Landratsamt erklärt
Konzept zum Erhalt des Krankenhauses Wegscheid wird umgesetzt: Was ab 1. August gilt

31.07.2024 |

Das Krankenhaus Wegscheid ist das kleinste der drei Kreiskrankenhäuser. Das Konzept des Landkreises, das ab 1. August greift, soll das Haus zukunftsfähig machen. − Foto: Landkreis Passau Gesundheitseinrichtungen

Das neue Konzept zum Erhalt des kleinsten der drei Kreiskrankenhäuser in Wegscheid (Kreis Passau) wird ab Mittwoch, 1. August, umgesetzt. Was das neue Konzept beinhaltet, was bleibt und was sich ändert, erklärt das Landratsamt in einer Mitteilung.



Zusammengefasst sei das Haus weiterhin 24/7 für Patienten da, die Innere Medizin und die Psychosomatik bleiben unverändert, aber es gibt einen neuen Zuschnitt für die Chirurgie mit Schwerpunkt auf ambulante Eingriffe.

Wie berichtet, sind die Krankenhäuser in Wegscheid, Rotthalmünster und Vilshofen auf große finanzielle Unterstützung des Landkreises und seiner 38 Kommunen angewiesen. Das aktuelle Defizit wurde erst vergangene Woche im Kreistag mitgeteilt: Es hat sich zwar leicht verringert, liegt aber immer noch bei 10,65 Millionen Euro für 2023.

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Einen Beitrag zu dieser prekären Lage tragen die gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen und die Anforderungen der geplanten Krankenhausreform des Bundes, die vor allem Wegscheid nicht erfüllen kann: Unter anderem, weil die Notaufnahme dort die geforderten Standards jetzt schon nicht erreicht. Für die Versorgung der Menschen im nördlichen Landkreis ist Wegscheid aber von elementarer Bedeutung – zu weit sind die Wege nach Passau, Vilshofen, Rotthalmünster oder Freyung im Notfall.

Erste Maßnahme vorzeitig Mitte Juli umgesetzt

Allen Unkenrufen zum Trotz wollen die Landkreis Passau Gesundheitseinrichtungen und der Landkreis das Haus erhalten. Ein Konzept wurde erarbeitet, das Landrat Raimund Kneidinger im Februar vorstellte und dabei klar machte: So, wie es ist, ist das Haus unwirtschaftlich und nicht zu halten; strukturell muss sich einiges ändern und das bedeute auch den Abbau von Personal. Klar stellte er aber auch: Das Haus in Wegscheid solle ausdrücklich erhalten werden.

Die ersten Maßnahmen des Konzepts wurden bereits Mitte Juli umgesetzt, als zwei Wochen früher als geplant die Station 1 am Klinikum Wegscheid geschlossen wurde (PNP berichtete). Ab Mittwoch, 1. August, greift das ganze Konzept, wie das Landratsamt mitteilt.

DIE ECKPUNKTE

•Das Krankenhaus ist unverändert täglich an 24 Stunden für Patientinnen und Patienten da. Damit können weiterhin alle akut verletzten Patienten sowie auch alle Patienten mit akuten Schmerzen jederzeit das Krankenhaus Wegscheid aufsuchen und werden dort erstversorgt bzw. nach ärztlicher Entscheidung in ein Nachbar- oder Schwerpunktkrankenhaus verlegt. Dieser „Lotsendienst“ steht rund um die Uhr zur Verfügung.
•Das Leistungsspektrum der Inneren Medizin bleibt unverändert
• Die stationäre Psychosomatik wird vollumfänglich weiterbetrieben bzw. weiter ausgebaut.
•Die künftige chirurgische Versorgung hat ihren Schwerpunkt im ambulanten Bereich. Bestimmte stationäre chirurgische Leistungen bzw. Operationen entfallen, dies betrifft unter anderem Operationen zum Einsatz künstlicher Gelenke und Eingriffe, die einen längeren Krankenhausaufenthalt benötigen.

