Angesichts der drohenden Entlassung von bis zu 250 Mitarbeitern am Rodenstock-Standort Regen haben sich die CSU-Mandatsträger der Region – MdB Alois Rainer, MdL Stefan Ebner und Landrat Ronny Raith – direkt an den Eigentümer des Unternehmens, die Apax Partners LLP, ein Private-Equity-Fonds mit Sitz in London, gewandt. Das teilte Ebners Abgeordnetenbüro am Montag via Presseaussendung mit.
Als verantwortliche Mandatsträger haben sich die drei in dem Schreiben, das der Redaktion vorliegt, an die Verantwortlichen bei Apax gewandt, „weil wir neue Chancen für eine alternative Lösung sehen, die die Interessen aller Beteiligten berücksichtigt“. Vertreter der Belegschaft am Standort und die Führung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) würden sich bereiterklären, einen signifikanten Beitrag zu leisten, um die höheren Kosten am Standort Regen im Vergleich zu Tschechien beziehungsweise Thailand auszugleichen. „Sie sind gewillt, den Beitrag zu leisten, der notwendig ist, um den Großteil der Mitarbeiter halten zu können“, heißt es in dem Schreiben weiter. Raith, Ebner und Rainer bitten die Zuständigen um ein Gespräch mit den Beteiligten, um diese „alternative Verhandlungslösung mit den Details zu diskutieren“.
„Die Mitarbeiter haben jahrelang ihr Bestes gegeben“
Die drei Politiker appellieren in dem Schreiben an die gesamtgesellschaftliche Verantwortung: „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Rodenstock haben jahrelang ihr Bestes gegeben, ganze Familien sind bei Rodenstock beschäftigt, teilweise über mehrere Generationen – vom Großvater bis zum Enkel.“ Gerade die Menschen im Bayerischen Wald würden sich durch besonderen Fleiß und Loyalität auszeichnen.
Besonders die Art und Weise, wie in den vergangenen Wochen mit den Beschäftigten umgegangen wurde, sei äußerst irritierend. „Bis heute werden die Betroffenen im Unklaren gelassen, wann sie das Unternehmen verlassen müssen. Und über einen Sozialplan wurde bis heute nicht gesprochen. Die Mitarbeiter werden hier allein gelassen“, monieren die Mandatsträger.
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MdL Ebner übt in diesem Zusammenhang auch scharfe Kritik am Verhalten des Bayerischen Wirtschaftsministers: „Hubert Aiwanger ließ in einer Pressemitteilung verlauten, dass er die Umstrukturierungen und Stellenverlagerungen bei Rodenstock sehr bedaure, die Entscheidungen jedoch zu akzeptieren seien. Diese Aussage ist eine katastrophale Fehlentscheidung, weil der Minister den Eigentümern damit einen Blankoscheck für den Kahlschlag ausgestellt und sich ohne Not mit dem Verlust von bis zu 250 Arbeitsplätzen abgefunden hat.“
MdL Ebner steht im engen Austausch mit Bernhard Stiedl, Vorsitzender des DGB Bayern, um gemeinsam mit der Belegschaft und den Gewerkschaften möglichst viele Arbeitsplätze zu retten. Ziel ist, eine „realistische alternative Lösung“ zu finden, die den Erhalt der Arbeitsplätze sichert und gleichzeitig den wirtschaftlichen Anforderungen gerecht wird. „Wir sehen hier vielversprechende Chancen für einen neuen Weg, der die Interessen aller Beteiligten berücksichtigt,“ betont der Abgeordnete. Nach Aussage des Deutschen Gewerkschaftsbunds Bayern ist die Arbeitnehmerseite bereit, Beiträge zu leisten, um den Großteil der Arbeitsplätze zu retten. Gemeinsam mit MdB Alois Rainer und Landrat Ronny Raith hat sich MdL Stefan Ebner auf dieser Grundlage an die Eigentümer gewandt.
Bisheriges Vorgehen von Aiwanger: „Völlig unzureichend“
Das bisherige Vorgehen von Wirtschaftsminister Aiwanger im Umgang mit dem geplanten Stellenabbau erachtet Ebner derweil als völlig unzureichend: „Es wäre längst seine Aufgabe gewesen, das zu tun, was wir jetzt tun, und auf die Eigentümer zuzugehen“, erklärt der Landtagsabgeordnete. Stattdessen habe Aiwanger durch seine Passivität und die Akzeptanz der Entscheidung dem Management und den Eigentümern praktisch einen Freifahrtschein für den Personalabbau ausgestellt. In einer Pressemitteilung des Wirtschaftsministeriums heißt es, dass die Rahmenbedingungen und die hohen Kosten immer mehr Unternehmen in Deutschland zu solchen Schritten zwingen. „Es ist dennoch ein großer Fehler, wenn ein Wirtschaftsminister Arbeitsplätze so leichtfertig aufgibt“, hält Ebner entgegen: „Damit hat er die Region im Stich gelassen.“
Bereits in der Vergangenheit waren Rainer, Ebner und Landrat Raith aktiv geworden, haben Gespräche geführt und sich an die Werksleitung in München gewandt. Die beiden Abgeordneten haben zudem eine spezielle Bürgersprechstunde für betroffene Mitarbeiter angeboten. Wie Ebner in der Pressemitteilung versichert, werden „die CSU-Mandatsträger in der Region und der DGB in dieser Angelegenheit weiterhin alles daransetzen, um mit den Eigentümern von Rodenstock eine verträgliche Lösung zu finden“ und möglichst viele Arbeitsplätze am Standort Regen zu halten.
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