Die Stifte sind gespitzt und die Schultüten gepackt: Am Dienstag erleben knapp 1800 Kinder im Landkreis Passau ihren allerersten Schultag. Was sie erwartet, was heuer neu ist und woran ihre Eltern denken sollten, erklärt Schulamtsdirektor Klaus Sterner im Gespräch mit der PNP.
An den Grundschulen im Passauer Land wird es heuer insgesamt 80 reine 1. Klassen geben, berichtet Sterner. „Die durchschnittliche Klassenstärke beträgt rechnerisch 21,3 Schüler.“ Dass die Schulanfänger unter sich sind, ist an den Landkreisschulen die Regel, doch es wird auch heuer jahrgangsgemischte Klassen geben, in denen die Neulinge zusammen mit den Zweitklässlern unterrichtet werden. Reguläre Kombiklassen (ohne Deutschklassen) gibt es in diesem Schuljahr 18, und zwar an den Grundschulen in Salzweg, Tiefenbach, Alkofen-Pleinting, Beutelsbach, Rotthalmünster, Neuhaus am Inn sowie in Witzmannsberg. Auch dank der Kombiklassen kann Sterner die gute Nachricht verkünden: „Es gibt keine Grundschule im Landkreis, an denen sozusagen keine 1. Klasse zustande kommt. An ein paar kleineren Grundschulen gelingt dies auch schon über die letzten Jahre hinweg mit Kombiklassen.“
Förderbedarf nicht nur bei Migrantenkindern
Eine Herausforderung für die Grundschulen im Landkreis ist schon seit einigen Jahren der steigende Förderbedarf in Deutsch – und das nicht nur aufgrund der Migration. „Entscheidend ist nicht der Migrationshintergrund, sondern die Sprachkenntnisse, die unsere Schüler mitbringen“, sagt Klaus Sterner. Auch bei deutschen Kindern gibt es mitunter Defizite, an denen gearbeitet werden muss. „Deshalb sollen in Kooperation mit den Kindergärten Vorschulkinder mit Defiziten in diesem Bereich in ihrem letzten Kindergartenjahr im sogenannten Vorkurs Deutsch gefördert werden, um den Einstieg in das Schulleben zu erleichtern“, erklärt der Schulamtsdirektor.
An ausgewählten Schulen im Landkreis Passau wurden für Kinder, die dem Unterricht aufgrund sprachlicher Defizite noch nicht folgen können, sogenannte Deutschklassen eingerichtet. Solche Klassen gibt es laut Sterner an den Grundschulen in Hutthurm, Bad Griesbach, Fürstenzell, Hauzenberg und Pocking. „Hier können wir seitens des Schulamts auch Schüler zuweisen, die zu einem anderen Schulsprengel gehören, damit sie ein spezielles Sprachförderangebot bekommen.“ Darüber hinaus gibt es zusätzliche „DeutschPLUS“-Stunden für Schulen, die keine Deutschklassen eingerichtet haben, aber ihre Schüler im Bereich Deutsch unterstützen müssen.
Deutschförderung ist ein großes Thema
Der Anteil der Kinder, die eine besondere Deutschförderung benötigen, ist von Schule zu Schule sehr unterschiedlich, wie Sterner berichtet. Unabhängig vom Schulstandort gibt es noch weitere Möglichkeiten, die Kinder zu fördern: „Wir haben für unsere Schüler sowohl in der Stadt als auch im Landkreis Passau ein zusätzliches und sehr bewährtes Förderangebot im Rahmen von ,PASSgenAU‘, einer Kooperation von Universität, Wirtschaftsforum und Schulamt, das es so auch nur bei uns gibt.“ Über Lernpaten – das sind extra für diesen Zweck ausgebildete Studenten der Universität Passau – können die Schulen zusätzliche Ressourcen erhalten, um Schüler in Mathematik und Deutsch individuell zu fördern. „Hier profitieren auch Schüler, die sprachliche Defizite aufweisen“, betont Klaus Sterner den Nutzen des Angebots.
