Stützpunkt-Entscheidung naht
Nordisches Zentrum Rastbüchl: Hoffen und Bangen an den Schanzen

24.01.2025 |

Schanzenanlagen in Rastbüchl: Die Spur für die K75-Anlage (rechts) muss erneuert werden, auf den beiden kleineren Schanzen stehen dringende Arbeiten an den Banden im Auslauf an. − Foto: Archiv

Erstmal geht es um die Sanierung der Schanzen, aber darüber hinaus wünschen sie sich beim Wintersportverein DJK Rastbüchl (Landkreis Passau) einfach eine „tragfähige Zukunft“, wie Vorsitzende Margit Uhrmann sagt. Jetzt stehen entscheidende Tage und Wochen an.

  

Sie müssen sich fühlen wie ein Skispringer, der unten im Schanzenauslauf steht und auf die Noten der Punktrichter wartet. Er weiß, er hat alles getan, er hat sich vorbereitet, hat auf vieles verzichtet, die Weite stimmt, aber das Ergebnis hängt nun in weiten Teilen vom Urteil der Punktrichter ab. „Wir waren von jeher gewohnt, für uns selbst zu sorgen“, sagt Margit Uhrmann. „Aber“, so setzt sie hinzu, „ganz allein geht es halt nun mal nicht.“

Margit Uhrmann ist Vorsitzende des WSV DJK Rastbüchl. Zusammen mit vielen motivierten Mitgliedern managt sie den Wintersportverein im Unteren Bayerischen Wald , freut sich über Erfolge der nachrückenden Skispringer-Garde und darüber, „wenn im Training 70, 80 junge Langläufer rumwuseln“, wie sie sagt. Sie tun, was sie können, die Sportmacherinnen und -macher des WSV – und sind doch jetzt von Entscheidungen außerhalb ihrer Reichweite abhängig. Die Schanzenanlagen sind in die Jahre gekommen und müssen dringend saniert werden. Die Spur für die K75-Schanze muss erneuert werden, auf den beiden kleineren Anlagen stehen dringende Arbeiten an den Banden im Auslauf an.

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Es ist ein zähes Ringen. Um verbindliche Zusagen, um Geld. Am Kompromisswillen mangelt es nicht: Für die große K75-Schanze würden die Rastbüchler auch die alte Anlaufspur aus Berchtesgaden nehmen, nachdem dort eine neue verlegt wird. „Das würd’ günstiger werden als eine neue“, sagt Margit Uhrmann. Aber auch die Frage nach einem Einbau ist nach ihren Worten ungeklärt. So oder so: Für eine wie auch immer geartete Ertüchtigung braucht es politische Entscheidungen – und Geld. Einiges ist auf den Weg gebracht, aber den Rastbüchlern läuft die Zeit davon.

„Ohne Stützpunktkonzept würde uns die Perspektive fehlen“



Bange Blicke richten sich gen München, wo nach Uhrmanns Informationen in der kommenden Woche Innenministerium und Bayerischer Landessport-Verband (BLSV) die Kriterien für die künftigen Landesleistungsstützpunkte festlegen wollen. Dahinter steckt die Überlegung, pro Sportart künftig landesweit nur einen Stützpunkt zu unterhalten. Die Sorge, dass Rastbüchl leer ausgehen könnte, ist greifbar. Die Folgen wären gravierend. „Ohne Stützpunktkonzept würde uns die Perspektive fehlen“, stellt Margit Uhrmann nüchtern fest. Da helfen auch gut gemeinte politische Bekenntnisse wenig, auch die tatkräftige Unterstützung des Landkreises würde am Ende zu kurz greifen. In Rastbüchl wollen sie einfach eine „tragfähige Zukunft“, wie Margit Uhrmann sagt. Wenn’s die nicht gibt, „dann war’s das“, schließt sie düster.

Dabei ist es ja nicht so, dass es grundsätzlich an Solidarität fehlen würde. Die VR-Banken in Stadt und Landkreis Passau haben eine Crowdfunding-Aktion ins Leben gerufen. Unter dem Motto „Viele schaffen mehr“ sind bislang rund 17.000 Euro zusammengekommen. Jede Spende wird dabei von der VR-Bank aufgedoppelt. Bis 16. März soll die Zielsumme von 50.000 Euro erreicht sein. Aber auch da tickt die Uhr: Wird das Spendenziel nicht erreicht, muss, so schreiben es die Regeln vor, das Geld an die Spender zurückgezahlt werden.

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In Rastbüchl halten derweil Vorstand, Trainer und Helfer das Geschäft am Laufen. Organisieren Übungseinheiten, fahren mit den Sportlern zu Wettkämpfen, richten Langlaufstrecken und Schanzenausläufe her. Demnächst stehen wieder drei Wettkämpfe an, darunter vom 14. bis 16. Februar die deutschen Schülermeisterschaften im Sprunglauf und in der Nordischen Kombination. Die Wettbewerbe haben die Rastbüchler kurzfristig von Garmisch-Partenkirchen übernommen. Ihre ungewisse Lage ändert nichts daran: Gerne sorgen sie für die anderen mit, die unentwegten Kümmerer vom Wintersportverein. Alles andere liegt nicht in ihrer Hand.

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