DIE CHIRURGIE

Diese chirurgischen Leistungen werden angeboten:
•stationäre chirurgische Grund- und Basisversorgung auf gemeinsamer Station mit der Inneren Medizin;
•ambulante Chirurgie im Rahmen des MVZ am Krankenhaus;
•ambulante Operationen mit internen und externen Ärzten;
•stationäre Operationen mit geringer Verweildauer.
Das zukünftige Leistungsspektrum der Chirurgie am Krankenhaus Wegscheid:
Am angebotenen Spektrum der Eingriffe und Leistungen der Chirurgie habe sich insgesamt nur wenig geändert, teilt das Landratsamt mit.
•So werden im Bereich der Allgemeinchirurgie weiterhin die ambulante Versorgung von Hernien (Bruchoperationen), die Behandlung und Entfernung von Weichteiltumoren, proktologische Eingriffe wie Hämorrhoiden-Operationen, die Behandlung von analen Fisteln und Fissuren sowie zahlreiche weitere Eingriffe angeboten und durchgeführt. Auch die operative Behandlung von Krampfadern kann weiterhin ambulant erfolgen. Bauchchirurgische Operationen, wie Blinddarmentfernungen oder Gallen-Operationen, können im Rahmen eines kurzen stationären Aufenthalts weiterhin durchgeführt werden.
•Wie bisher können Knochenbrüche, Sehnen, Sehnen- und Bandverletzungen der Arme und Beine problemlos behandelt werden. Dabei sind kleinere Eingriffe ambulant oder kurzstationär möglich.
•Regelmäßig werden arthroskopische Operationen (Gelenksspiegelungen) an Knie und Schulter durchgeführt. Diese Eingriffe sind überwiegend ambulant möglich.
•Das handchirurgische Spektrum bleibt unverändert. Es handelt sich dabei in erster Linie um ambulante operative Behandlungen von Karpaltunnelsyndrom, schnellender Finger bzw. Daumen oder Kontrakturen (Dupuytren).
•Auch die fußchirurgischen Eingriffe können weiter wie bisher, da ebenfalls überwiegend ambulant durchführbar, angeboten werden. Hier werden vor allem Vorfußdeformitäten, wie Hallux valgus, Hammer- und Krallenzehen operiert.

ÄRZTE UND DIAGNOSTIK

Ärzte und Sprechstunden:
•Ab 1. August ist die Chirurgie in Wegscheid mit zwei Fachärzten besetzt. Diese arbeiten im MVZ, wo täglich Sprechstunden der Allgemeinchirurgie, Unfallchirurgie und Orthopädie angeboten werden.
•Außerdem ist täglich eine Sprechstunde für BG-Fälle (Arbeitsunfälle) vorgesehen.
•Dreimal in der Woche wird durch Dr. Markus Degenhart eine Spezialsprechstunde für Erkrankungen der Schulter angeboten.
•Zusätzlich werden kurzstationäre chirurgische Patienten auf der interdisziplinären Station 2 betreut.

Zur Verfügung stehende Diagnostik:
•Diagnostik (Röntgen, CT, Labor) täglich bis 20 Uhr;
•Telemedizinische Anbindung für den chirurgischen Bereich.

„Straffung sichert Standort Wegscheid auf Dauer“

Landrat Raimund Kneidinger ist zufrieden mit dem Konzept. „Mit den jetzt vollzogenen strukturellen Anpassungen ist eine klare Ausrichtung auf die Zukunft verbunden“, sagt er zur PNP. „Das Krankenhaus Wegscheid ist nach wie vor an allen Tagen rund um die Uhr für Patienten da, das Haus behält weite Teile seines bisherigen Angebots und die Chirurgie konzentriert sich auf den ambulanten Bereich bzw. auf Eingriffe mit nur kurzen stationären Verweilzeiten. Diese Straffung war notwendig und sichert den Standort Wegscheid auf Dauer. Dieser Prozess wurde rasch, professionell und mit viel Gespür für Personal und Patienten umgesetzt. Mein Kompliment dafür an alle Beteiligten.“
INFORMATIONEN

Für Fragen von Bürgern, Patienten und Angehörigen hat das Krankenhaus Wegscheid eine eigene E-Mail-Adresse eingerichtet: info@ge-passau.de, als Betreff „KHS Wegscheid“ angeben.
Zudem ist ein „Tag der offenen Tür“ in den Ferien geplant, an dem sich jeder das Krankenhaus Wegscheid anschauen und sich über die Leistungen informieren kann. Der genaue Termin wird noch bekanntgegeben.

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