anbaggerte, um danach mit seiner Kabarettkollegin die Rolle als bürgerliches Ehepaar einzunehmen, das seinem Sohn Kevin die Windel bereits nach einem halben Jahr abgewöhnt hat und der als Rendite-Objekt in der Kita großgezogen wird.
115 Couplets habe ihnen die Enkelin von Karl Valentin vermacht, verriet Krinner und so gab das Quartett, unterlegt mit selbst komponierten Klängen, einige zeitlose Texte von Karl Valentin und Liesl Karlstadt zum Besten. Diese handelten von einer Rauferei, vom Zähne ziehen, oder vom Beamtentum und das Saalpublikum sang den Refrain „so amüsiert sich jeder, so gut er eben kann“ kräftig mit. „Tschingiding“ und „schnedredeng“ sangen die Zuschauer beim Auftritt Bachmanns als Touristenführerin, die ihrem Publikum per zuvor verteilten Spickzetteln die chinesische Sprache näherbringen will,, damit sie das Virus in seiner Sprache begrüßen könnten, wenn es aus dem Reich der Mitte wieder in die Metropole Viechtach zurückkommt.
Nach einer halbstündigen Pause wurden zu den Klängen des Bayerischen Defiliermarsches Verdienstorden verliehen, weil der Sauter, der Matthäus und Fürstin Gloria ja auch einen hätten und der Schuhbeck noch einen haben will. Natascha, die Frau des fiktiven Landtagsabgeordneten Gustl Wagner, der Mitglied in 19 Vereinen ist, sollte die Vorteile ihres Mannes im Wahlkampf darstellen, was eher schlecht gelang, weil dieser mit einem mit Bier gefüllten Maßkrug nur noch labern konnte. „Er kann nix, hat nix gelernt, so bleibt ihm doch nur der Landtagssitz“, resignierte Natascha.
„Es gibt keine Gesunden, nur unzureichend Untersuchte“, stellten Krinner und Bachmann im Arztkittel fest und boten als finanztüchtiges Chirurgenehepaar Operationen sogar im eigenen Wohnzimmer an. Als verwirrter Senior im Bademantel fragte Krinner, ob jemand seine Leberkässemmel oder seine Rente gesehen hätte, was er dann aber keinesfalls dem Söder verraten dürfe, weil dieser alles „zusammenfrisst“. Der Sketch endet schließlich mit dem Refrain „Wir wollen keine Riester Rente, wir wollen Riesters Rente haben“.

Der Virologe hältgern Monologe

Als Yogalehrerin wollte Bachmann mit dem Heiligen aus Windischeschenbach das Publikum vom Trinken von Eigenurin überzeugen, um danach den Allzweckwirkstoff aus Franken, das „Söderzapferl“ im Saal zu verteilen, das den Verzehrer zum Chamäleon mutieren lässt. „Ich werde Virologe, denn ich halte gerne Monologe“, sang Jürgen Krinner mit einem Seitenhieb auf das Pandemie-Management von Gesundheitsminister Karl Lauterbach.
 Zwei Zugaben erklatschte sich das Viechtacher Publikum, bei denen es selbst den Refrain mitsingen musste. „Mir ist alles oans, ob ich a Geld hab, oder koans“, lautete der Kehrreim.
Mit großer Begeisterung und anhaltendem Applaus verabschiedete das Publikum die Musik-Kabarettgruppe, die nicht nur mit einer gelungenen Mischung aus Spaß und Biss, sondern auch musikalisch überzeugte. Neben einer perfekten instrumentalen Begleitung brillierten Bernhard Gruber mit Eigenkompositionen und Berni Fischer mit seiner tiefen Bass-Gesangsstimme.