Junge Sportler berichten
Wie Colleges in den USA mit Stipendien locken – Fußball als Türöffner für Bayerische Kicker

01.10.2024 | Stand 01.10.2024, 18:10 Uhr |
Florian Schweiger

International vertreten: Felix Paßberger (vordere Reihe, 2. v. l.) konnte in Miami nicht nur studieren und Fußball spielen, sondern fand auch neue Freunde aus aller Welt. − Foto: privat

Das Hobby zum Beruf machen – Colleges in Amerika wollen das ermöglichen. Sie bieten jungen Athleten an, für wenig Geld professionell ihrem Sport nachzugehen, möglicherweise den Sprung zu den Profis zu schaffen und ganz nebenbei noch ein Studium zu absolvieren. Auch immer mehr Fußballer aus Niederbayern folgen diesem Lockruf.

  

Idealerweise läuft es dann wie bei Julian Gressel. Der gebürtige Mittelfranke spielte vor seiner Zeit in den USA nie höher als Bayernliga, heute steht er Woche für Woche zusammen mit Weltfußballer Lionel Messi für Inter Miami in der MLS auf dem Platz. Profitiert hat der 30-Jährige dabei vom amerikanischen Draftsystem, bei dem sich US-Profivereine jeglicher Sportarten aufstrebende Talente von Colleges aussuchen und diese im Anschluss unter Vertrag nehmen können.

Die PNP hat sich mit jungen Kickern aus der Region unterhalten, die ebenfalls den Sprung nach Nordamerika gewagt haben. In drei Teilen erzählen sie von ihren Erfahrungen. Im ersten Teil: Felix Paßberger.

Spontan die Chance ergriffen



Das Thema Auslandssemester hatte Felix Paßberger (25) bereits abgehakt: Während seines Bachelors an der Uni Passau hatte er ein Angebot von einer Scouting-Agentur erhalten, ob er sich vorstellen könne, in die USA zu gehen und dort parallel zum Studium Fußball zu spielen. Paßberger lehnte jedoch ab, fühlte sich nicht reif genug. Stattdessen packte er in Passau einen Master drauf und steckte mittendrin, als im Herbst 2022 erneut eine Anfrage kam.

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„Damit habe ich nicht gerechnet“, gibt Paßberger zu. Aber: Die Idee, vor dem baldigen Arbeitsalltag noch einmal etwas völlig anderes zu machen, gefiel ihm richtig gut. Kurzerhand bewarb er sich und spielte bei einem Probetraining in Frankfurt vor verschiedenen Scouts von US-Colleges vor. Im Anschluss hieß warten – auf Angebote von Interessenten. Für Paßberger dabei ausschlaggebend: „Ich wollte in eine Stadt, in der man viel erleben kann.“ Aus diesem Grund habe er sich mit Zusagen zunächst zurückgehalten und „lange gepokert“, dass sich ein passendes College meldet. Die Taktik ging auf: Er bekam ein Angebot von der Florida Memorial University in Miami.

„Andere Kulturen kennenlernen“ hatte Vorrang



Mit Profifußball hatte sein Aufenthalt dort allerdings wenig zu tun: Sein College war Teil der dritten und schwächsten Division. Hier eine Einladung für den von Vielen so ersehnten Draft zu erhalten, ist mehr als unwahrscheinlich. Für ein College in der Division 1 sei er aber bereits zu alt gewesen, berichtet Paßberger. „Außerdem ging es mir von Anfang an eher darum, andere Kulturen kennenzulernen.“

Dementsprechend dankbar sei er, welche Türen der Fußball ihm geöffnet hat: Neben zahlreichen Erfahrungen und neuen Freundschaften gab es innerhalb eines Jahres einen zusätzlichen Masterabschluss oben drauf. „Das akademische Niveau ist mit dem in Deutschland natürlich nicht vergleichbar“, räumt er ein, „ich habe aber trotzdem viel lernen können.“ Das zweite Semester konnte er – auch weil die Collegesaison vor allem im Herbst stattfindet – bereits wieder von Passau aus erledigen. Fußball spielt Paßberger seither in Perlesreut (Landkreis Freyung-Grafenau), wo er auch Co-Trainer ist.


Die weiteren Teile der Serie lesen Sie unter www.heimatsport.de.

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