Regener Ortsgeschichte
Apotheke, Schuster, Polizei, Presse – was am Kirchplatz alles zu finden war

06.12.2024 |
Hans Vogl

Das Anwesen Müller mit Schuhmacherei und Kolonialwaren.

Den Abschluss der Reihe über den Kirchplatz in Regen bilden zwei Folgen mit einer kleinen Häusergeschichte. In der ersten Folge geht es um einige der Gebäude, die vom Großbrand des Jahres 1867 betroffen waren, über den wir berichtet haben. Sie liegen im Abschnitt zwischen der früheren Apotheke und dem Orthopädie-Fachbetrieb Müller.

Das Apothekengebäude hat mit seiner charakteristischen Fassade stilistisch noch immer prägende Bedeutung und einen besonderen Charme. Charakteristisch sind die reichen Stuckornamente über den Fenstern und im Giebeldreieck sowie die durch Lisenen erreichte optische Gliederung. Bereits 1810 wurde die Konzession zum Apothekenbetrieb erteilt. Der Name Landgerichtsapotheke rührte daher, dass sie die erste Apotheke im damaligen Landgerichtsbezirk war, der etwa dem späteren Altlandkreis Regen entsprach. Bei ihrer Schließung existierte die Apotheke also über zwei Jahrhunderte.

Lesen Sie dazu auch: Zwischen „Papierhaus“ und Herrgott auf der Gasse

Das übernächste Haus nach der Apotheke war das Anwesen Dirmaier, vor allem in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bekannt als Druckerei und Verlag. Es befand sich ab 1890 im Besitz der Familie Dirmaier. Bedeutsam für die lokale Historie war, dass Felix Dirmaier, der die Druckerei begründet hatte, ab 1894 eine der damals zwei Regener Lokalzeitungen, nämlich den Waldler, herausgab.

Wo früher die Mesner wohnten



An der Nordseite befinden sich zwei Häuser, deren Geschichte ebenfalls kurz beleuchtet werden soll. Das linke Gebäude (Schreiner) hatte in der Häuserchronik den Hausnamen „Mesnerhaus“, weil dort der Pfarrmesner wohnte. Davon ist auch der frühere Name „Mesnergasse“ abgeleitet. Es war ab dem ausgehenden 19. bzw. beginnenden 20. Jahrhundert bis zu den späten 1920er Jahren die Station der Kgl.-Bayer. Gendarmerie. Leider existieren über diese Zeit und Funktion keine Unterlagen mehr. Sie sind aufgrund der Kriegseinwirkungen verloren gegangen.

Lesen Sie dazu auch: Feuer veränderte die Innenstadt

Später erfolgte der Umzug der Gendarmerie in das Haus neben dem Rathaus. Es änderte sich auch der Name und zwar in Landpolizei und Polizei. Nachdem aufgrund der Ämterverlagerung infolge der Gebietsreform das Gebäude des Amtsgerichts frei geworden war, wurde es der Polizei als neues Dienstgebäude zur Verfügung gestellt.

Seit 1861 Schuhmacher in einem Anwesen



Den Abschluss unserer Betrachtung bildet das Anwesen Michael Müller. Es befindet sich seit dem Jahr 1861 im Familienbesitz. Als Besonderheit ist zu erwähnen, dass schon in der Zeit nach dem 30-jährigen Krieg auf dem Haus Schuhmacher nachweisbar sind. Diese Tradition wurde von der Familie Müller fortgesetzt. Jahrzehntelang gab es – wie auch auf dem alten Foto zu sehen ist – neben der Schuhmacherei noch ein Kolonialwaren- bzw. ein Lebensmittelgeschäft.

Aus der Schuhmacherei wurde später eine Orthopädie-Schuhmacherei, die Zug um Zug zu einem Orthopädie-Fachbetrieb mit breitem Sortiment ausgebaut wurde. Die Kernkompetenz der orthopädischen Schuhe und Schuhzurichtungen blieb dabei erhalten.

Artikel kommentieren