An den kommenden beiden Wochenenden wetteifern die besten Nachwuchs-Skispringer und -Kombinierer des Landes in Rastbüchl um Punkte im bayerischen und deutschen Schülercup. Es wird mächtig was los sein rund um die Schanzenanlage in der Gemeinde Breitenberg – und doch könnten die Tage gezählt sein, an denen auf der weit und breit einzigartigen Einrichtung gesprungen wird. Gibt’s kein Geld, droht das Aus. Die Heimatzeitung sprach mit Margit Uhrmann, Vorsitzende des WSV DJK Rastbüchl und Vizepräsidentin des Bayerischen Ski-Verbands (BSV), über ihren Job zwischen Skisport und Rathaus, über die Sorge vor dem Verlust und was er nicht nur für die Region bedeuten würde.
Frau Uhrmann, Sie sind an den beiden kommenden Wochenenden einmal als Wettkampfleiterin und einmal als Organisationschefin im Einsatz. Was machen Sie da?
Margit Uhrmann: Eine umfangreiche Aufgabe ist die Einteilung des Helferteams, wobei mich da Andi Schmid, unser zweiter Vorstand, kräftig unterstützt. Aber insgesamt bin ich diejenige, auf die alles zukommt. Da ist viel zu regeln: Länge des Anlaufs, Zustand der Schanze, Einteilung der Kampfrichter. Wenn ich dann auch noch als Rennleiterin eingesetzt bin, bin ich an der Ampel, kurz: An mir hängt die komplette Organisation Sprunglauf.
Mit einem Aus für die Schanze hätten sich solche Veranstaltungen erledigt...
Uhrmann: Die Schanze ist die einzige Anlage in Niederbayern und der Oberpfalz, die nächste Anlage ist über 200 Kilometer weg. Das heißt, wenn es die Schanze in Rastbüchl nicht mehr gibt, kann bei uns kein Kind mehr Skispringen. Aufhören müssten mit ihrem Sport dann auch die Kombinierer. Und in zwei, drei Jahren wäre dann auch der Langlauf kaputt, weil wir dann auch nicht mehr das Geld hätten, die Startgelder, die Übernachtungen, die Ausrüstungen für unsere Kinder zu finanzieren.
Von wie vielen Nachwuchssportlern sprechen wir da?
Uhrmann: Das sind um die 120 Sportler, 35 an der Schanze, Langläufer haben wir über 80.
Jetzt kommt an den beiden nächsten Wochenenden ja auch der bayerische und deutsche Top-Nachwuchs des Nordischen Skisports nach Rastbüchl. Könnten denn, falls es die Schanzenanlage hier nicht mehr gäbe, solche Veranstaltungen zu diesem Zeitpunkt woanders durchgeführt werden?
Uhrmann: Zu diesem Zeitpunkt, sprich: im Dezember, nein. Wir sind die einzige Schanze, die sprungbereit ist. Es ist seit Jahren so, dass wir immer die ersten sind und die einzigen, die im Dezember einen Wettkampf machen können.
Also müssten doch die Skiverbände ein existenzielles Interesse am Erhalt der Rastbüchler Schanze haben...
Uhrmann: Absolut. Es trifft ja nicht nur die Wettkämpfe im Dezember. In den vergangenen beiden Jahren haben wir vier, fünf zusätzliche Wettkämpfe übernommen, sei es aus Oberstdorf, aus Oberhof, irgendwoher, weil dort eben nichts ging.
Also, was nun? Man hört, eine Aufstufung zum Landesleistungszentrum könnte der Rettungsanker sein.
Uhrmann: Das ist so. Auf Dauer können wir nicht überleben. Diese Idee der Leistungszentren wird gerade neu definiert. Die heißen dann Landesstützpunkt. Wie hoch die Förderung ist, ist aber noch nicht heraußen. Wir hätten aber zumindest einen Investitions- und Betriebskostenzuschuss. Anders können wir nicht überleben. Der Bayerische Ski-Verband hat uns eine Überbrückungshilfe zugesagt, auch der Landkreis sagt, ja, wir helfen mit. Da können wir schon noch mal zwei Jahre überbrücken. Aber auf Dauer geht es nicht anders, als dass wir Stützpunkt werden. Sonst sind wir kaputt.
Wie viel Geld braucht’s denn?
Uhrmann: Es bräuchte so um die 60000 Euro pro Jahr.
Klingt jetzt nicht nach einer unerschwinglichen Summe.
Uhrmann: Absolut nicht. Das ist ja das Groteske. Jeder Politiker, mit dem man spricht, sagt, das sind doch Peanuts. Aber keiner ist bereit, diese Peanuts zu zahlen. Wenn ich das aufs Jahr umrechne, geht’s um 5000 Euro im Monat. Meiner Meinung nach müssten das die Kinder und der Sport in der Region doch wert sein.
Sie kämpfen für den Erhalt der Schanze, führen einen Verein, stellen sich ganze Wochenende an die Schanze. Sie könnten es sich einfacher machen.
Uhrmann: Ich mache das echt gern, auch wenn da natürlich schon viel Zeit drauf geht. Es ist total schön, wenn die Wettkämpfe stattfinden können, wenn die Kinder mitmachen können. Ich habe es ja an meiner Tochter gesehen, die von klein auf dabei war. Und das schönste bei uns ist, dass wir so viele engagierte Helfer haben. Wir brauchen beim Sprung 30 Leute, beim Langlauf 30. Das sind alles Ehrenamtliche, und jeder ist mit vollem Einsatz dabei. Das ist für viele wie eine zweite Familie. Ich bin da ja auch reingeboren. Aus der Nummer komm’ ich so schnell nicht mehr raus.
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