Doch nicht nur für die 1800 Erstklässler ist der erste Schultag heuer etwas Besonderes. Auch unter den rund 1000 Lehrkräften an den staatlichen Grund- und Mittelschulen im Passau gibt es einige, für die ein neuer Lebensabschnitt beginnt: An der Grund- und Mittelschule Eging gibt es mit Ingrid Hain eine neue Konrektorin in der Schulleitung. Die Grundschule Aicha vorm Wald hat als neue Schulleiterin Marion Augenstein, und an der Mittelschule Aidenbach übernimmt Jürgen Wolf die Schulleitung. Noch nicht nachbesetzt sind laut Klaus Sterner die Schulleiterstellen an den Grundschulen in Thyrnau und Vilshofen.
Und auch in den Lehrplänen gibt es Neuerungen: Bayerns Kultusministerin Anna Stolz hat eine PISA-Offensive gestartet. Dahinter steckt „ein ganzheitliches Maßnahmenpaket mit dem Ziel, bestmögliche Zukunftschancen und nachhaltigen Bildungserfolg für alle Schüler zu gewährleisten“, wie Klaus Sterner zusammenfasst. Teil des Maßnahmenpakets ist die Stärkung der Basiskompetenzen in den Bereichen Lesen, Schreiben und Rechnen.
Mehr Deutsch und mehr Mathe auf dem Stundenplan
„Deshalb wurden die Stundentafeln in Deutsch (je eine Stunde zusätzlich in allen Jahrgangsstufen von 1 bis 4) sowie in Mathematik (je eine Stunde in den Jahrgangsstufen 1 und 3) verändert“, erklärt Sterner. Um dies zu ermöglichen, erfolgt eine „Flexibilisierung der Stundentafel im Rahmen eines Ermessensentscheids der Lehrerkonferenz“, sagt der Schulamtsdirektor. Aber: „Kein Fach darf dabei gestrichen werden.“
Den oft nicht minder aufgeregten Eltern der Erstklässler rät der Schulamtsleiter, den Schulstart mit einer gewissen Gelassenheit anzugehen und dem Kind die Möglichkeit zu geben, sich in der neuen Klassen- und Schulumgebung einzufinden. „Das geht bei manchen Kindern sehr schnell, manchmal dauert es auch etwas länger oder ist anfangs etwas holprig.“ Außerdem sei es wichtig, dass Eltern und Lehrkräfte gerade am Anfang in engem Austausch stehen, „vor allem dann, sollte es widererwartend Probleme beim Schulstart geben. Miteinander sprechen statt übereinander – es wäre wünschenswert, wenn dies die gesamte Schulzeit über berücksichtigt werden könnte“.
Neue Grundschulrektorin in Aicha
Ein bisschen nervös, aber auch voller Vorfreude fiebert Marion Augenstein dem morgigen Dienstag entgegen. Für die 52-jährige Schöllnacherin wird es der erste Schultag als Rektorin an der Grundschule Aicha vorm Wald sein.
Anders als die 83 Grundschüler der Gemeinde, darunter 19 Erstklässler, war die neue Schulleiterin schon letzte Woche jeden Tag in der Schule. „Es gefällt mir gut hier“, sagt Marion Augenstein. „Es gibt hier laute nette Leute, die mich mit offenen Armen aufgenommen haben.“ Termine mit dem Schulamt, dem Bürgermeister, Rathausverwaltung und Pfarrgemeinde hatte sie bereits – und sie hat natürlich das Lehrerkollegium kennengelernt.
Zuvor war Marion Augenstein Konrektorin an der Grundschule Schöllnach. Nach Aicha kommt sie, weil sie die Aufgabe als Schulleiterin reizt. Noch wirken die Regale im neuen Büro recht leer, doch das wird sich ändern. Außerdem soll es grüner werden: Die Hobbygärtnerin möchte ein paar Pflanzen mitbringen. Auch im Klassenzimmer stehen noch letzte Vorbereitungsarbeiten an. Sie unterrichtet die 3b.
Auf dem Stundenplan steht für alle Klassen auf jeden Fall Musik, denn Aicha ist ab heuer „musikalische Grundschule“. Das hat Marion Augensteins Vorgängerin noch organisiert. Auch Kunst bleibt im Stundenplan – eines von Marion Augensteins Lieblingsfächern neben Mathe.
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