Landkreis Passau
Vermittlungsprojekt: Tunesier als Auszubildende für bayerische Betriebe

31.01.2023 | Stand 17.09.2023, 4:13 Uhr |

Sehen eine Chance für die bayerischen Betriebe, dem bestehenden Mangel an Auszubildenden entgegenzuwirken: MdL Walter Taubeneder (2.v.r.) initiierte gemeinsam mit der Medica Gruppe ein Projekt zur Anwerbung von tunesischen Abiturienten zur Besetzung offener Ausbildungsstellen in Bayern. Mit in der Projektgruppe: Markus Diehl (v.l.), Edith Diehl und Hans Köck. −Foto: Christoph Weishäupl

In Bayern können immer weniger Ausbildungsplätze besetzt werden – ein Umstand, den die Coronapandemie nochmals verstärkt hat.

Hauptproblem ist für die Betriebe häufig schlicht der Mangel an Bewerbern, wie der Bayerische Industrie- und Handelskammertag (BIHK) zuletzt mitteilte. Derzeit bleiben 18483 betriebliche Ausbildungsstellen unbesetzt, mit gravierenden Folgen für zahlreiche ortsansässige Betriebe und ganze Branchen.

Dies nahm CSU-Landtagsabgeordneter Walter Taubeneder zum Anlass, um gemeinsam mit der Medica Gruppe, ein Unternehmen mit dem Geschäftsbereich der internationalen Arbeitsvermittlung, ein Projekt zur Anwerbung von tunesischen Abiturienten zur Besetzung offener Ausbildungsstellen in Bayern zu initiieren. „Die Besonderheit an diesem Vermittlungsprojekt besteht darin, dass es sich nicht um eine Fachkräfte-, sondern um eine Auszubildendenvermittlung handelt. Zudem verfügen die tunesischen Schulabgänger bereits über sehr gute Deutschkenntnisse“, sagt Taubeneder. Durch die vorhandene sprachliche Qualifikation sei schon mal die erste Hürde genommen.

„Kontingent“ von 900 tunesischen Abiturienten



Die Medica Gruppe, die im konkreten Projekt durch die Jobzioo GmbH vertreten wird, ist im Bereich der Fachkräftevermittlung auf dem deutschen Markt tätig. Das Unternehmen betreibt in verschiedenen Ländern – wie etwa in Tunesien – eigene Sprachschulen und ist direkt mit Universitäten und weiteren Schulen in Drittländern vernetzt bzw. unterhält mit diesen Kooperationsvereinbarungen. Durch die eigenen Sprachschulen verfügt die Medica Gruppe derzeit über ein Kontingent von rund 900 tunesischen Abiturienten, die kurzfristig auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz in Deutschland sind. Angesichts des Fach- und Arbeitskräftemangels in Bayern wäre eine Vermittlung dieses Kontingents an bestens vorqualifizierten ausbildungssuchenden Abiturienten nach Bayern besonders wertvoll, unterstreicht der Abgeordnete.

Zur Vermittlung der tunesischen Abiturienten auf offene Ausbildungsplätze in Bayern wurde seitens der Agentur bereits eine eigene Homepage (www.bayern-auszubildende.de) eingerichtet, über welche Betriebe ihren Bedarf an Auszubildenden melden können. „Auf Grundlage der hierbei durch die Zielunternehmen gemachten Angaben versuchen die Recruiter des Vermittlungsunternehmens, vor Ort geeignete Bewerber zu akquirieren und dem Unternehmen in Bayern entsprechend zu vermitteln“, wie der Projektverantwortliche der Personalvermittlungsgesellschaft Markus Diehl erläutert.

Betrieb aus Bad Füssing nimmt teil

Im Falle der Beauftragung übernimmt das Vermittlungsunternehmen gegen eine pauschale Gebühr neben der Auswahl bzw. Vermittlung der Auszubildenden auch alle behördlich notwendigen Belange, etwa die beglaubigte Übersetzungen aller Zertifikate sowie des Lebenslaufs, die Beantragung der Anerkennung des tunesischen Abschlusses bei der zuständigen Landesbehörde, die Erstellung eines notwendigen Anschreibens an die Deutsche Botschaft, die Vorrangprüfung an der Bundesagentur für Arbeit und die Beantragung einer Aufenthalts-genehmigung im beschleunigten Fachkräfteverfahren bei der zuständigen Ausländerbehörde.

„Die Vermittlung bestens vorqualifizierter tunesischer Abiturienten ist eine hervorragende Chance für die bayerischen Betriebe, dem bestehenden Mangel an Auszubildenden entgegenzuwirken“, ist Hans Köck, Inhaber des Campingplatzes Holmernhof in Bad Füssing, überzeugt. Köck hat bereits positive Erfahrungen mit der Vermittlung von Fachkräften aus Tunesien gemacht. „In unserem Betrieb werden in Kürze zwei tunesische Physiotherapeutinnen tätig werden, die wir über Anwerbung vor Ort für uns gewinnen konnten", berichtet der Unternehmer. Neben dem Ausbildungsniveau betont Köck, dass es bei seinen tunesischen Mitarbeiterinnen keinerlei Sprachbarriere oder Integrationshemmnisse gebe. Die Qualifikation in Tunesien habe seine Physiotherapeutinnen bestens auf die Erfordernisse einer Tätigkeit in Deutschland vorbereitet, so Köck in der Projektgruppe.

− red

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