Wo war sie? Wie konnte sie so plötzlich „verschwinden“? Gut vier Wochen ist es her, seit eine der besten bayerischen Amateur-Fußballerinnen der letzten Jahre „vermisst“ wurde. Von einem Spieltag auf den anderen: Kein Tor mehr, keine Vorlage mehr, keine Kapitänin mehr namens Franziska Höllrigl in den Spielberichten der Heimatzeitung oder auf heimatsport.de über das Bayernliga-Spitzenteam FC Ruderting und seine treffsichere Dribbel-Königin.
Beste Gelegenheit also, vor dem absoluten Liga-Gipfel der zweitplatzierten FCR-Damen an diesem Samstag (17 Uhr) in Ruderting gegen Spitzenreiter Spvgg Greuther Fürth das Geheimnis zu lüften um „Frän“, wie sie von ihren Mitspielerinnen gerufen wird: Höllrigl war gestern. Die weitum bekannte Spielmacher-Torjägerin heißt jetzt mit Nachnamen Schwaiberger. „Ja, weil wir am 2. Oktober geheiratet haben“, verrät die sympathische 28-Jährige.
Was freilich bleibt, ist ihre unglaubliche Quote von 251 Tor-Beteiligungen (154 Tore/97 Vorlagen) in 221 Partien der höchsten Frauen-Amateur-Spielklassen seit der Saison 2012/13 – vorwiegend Bayernliga und Regionalliga, also 3. bzw. 4. Liga im Damenfußball. Ehemann Simon ist im übrigen nicht nur ihr größter Fans auf dem Fußballplatz, sondern als Spross der bekannten Supermarkt-Dynastie Schwaiberger mit Edeka-Märkten am Stammsitz Tiefenbach sowie in Passau und Waldkirchen auch Trikotsponsor der Nummer 1 im niederbayerischen Frauen-Fußball.
Tore auflegen macht ihr mehr Spaß
Dass die Rudertingerinnen in den letzten Jahren sogar dem einstigen Regionalligisten SV Frauenbiburg – für den Franziska von 2012 bis 2018 selbst auflief – den Rang abgelaufen haben, daran hat die in Preming bei Tittling aufgewachsene „Straßenfußballerin“ mit ihrer überragenden Technik, Spielübersicht und Uneigennützigkeit einen gehörigen Anteil. „Ehrlich gesagt macht mir Tore auflegen für meine Teamkolleginnen noch mehr Freude, als selbst zu treffen“, erzählt die kickende Bauzeichnerin, die einst als kleiner Wirbelwind schon auf dem Schulhof des Auersperg-Gymnasiums Freudenhain in Passau die Jungs schwindlig spielte. Sie entstammt im übrigen der Haselbacher Fußballer-Familie Höllrigl mit den vier kickenden Brüdern Werner, Manfred (ihr Papa), Wolfgang und Markus.
Zuletzt glänzte Frau Schwaiberger beim 6:0 ausgerechnet gegen ihren Ex-Klub Frauenbiburg mit einem Viererpack. Für die stets ruhig und besonnen auftretende Kapitänin an sich „nichts Außergewöhnliches, weil ich dort aktuell praktisch keine Spielerin mehr kenne.“ Ob sie denn seit ihrer Hochzeit in punkto Torejagd – momentan führt sie mit 14 Saisontreffern aus 10 Partien mit weitem Abstand die Bayernliga-Torschützenliste an – noch effektiver geworden ist? Da muss „Frän“ herzhaft lachen: „Ganz im Gegenteil – nach dem Ja-Wort hab’ ich ein paar Spiele überhaupt nicht getroffen, erst in den beiden letzten Partien hat‘s wieder geklappt.“
Traumtor gegen Fürth
Zum Spitzenduell gegen die aktuell mit drei Punkten Vorsprung führenden Fürtherinnen gibt’s für die ehemalige Frau Höllrigl noch eine ganz besondere Vorgeschichte: Nach dem Landesliga-Meistertitel des FCR ging’s im Sommer 2019 im allerersten Bayernliga-Match der Rudertinger Fußballhistorie gegen – die Spvgg Greuther Fürth. Und da passierte Folgendes für die Fußball-Geschichtsbücher: Franziska Höllrigl umkurvt vor und im gegnerischen Strafraum ein halbes Dutzend Gegenspielerinnen wie Slalomstangen – und erzielt den „Bayern-Treffer des Jahres 2019“, quasi das offiziell von BFV und Bayerischem Fernsehen gekürte schönste Tor des Jahres.
Gibt die Auszeichnung von damals der 28-Jährigen eventuell nochmal einen Extra-Kick im Duell mit den Fränkinnen? „Ach nein, das ist ja schon so lange her“, winkt Franziska Schwaiberger ab. „Gegen Fürth genügt mir schon ein Blick auf die Tabelle als Top-Motivation.“ Will heißen: Mit einem Sieg die Tabellenspitze übernehmen „und dann so lange wie möglich oben mitspielen.“
Geht da vielleicht auch was in Richtung Regionalliga? „Wir haben ja letzte Saison schon die Relegation gespielt – also wenn sich die Möglichkeit ergibt, würden wir das sicher mitnehmen“ , sagt die vom Bayerischen Fußball-Verband in den Statistiken immer noch als Höllrigl geführte Frau Schwaiberger. „Das zu ändern, ist ein ziemlicher Aufwand mit Ausweiskopie etc. – und weil noch eine Mitspielerin geheiratet hat, machen wir das gemeinsam in der Winterpause.“ Dann ist die „Vermisstensuche“ im Fall Schwaiberger/Höllrigl auch hochoffiziell abgeschlossen.
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