Ein bisschen nervös ist sie schon, schließlich macht sie das zum ersten Mal: Hundetrainerin Gisela Schmidt von der gleichnamigen mobilen Hundeschule Rotthalmünster (Landkreis Passau) organisiert für den kommenden Sonntag einen ganz besonderen Spendentag.
Bei verschiedenen Mitmachaktionen, Kuchenverkauf und Tombola soll Geld für einen kranken Buben gesammelt werden. Das Kind, 13 Jahre alt, lebt in Nordrhein-Westfalen. Mit Hilfe des Assistenzhundes Luigi soll das Kind ein besseres Leben führen können. Luigi, der schwarze Australian Cobberdog aus einer Züchtung aus Schönerting bei Vilshofen, jedenfalls ist schon ganz heiß auf seine künftige Aufgabe: „Luigi möchte helfen, das spürt man“, sagt seine Trainerin und Ausbilderin Gisela Schmidt.
Luigi kann‘s auf jeden Fall
Luigis letzter Test in seiner Ausbildung zum Assistenzhund ist noch ganz frisch. Erst Montagnachmittag hat Gisela Schmidt bestätigt bekommen, dass er auf jeden Fall die Eignung dazu hat, „ein paar Spezialanforderungen werden noch einmal nachgeprüft“, sagt sie. Das sei üblich, schließlich soll es in der Familie, in die Luigi kommt, einmal keine bösen Überraschungen geben. Die Anforderungen an die Assistenzhunde sind vielfältig – sie müssen bei Gefahrensituationen im Straßenverkehr stehen bleiben, sie müssen spüren, wenn es dem Menschen schlecht geht, sie müssen trösten können – „ein Hund wie Luigi kann einen kranken Menschen runterholen, ihm Fürsorge vermitteln, das Problem, das der Mensch mit sich herumträgt, kann sich relativieren“.
Kind geht es mit einem Assistenzhund deutlich besser
Die Adoptiv-Eltern und Ärzte des Buben, zu dem Luigi kommen soll, haben laut „Assistenzhunde Helfende Pfoten“ (Sitz in Overath, Nordrhein-Westfalen) lange gebraucht, bis sie gefunden haben, was Jonas fehlt: Er lebe mit den Folgen einer vorgeburtlichen Schädigung durch irgendeine Art von Gift oder vielleicht auch Alkohol oder Drogen. Was genau sei nicht bekannt, denn das Kind wurde als Baby zur Adoption freigegeben. Mit diesen Schwierigkeiten kam die Familie auf den Verein „Helfende Pfoten“ zu. Erste Treffen zeigten: Jonas kommt in Gegenwart der Assistenzhunde zur Ruhe, blüht mit ihnen auf.
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Für Jonas bildet Gisela Schmidt aus Rotthalmünster, die sich für den „Helfende Pfoten“ engagiert, Luigi aus. Luigi wird Jonas von überfordernden Reizen abschirmen, ihn beruhigen bevor der große Zusammenbruch kommt, er soll lernen, die Eltern zu holen, wenn Jonas Hilfe braucht, ihn im Alltag unterstützen und an ganz alltägliche Dinge wie essen und trinken erinnern.
Hund wird zwei bis zweieinhalb Jahre lang ausgebildet
Die Ausbildung dauert rund zwei bis zweieinhalb Jahre, wird von Eignungsprüfungen begleitet und schließt einen umfangreichen Gesundheitscheck ein. Wenn alles gut ist, dürfen sich Jonas und sein neuer, vierbeiniger Partner kennenlernen und in eine gemeinsame Zukunft starten.
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Das ganze kostet viel Geld. „Auch nach der Ausbildung bleibt Luigi in unserer Obhut, wir werden die Familie weiter auf ihrem Weg begleiten“, sagt Gisela Schmidt (60), dreifache Mutter und seit 40 Jahren Hundebesitzerin. „Wenn das Match Mensch-Hund gut passt, können die Besitzer den Hund auch ablösen.“
Krankenkassen und Staat zahlen nicht mit
Allerdings sind Assistenzhunde teuer. Von Seiten der Krankenkassen oder Staat gibt es keine finanzielle Unterstützung für die Betroffenen. Heiko Küsters von der Assistenzhunde Helfende Pfoten gGmbH kennt von den rund 130 ausgebildeten und anerkannten Assistenzhunden bei den „Helfenden Pfoten“ nur zwei Fälle, dass der Hund über die Berufsgenossenschaft finanziert worden ist – weil es sich um einen Arbeitsunfall gehandelt hatte.
Viel geboten beim Spendentag in Buch
„Helfende Pfoten“ organisiert daher oft Spendentage. „Nur bei uns in Bayern ist die Vereinigung kaum bekannt.“ Das soll sich mit Gisela Schmidt ändern, sie will im süddeutschen Raum als Ansprechpartnerin für die „Assistenzhunde Helfende Pfoten“ agieren. Bei ihrem Spendentag am 6. Oktober auf dem Gelände des Kartsportzentrums Rottal in Buch hofft sie, dass sich auch ein Netzwerk aufbauen lässt. Schon jetzt ist sie positiv überrascht, wie hilfsbereit sich manche Sponsoren zeigen. „Andrea Miedl von Angelo Arte aus Bayerbach beispielsweise bietet an, dass sie Portraits von den geliebten Haustieren malt – dazu soll es eine Versteigerung geben“, freut sich Gisela Schmidt.
Dass Luigi sie verlässt, verkraftet sie
Luigi wird Gisela Schmidt also bald verlassen. Was macht das mit der Pflegemama? Gisela Schmidt sieht das ganz abgeklärt: „Luigi ist ein Hund, der was leisten kann und will, der ist unterfordert bei mir. Luigi möchte helfen, das ist eine Gabe, die er hat und die muss man unterstützen.“ Außerdem hat sie in ihren 40 Jahren als Hundebesitzerin schon erleben müssen, was es mit einem macht, wenn plötzlich ein geliebtes Tier „nicht von alleine gehen kann“, wie sie es formuliert. „Das kann ich nicht mehr“, sagt sie. Das sei fast, wie wenn ein Kind stirbt.
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