Was hat es mit dem Wolfauslassen auf sich? Warum hängt man sich dazu Kuhglocken um? Und wie schwer ist so eine Glocke überhaupt? Antworten auf diese Fragen erfuhren rund 60 Kinder und Erwachsene, Urlaubsgäste und Einheimische, bei einem Familien-Event zum Brauchtum Wolfauslassen am vergangenen Donnerstag.
Die Veranstaltung wurde von der Bodenmais Tourismus und Marketing GmbH gemeinsam mit Christian Haller, „Hirte“ der Bodenmaiser Wolfauslasser-Gruppe „D’Heuern“, organisiert.
Als „Bodenmaiser Original“ stellte BTM-Veranstaltungsleiterin Eva-Maria Stern Haller im gut gefüllten Vital-Zentrum-Saal vor. Der 55-Jährige ist einer der Idealisten in Sachen Wolfauslassen und führt seit etlichen Jahren als „Hirte“ die größte Bodenmaiser Wolfauslasser-Gruppe. Er hat mit dafür gesorgt, dass der Brauch noch heute im Ort lebendig ist.
In seinem kurzweiligen, rund 45-minütigen Vortrag tauchte Haller, der bereits mit vier Jahren zum ersten Mal beim Wolfauslassen dabei sein durfte, mit seinen Zuhörern in die Entstehungsgeschichte und die Entwicklung dieser ohrenbetäubenden Tradition ein. Er berichtete vom Weiderecht auf den Schachten des Bayerischen Waldes, gab Einblicke in das harte, entbehrliche Leben der Waldhirten und erklärte den Nutzen der Kuhglocken.
„Diese dienten zum einen natürlich dazu, Wölfe vom Vieh fernzuhalten, aber auch, um die Stiere und Kalbinnen wiederzufinden, sollten sie im dichten Nebel des Hochwaldes einmal verloren gegangen sein“, erläuterte Haller.
Am Ende des Hirtenjahres forderte der Hirte schließlich bei den Bauern, die ein Weiderecht auf den Schachten hatten und um deren Vieh er sich kümmerte, seinen Lohn ein. Dies geschah immer um den Martinstag, weshalb das Wolfauslassen heute in Bodenmais traditionell am 10. und 11. November stattfindet. „Dem Hirten haben sich dabei junge Burschen angeschlossen und sich dazu die Kuhglocken umgehängt“, erklärte der Bodenmaiser weiter.
Beim gemeinsam Rundgang von Hof zu Hof hat der Hirte bei den Bauern schließlich seinen Hirtenspruch aufgesagt und das Glockengeläut hat seiner Forderung Nachdruck verliehen. „Als Lohn bekam er meist Naturalien: Eier, Mehl, Käse und vielleicht mal Geräuchertes und ein paar Kreuzer“, wusste Haller zu berichten und ergänzte: „Über die Jahrzehnte hat sich daraus schließlich das Wolfauslassen entwickelt, so wie wir es heute kennen.“
Die Zuhörer erfuhren darüber hinaus Interessantes über die verschiedenen Gruppen in Bodenmais und den umliegenden Orten wie der „Wolfauslasser-Hochburg“ Rinchnach. Außerdem präsentierte Haller verschiedene Kuhglocken – von klein bis riesig – und zeigte, wie man richtig mit einer Goaßl schnalzt. „Natürlich sind über die Jahre die Glocken immer größer geworden, da jeder den anderen übertrumpfen wollte“, so der Bodenmaiser.
Im Anschluss an den Vortrag durfte sich die Zuhörer noch selbst als Wolfauslasser versuchen, was insbesondere die Kinder sehr freute. Christian Haller hatte dazu extra 30 Kuhglocken mitgebracht und vor dem Vital-Zentrum wurde nach dem Aufsagen des Hirtenspruches kräftig geläutet, während ein paar Buben der „Heuern“ mit ihren Goaßl schnalzten.
− tw
Artikel kommentieren