Er war ein Schiffsmeister, Wirt und Wohltäter. Dieser Satz fasst sein Leben und sein Werk gut zusammen. Am 12. September vor 275 Jahren ist Lukas Kern gestorben. Jedes Schulkind in Obernzell und Passau kennt seinen Namen. Im Donaumarkt und in der Dreiflüssestadt hat er als Spender, Mäzen und Stifter tiefe Spuren hinterlassen. Häuser, Stiftungen und Straßen tragen seinen Namen.
Passau war dabei der Hauptbereich seines Wirkens gewesen, wirtschaftlich und sozial. Aber seinen Geburtsort Obernzell (damals Hafnerzell) hat er nie vergessen.
Mäzen förderte auch den Geburtsort Obernzell
Am 15. Oktober 1681 war er als Sohn des Bindermeisters und Winzers Christoph Kern und dessen zweiter Ehefrau Maria Voytl geboren worden. Seine Mutter war eine „Überführerstochter“ aus Passau-Ilzstadt gewesen. Der Vater hatte auch eine Donaufähre betrieben. Der Sohn lernte vom Vater dessen Handwerk. Im Alter von 30 Jahren versuchte er durch Heirat mit der Tochter Anna Theresia des Schiffsmeisters Rupprecht Schwarz zum Mitglied der Schiffergilde in Passau zu werden. Zunächst wehrte sich nach Auskunft der Lukas-Kern-Stiftung die Gilde, mit dem Argument, dass das Amt eines Schiffsmeisters nicht an die Tochter oder deren Ehemann vererbt werden könne. Dazu habe Kern nicht die erforderlichen Kenntnisse. Außerdem sei er zu reich. Mit Hilfe des Mautamts und des fürstbischöflichen Hofrats konnte Kern jedoch seine Pläne durchsetzen.
Der Schiffstransport war offenbar sehr einträglich. Das Ehepaar Kern hatte aber noch weitere sehr gute Einkunftsquellen. Da waren das Gasthaus „Zur Goldenen Sonne“ im Unteren Sand in Passau sowie die Holztrift auf der Ilz und der Salzhandel. Der Historienmaler Ferdinand Wagner schuf dazu ein Fresko im Ratskeller.
Behielt seinen Reichtum nicht allein für sich
Seinen Reichtum behielt er aber nicht für sich. Er nutzte das viele Geld für gute Taten, in Passau und in seinem Geburtsort Obernzell. Und da ist die Liste lang. Mit seiner bedeutendsten Stiftung spendete er in seinem Testament 72400 Gulden für den Bau des Passauer Waisenhauses. Dieses wurde 1758 eingeweiht und war bestimmt für zwölf Knaben und zwölf Mädchen aus Bürgersfamilien. 1763 weihte Fürstbischof Joseph die dazugehörige Kapelle. Darüber hinaus gibt es noch viele fromme Stiftungen in seinem Namen in Passau und Umgebung.
In Obernzell unterstützte der freigiebige und tiefreligiöse Mann den Aufbau der Marktkirche mit hohen Beträgen. Er stiftete dafür einen wertvollen Kreuzweg und finanzierte eine Rosenkranz-Stiftung an Sonn- und Feiertagen sowie 1757 einen Jahrtag für sich und seine Ehefrau.
Der von Kern 1746 gestiftete Kreuzweg in der Kirche Obernzell stammt vermutlich aus der Werkstatt des Linzer Malers Bartholomäus Altomonte. Mehrere auf Leinwand gemalte Stationen sind von hohem künstlerischem Wert. Auf die obere Leiste der schwarzen Rahmen ist aus Holz geschnitztes und vergoldetes Muschelwerk aufgesetzt.
Straßen in Passau und Obernzell ihm gewidmet
Sein stattliches Grabmal befindet sich in der Passauer Pfarrkirche St. Paul. Zum Grabmal gehören zehn Reliefbilder, die seine Familiengeschichte erzählen. Kern starb am 12. September 1749 im 69. Lebensjahr, seine Gattin Anna Theresia folgte ihm 1764 im 72. Lebensjahr.
Die Marktgemeinde Obernzell hat ihrem berühmtem Sohn und großzügigen Mäzen auch eine Straße gewidmet. Die Lukas-Kern-Straße führt dabei im Westen des Marktes von der Hauptstraße (Bundesstraße 388) hinab Richtung Donau, stromaufwärts westlich am Fluss entlang, um dann wieder in die Hauptstraße einzumünden.
Auch Passau hat eine Lukas-Kern-Straße. Diese verläuft in der Altstadt von der Jesuitengasse/Klosterwinkel zum Römerplatz.
Nicht nur die Passauer und Obernzeller profitierten von Kerns Nachlass und Spenden. Grainet (bei Freyung) konnte dank Kerns Erbe im Jahr 1750 zur eigenständigen Pfarrei werden. Auch der dortige Kirchenbau wurde durch ihn möglich.
− np/mr
Zu den Kommentaren