Der Konkurrenz von Internet, Smartphones, Tablets und Laptops zum Trotz verzeichnen die öffentlichen Büchereien im Landkreis Passau einen ungebrochenen Zulauf. Der Landkreis hat seine Büchereien nun mit 9000 Euro gefördert.
„Wir sind sehr zufrieden“, betonte Renate Kaufinger, ehrenamtliche Vorsitzende der Kreisarbeitsgemeinschaft der katholischen Büchereien im Passauer Land, am Samstag am Rande der schon traditionellen Spendenübergabe durch Landrat Raimund Kneidinger aus Dispomitteln der Sparkasse an die gerade wegen ihres Bildungsauftrags für die Gesellschaft so wichtigen Einrichtungen.
„Das ist eine stolze Stumme“
„Das ist eine stolze Stumme“, erklärte Kneidinger bei dem Treffen des überwiegend ehrenamtlich strukturierten Bücherei-Personals auf Schloss Neuburg. Umso herzlicher bedankte sich der Landrat bei den Verantwortlichen der Sparkasse Passau, repräsentiert durch das stellvertretende Vorstandsmitglied Frank Schirra, für die Möglichkeit, aus den Dispo-Mitteln des Geldinstituts einen solch hohen Betrag ausschütten zu können. Es handle sich dabei um von der Sparkasse erwirtschaftetes Geld, das er und Oberbürgermeister Jürgen Dupper als Verwaltungsratsvorsitzende verteilen dürften. Das sei auch eine der Stärken regionaler Banken, fügte Kneidinger hinzu.
Die finanzielle Unterstützung des Büchereiwesens bezeichnete der Landrat als eine Herzensangelegenheit für ihn, der er sich einst selbst als ehrenamtlicher Mitarbeiter einer öffentlichen Bücherei engagiert habe. „Eine ganz tolle Sache“, so bekundete auch Frank Schirra von der Sparkasse anlässlich der Spendenübergabe mit Erinnerungsfoto auf der Treppe des Schlossabschnitts mit der historischen Bezeichnung „Am Söller“, der sich eine ausführliche Besichtigung der im Eigentum des Landkreises Passau befindlichen Burganlage hoch über dem Inn durch Gästeführerin Sabine Altehage anschloss – gleichsam auch als Zeichen der Anerkennung für die Betreuerinnen und Betreuer der über 50 katholischen Büchereien in den Städten, Märkten und Gemeinden des Passauer Landes.
Anerkennung für die ehrenamtlich Engagierten
Die Gelegenheit nutzte Landkreis-Kulturreferent Christian Eberle, die Neuburg als eine der schönsten Sehenswürdigkeiten, „die es überhaupt gibt“, anzupreisen. „Das ist ein Ort, an dem man wahnsinnig schnell zur Ruhe kommt“, hob Eberle hervor, der schmunzelnd sein Bedauern äußerte, dass sein Wunsch, das Kulturreferat vom Landratsamt auf die Neuburg auszulagern, bislang unerfüllt geblieben sei. Der Landkreis Passau ist nach Eberles Worten „bayernweit einmalig“, was die Kulturarbeit betreffe. Denn neben Schloss Neuburg leiste er sich beispielsweise auch ein eigenes Symphonisches Blasorchester und eine Kreismusikschule mit über 5000 Schülern.
Für die Kreisarbeitsgemeinschaft der katholischen Büchereien im Landkreis bedankte sich Renate Kaufinger für die Spende, die hauptsächlich für den Kauf von Büchern und anderen Medien verwendet werde. „Das Auspacken neuer Bücherei ist immer wie Weihnachten“, gestand die Vilshofenerin, die diese ehrenamtliche Aufgabe unter dem Dachverband Sankt Michaelsbund seit drei Jahren wahrnimmt. Mehrere hundert freiwillige Helfer kümmerten sich um die Büchereien vor Ort. Allein in ihrer Heimatpfarrei Vilshofen seien dies über 40 ehrenamtliche Kräfte, so Renate Kaufinger, die vor allem auf den Bildungsauftrag seitens der Kirche an die Büchereien verwies.
Günstige Preise ziehen auch viele erwachsene Leser an
Alle Altersgruppen sind, wie die Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft unterstrich, als Besucher in den Büchereien vertreten – neben Kindern und Jugendlichen auch viele Erwachsene. Für die Ausleiher der Medien sei der Gang in diese Einrichtungen oft ganz einfach eine Preisfrage, weil viele Bücher teuer seien. Da komme die niedrige Mitgliedsgebühr – in Vilshofen zum Beispiel liegt sie laut Renate Kaufinger bei nur sechs Euro pro Halbjahr, für Kinder bei null Euro – den Nutzern sehr entgegen. Das Spektrum umfasse neben dem klassischen Buch aller Genres auch Zeitungen und Zeitschriften, ebenso digitale Medien wie e-books und e-Magazine sowie Tonträger. Der Renner für Kinder seien „Tonies“, ein spezieller Hör-Spiel-Spaß. Neu komme gegenwärtig die Schiene „New Adult“ mit Literatur zu modernen Alltagsthemen junger Erwachsener hinzu, so Renate Kaufinger.
Entscheidend ist für die Arbeitsgemeinschaftsvorsitzende der Zugang zum Lesen durch die Büchereien, zu denen die Schwellenangst noch mehr überwunden werden müsse. Das erstrecke sich über alle Generationen. Und gerade durch schöne Bilderbücher sei der Einstieg so einfach. Aufgrund des starken Interesses ist Renate Kaufinger um die Zukunft der Büchereien nicht bange. Denn sie beobachtet, wie ihre Kollegen auch, einen seit Jahren positiven Trend: „Wer mit Kindern in die Bücherei geht, dessen Kinder gehen später auch mit ihren eigenen Kindern wieder in die Bücherei.“
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