Bad Griesbacher Kabarett-Tage
„Meine Rede“ vor ausverkauften Reihen

10.11.2024 | Stand 10.11.2024, 17:00 Uhr |

„Meine Rede“ ist das zwölfte Soloprogramm des Kabarettisten Bruno Jonas. In Bad Griesbach hat es der 71-Jährige im Rahmen der Kabarett-Tage präsentiert. − Foto: Doris Kessler

Am zweiten Abend der Bad Griesbacher Kabarett-Tage ist Bruno Jonas vor ausverkauften Reihen im Kursaal aufgetreten. „Meine Rede“ ist das zwölfte Soloprogramm des 71-Jährigen.

Bruno Jonas ist, das kann man angesichts seiner mittlerweile über 50-jährigen Bühnenpräsenz feststellen, ein kabarettistisches Urgestein. Noch dazu eines, das aus der Region kommt, etwas, das der gebürtige Passauer durchaus zu genießen scheint, wenn er sagt: „Ich falle öfter mal in meine natürliche Sprachquelle zurück.“ In Bad Griesbach muss man eben nicht erklären, dass „warad“ und „dadat“ Konjunktive sind.

Kabarett ist, wenn man trotzdem denkt


Kabarett ist, wenn man trotzdem denkt – das ist ein Satz, der oft an diesem Abend fällt, und „Whatever it is, I’m against it“, „Ich bin nur noch an meiner eigenen Meinung interessiert“, kündigt Jonas dem Publikum an und schickt hinterher: „Sie sollten immer dran denken, dass das, was ich sage, womöglich anders gemeint ist.“

Ein Satz, an den man sich erinnert, wenn Bruno Jonas Dinge sagt wie: „Macht es wie der Trump. Lügt. Denn die Lüge kommt beim Wähler besser an.“ Oder: „Wir sollen alle vier Jahre wählen. Ich weiß gar nicht, ob ich das will.“ Denn: Wenn der Wähler ohnehin alle vier Jahre falsch wähle, müsse man sich schon fragen, ob „der wirklich noch mal wählen sollte“. Der Anrede „Meine Damen und Herren“ erteilt der 71-Jährige gleich mal eine Absage, Damen wären hier nun wirklich keine im Saal, denn per Definition spreche eine Dame nicht, sondern sitze still da, während der Fürst spricht.

Politisch arbeitet sich Jonas – ganz anders als früher – vornehmlich an den Grünen ab. Für die CSU bleibt ein magerer Gag übrig: Ein Ikea-Pult, Modell Edmund, hat der 71-Jährige an diesem Abend mitgebracht, „benannt nach einem großen bayerischen Redner“. Stattdessen widmet sich Jonas dem „Habeck“, frotzelt über die Bekanntgabe von dessen Kanzlerkandidatur am Küchentisch und versucht sich in Bewertungen über die Optik der deutschen Außenministerin („Ein weißer Hosenanzug“), die er konsequent nur „Annalena“ nennt.

Den drei Regierungsparteien gehört der Jonas’sche Spott an diesem Abend, wobei die FDP fast schon zu gut wegkommt – aber immerhin hat Bruno Jonas das Ampel-Aus noch einarbeiten können ins Programm: „Ich glaub, das ist mit dem Wissing abgesprochen, dass der dabei bleibt und dem Lindner steckt, was so läuft.“

Als Künstler macht er nur Pointen-Angebote


Bruno Jonas ist ein Meister darin, sich zu echauffieren, zwischen philosophischen Zitaten und Sprachakrobatik hin- und her zu springen. In „Meine Rede“ arbeitet er sich an der woken jungen Generation ab, am Gender-Wahn, am Selbstbestimmungsgesetz und bedauert, dass er, als Hetero, wohl zu langweilig sei. Seine Gedankensprünge fordern höchste Konzentration im Publikum, und ja, da tut es zwischendrin gut, dass man einfach nur unbeschwert auflachen kann, wenn Bruno Jonas seine Odyssee hin zu einem schnelleren Internet amüsant ausarbeitet. Immerhin, in einer Telefon-Warteschleife beim Internet-Anbieter hing doch irgendwie jeder schon mal. „40 Minuten Warteschleife – wie viel Moment Geduld sind da drin?“.

Auch über Jonas‘ Bild vom gemeinsamen Fernsehabend mit der Ehefrau lacht das Publikum, wohl, weil man sich gut damit identifizieren kann: „Nach 40 Jahren Ehe kannst du froh sein, wenn du vorm Fernseher in die gleiche Richtung schaust.“ Er, als Künstler, mache, immer nur Pointen-Angebote. „Für die Lacher sorgen Sie.“

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