Fans von Rolando Villazón haben diesen Sonntagabend seit Langem herbeigesehnt. Selten gibt es im Landkreis Passau die Möglichkeit einem Weltstar so nah zu kommen wie am Wochenende in Fürstenzell.
Oliver Lakota, dem Organisator des Donau Festivals, ist es gelungen, Rolando Villazón für ein Konzert in Fürstenzell zu gewinnen.
Von Barock bis Neuzeit
Gemeinsam mit seiner virtuosen und umsichtigen Klavierbegleitung, Sarah Tysman, die seit 2016 als Professorin an der Universität der Künste in Berlin lehrt, zelebriert der mexikanische Tenor mit deutschen Wurzeln, Rolando Villazón einen „Belcanto“-Liederabend der Extraklasse. Von Scarlatti über Bellini und Verdi bis zu Puccini spannt sich der Bogen der Komponisten und die Auswahl der Werke, die für Piano und Gesang komponiert oder arrangiert wurden. Vom Barock bis zur die Neuzeit reicht die Auswahl der Kompositionen, Rolando Villazón unterteilt sein Programm in die „Arie Antice“ im ersten Teil des Programms und die „Canzoni“ nach der Pause.
Mit schauspielerischem Talent
Schon in den ersten Arien des Abends lässt Rolando Villazón sein schauspielerisches Talent aufblitzen, seine samtig weiche Stimme lässt zu Beginn des Konzerts eher einen Bariton als einen Tenor vermuten, aber im Verlauf des Abends wird Rolando Villazón sicherer und spätestens bei den Meisterwerken von Bellini ist der Weltstar mit der Akustik der Klosterkirche Mariä Himmelfahrt im Reinen, und seine Arien und Canzoni füllen den barocken Raum bis zu den Plätzen in den letzten Reihen mit Wohlklang.
Facettenreich, spontan, charmant und mit viel Mimik zelebriert der mexikanisch-französische Tenor die Lieder von Giuseppe Verdi, Paolo Tosti und Giacomo Puccini, hat in Sarah Tysman eine immer zuverlässige und umsichtige Klavierbegleitung und dürfte vielleicht manche Kritiker nachdenklich stimmen, die Rolando Villazón schon seit einiger Zeit das Überschreiten seines Zeniths nachsagen. In Fürstenzell beweist er seine Klasse als Ausnahmesänger, überrascht immer wieder mit seinem schauspielerischen Talent und seinem Atemvolumen, wenn er die letzten Takte eines Liedes besonders lang aushält und dann zum Schluss noch den Endtakt moduliert.
Sympathischer und menschlicher Sänger
Den gut 500 Besucher des außergewöhnlichen Liederabends in der Mariä Himmelfahrtskirche in Fürstenzell wird der Abend noch lange in Erinnerung bleiben. Ein gut gelaunter Weltstar, der sich auch durch kurze Störungen während des Abends oder durch gar zu eifrige Handyfotografen nicht aus der Ruhe bringen ließ und vier Zugaben gibt, darunter dem neapolitanischem Evergreen „Funiculì, Funiculà“. Dass er dann noch einem kleinem Mädchen in der ersten Reihe eine Rose aus dem ihm zum Dank übergebenem Blumenstrauß überreicht und eine weitere Rose ins Publikum wirft, hinterlässt im Landkreis Passau eine sehr sympathische und menschliche Visitenkarte – und fürs Publikum ein rundum gelungenes Konzerterlebnis.
Toni Scholz
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