Thyrnau
Kritik an Feuerwehrhaus-Standort

Anwohner kritisieren Gemeinderat für Planung des Neubaus – Angst vor zu viel Lärm und Wertverlust ihrer Wohnhäuser

23.09.2023 | Stand 25.10.2023, 12:27 Uhr |

Diese Fläche an der südlichen Ortseinfahrt nach Thyrnau sorgt für erhitzte Gemüter. Das dort geplante Feuerwehrhaus sorgt vor allem bei Anwohnern für Unmut. − Foto: Stangl

Am Bau des neuen Feuerwehrhauses in Thyrnau (Landkreis Passau) scheiden sich noch immer die Geister: „Mit Entsetzen stelle ich nun fest, dass eine Erweiterung des Mischgebietes am südlichen Ortsrand von Thyrnau geplant ist“, schreibt ein Beschwerdeführer. Es ist nicht nur die Gebietserweiterung, die ihm sauer aufstößt: Grund für die Ausweitung des Mischgebietes ist der geplante Neubau eines Feuerwehrgerätehauses, das im Thyrnauer Süden entstehen soll.

Wie zehn weitere Grundstücksnachbarn und Beteiligte konnte er im Zuge der Bauleitplanung Stellung nehmen – einer unter ihnen selbst Mitglied bei der Feuerwehr Thyrnau sowie eine Person, die in der Gemeinde beschäftigt ist. Die Bilanz ist ernüchternd: Acht Stellungnahmen sind eingegangen, nur zwei davon stimmten den Planungen zu. In seiner jüngsten Sitzung hat der Gemeinderat nun trotzdem sowohl den Entwurf zur Änderung des entsprechenden Bebauungsplans „Thyrnau Süd DB 08“ als auch den gleichnamigen Flächennutzungsplan einstimmig bewilligt und zur erneuten Auslegung freigegeben.

„Erweiterung ist respekt- und rücksichtslos“

Die Gemüter sind seit Jahren erhitzt: Bereits in den 90ern wurde der südliche Ortsrand von Thyrnau als Mischgebiet ausgewiesen. Demnach können sich laut Baunutzungsverordnung (BauNVO) neben privaten Wohnhäusern auch Gewerbebetriebe ansiedeln, „die das Wohnen nicht wesentlich stören“. Aus den Stellungnahmen geht hervor, dass die Anrainer keinesfalls von störungsfreiem Wohnen berichten. Hoher Lärmpegel durch Hämmern, Bohren und laute Motorengeräusche sowie der Geruch von Lacken würden die Anwohner durch die ansässigen Unternehmen täglich belasten.

„Man ist gegenüber diesen Beeinträchtigungen machtlos und das ist der Gemeinde seit vielen Jahrzehnten durchaus bekannt“, kritisiert ein Anwohner in seiner Stellungnahme. Als „außerordentlich respekt- und rücksichtslos“ empfinde er den Schritt der Gemeinde, nun auch noch eine Erweiterung des Mischgebiets für das neue Feuerwehrhaus zu beschließen.

Der Abwägungsvorschlag seitens der Gemeinde verweist in diesem Fall darauf, dass das Grundstück des Anwohners aufgrund der Entfernung und dazwischenliegender Bebauung nicht unmittelbar vom Betrieb des Feuerwehrgerätehauses betroffen sei. Weiter heißt es: „Es ist im Hinblick auf die bestehenden Gewerbebetriebe keine zusätzliche Belastung zu erwarten.“

Andere Anlieger seien ebenfalls entsetzt darüber, ein Feuerwehrhaus „mitten in unsere Wohnsiedlung“ zu bauen. Sie fürchten, dass mit der Erweiterung des Mischgebiets schlimmstenfalls weitere Firmen in nächster Umgebung ansässig würden und somit auch der letzte große Vorteil von ruhigem Leben auf dem Land verloren ginge. „Ich empfinde das als groben Eingriff in mein Privatleben“, hob ein Anwohner in seiner Stellungnahme hervor.

Diesbezüglich betonte die Verwaltung, dass die Gemeinde das Grundstück ausschließlich für den Bau des Feuerwehrgerätehauses erworben habe. Falls die Satzung nicht in Kraft treten sollte, sei eine andere Nutzung als Mischgebiet ausgeschlossen.

Ursprünglich waren zwei Zufahrten zum neuen Feuerwehrhaus geplant, über die Kreisstraße und zusätzlich über die Auerspergstraße. Letztere wurde nun aus den Plänen gestrichen, um den Anliegen der Grundstücksnachbarn über ein erhöhtes Verkehrsaufkommen nachzukommen. Die Tore werden laut Plan nun ausschließlich nach Süden bzw. Westen – der Wohnsiedlung abgewandt – ausgerichtet, argumentiert die Gemeindeverwaltung. Anstelle der östlichen Zufahrt über die Auerspergstraße werde die geplante Eingrünung geschlossen.

Würden Sie dort wohnen wollen?

Ein weiterer Kritikpunkt der Anlieger: Während der Lärmpegel steige, sinke gleichzeitig der Wert ihrer Immobilien. Dabei konfrontieren viele Anwohner die Verantwortlichen direkt: „Wer von Ihnen im Gemeinderat würde für eine Immobilie zwischen Firmen und Feuerwehrhaus mit Lärmbelästigung genauso viel bezahlen wie für eine Immobilie am Ortsrand, unverbaut mit toller Aussicht und herrlicher Ruhe?“ Die Antwort darauf meinen die Kritiker bereits zu kennen: „Kann man von anderen immer verlangen, was man selber nicht hinnehmen möchte? Nein!“

Einer der Grundstücksnachbarn zeigte sich in seiner Stellungnahme enttäuscht über das Vorgehen der Gemeindeverwaltung: „Hätte man die Anwohner nicht vor der Planung befragen können, bevor die Gemeinde schon im Voraus alles beschließt?“

In ihrer jüngsten Sitzung reagierten die neun anwesenden Gemeinderäte mit Verständnis. Die Anwohner von Thyrnau Süd hätten ihre Häuser in der Gebietskategorie eines allgemeinen Wohngebiets (WA) erbaut oder erworben. Der Bau des Feuerwehrhauses dürfe an dieser Kategorie nichts ändern. Gemeinderat Norbert Sterl (CWG) schätze, dass eine Formulierung im Beschluss für Unsicherheiten der Bürger hinsichtlich des Lärms sorge. Geregelt ist dies laut Sterl in der Technische Anleitung zum Schutz gegen Lärm (TA Lärm). „Im allgemeinen Wohngebiet liegen wir in der TA Lärm tagsüber bei 55 Dezibel, nachts bei 45 Dezibel“, erklärte er. Aus seiner Sicht müsse man als Gemeinde klar formulieren, dass sich an diesen Schutzvorschriften nichts ändere.

Feuerwehrhaus ist kein Dauerbetrieb

Gleicher Meinung war auch Sitzungsleiter und 2. Bürgermeister Franz Mautner (CSU). Er betonte, dass das Mischgebiet Thyrnau Süd nur um die betreffende Parzelle erweitert werde. Bezüglich des Standorts habe man mit den Verantwortlichen der Feuerwehr viele Diskussionen über mehrere Standorte geführt, bis der Entschluss auf den südlichen Ortsrand gefallen sei. „Wir müssen auch kommunizieren, dass das nicht aus der Not heraus geboren ist, sondern ein Wunschstandort war“, ergänzte Hans Koller (CSU). Gleichzeitig müsse man nun den berechtigten Anliegen der Anwohner Rechnung tragen. „Doch gebe ich auch zu bedenken, dass dort kein permanenter Betrieb durch die Feuerwehr stattfindet“, bat Koller um Differenzierung.

Wie alle Anwohner in ihrer Stellungnahme betonen, sei nicht die Feuerwehr das Problem. Ihr Anliegen richtet sich ausschließlich an die Gemeindeverwaltung: „Die Feuerwehr ist eine wichtig Organisation, aber der Neubau gehört in ein Gewerbegebiet und hat nichts in einer Wohnsiedlung verloren.“ Mit der Streichung der Zufahrt über die Auerspergstraße und die Neuausrichtung der Tore glaubt der Gemeinderat nun die Anliegen der Anwohner in ihrem Vorhaben berücksichtigt zu haben. Inwieweit sich die Betroffenen gehört fühlen, wird sich nach der erneuten Auslegung zeigen.

Zu den Kommentaren