Alte Kartoffel neu entdeckt
Klein, fest, mehlig: Die 40-jährige „Passauer“ hat Potenzial

04.10.2024 | Stand 04.10.2024, 19:00 Uhr |
Simone Kuhnt

Sie waren gespannt auf Geschmack und Konsistenz der 40-jährigen Passauer: Franziska Strangmüller vom Geigerhof, Koch Robert Bauer, Biobauer Simon Strangmüller, Dr. Klaus Fleißner (LfL), Ökomodellregion-Managerin Jenny Mähr, Miriam Dick von der Genussregion Niederbayern und Ulla Konradl (Landesanstalt für Landwirtschaft). Woher die Kartoffel ihren Namen hat, weiß man allerdings nicht.

Wie wird sie aussehen, wie lässt sie sich verarbeiten und vor allem: Wie schmeckt sie? Seit Biobauer Simon Strangmüller vom Geigerhof in Bad Füssing die „40-jährige Passauer“ angepflanzt hat, war er gespannt auf die Ernte. Das Pflanzgut für die alte Kartoffelsorte hatte er im Juni von der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) bekommen, die es in Vitro aus ihrer Zelldatenbank in Freising angezogen hatte.

„Es geht um den Erhalt alter Kulturen. Vielleicht braucht man später bestimmte genetische Eigenschaften, um sie in andere Sorten einzukreuzen“, erklärt Simon Strangmüller. Die Idee zu dem Anbauversuch war im Austausch mit der Öko-Modellregion an Rott & Inn und der LfL entstanden.

Rätselhafte alte Kartoffel-Sorte verkostet



Von Hand hat Simon Strangmüller vier 50 Meter lange Reihen Mini-Saatkartoffeln in die Erde gelegt, die Pflanzen gehegt und gepflegt und kürzlich die ersten Knollen aus dem Boden geholt. Große und kleine, raue und schöne Exemplare seien dabei gewesen, erzählt er. Um mehr über die rätselhafte 40-jährige Passauer herauszufinden, holten er und die ÖMR-Manager den Kulinarikexperten Robert Bauer ins Boot.

Der Wirt und Koch vom Gasthof Bauer in Kirchham, der zugleich 2. Bürgermeister ist, erklärte sich gerne bereit, die alte Kartoffelsorte auf verschiedene Weisen zuzubereiten. Schön angerichtet servierte er Teller mit jeweils vier kleinen Portionen. An neugierigen Verkosterinnen und Verkostern mangelte es nicht: 15 Teilnehmerinnen und Teilnehmer vom Stammtisch der Öko-Modellregion, Managerin Jenny Mähr und Manager Josef Fischer, der Neuhauser Bürgermeister Stephan Dorn, Miriam Dick von der Genussregion Niederbayern sowie Dr. Klaus Fleißner und Ulla Konradl von der LfL in Ruhstorf füllten gerne die Bewertungsbögen aus.

„Passauer“ punktet als Bratkartoffel



Mit Abstand die meisten Punkte erhielt die 40-jährige Passauer als Bratkartoffel. Dahinter folgten die Wedges und das Püree. Als Pellkartoffel taugt sie weniger, waren sich die „Food-Taster“ einig. Dennoch machte die fast vergessene Sorte Lust auf „mehr“: Fast alle Stammtisch-Teilnehmer bestellten nach der „Vorspeise“ noch ein Gericht aus der (bio-)regionalen Speisekarte, die der Bauer Wirt für den 1. Regional-Genuss-Herbst (bis 20. Oktober) zusammengestellt hat.

Nur ein Gelüst blieb unbefriedigt: Zu erfahren, warum die 40-jährige Passauer diesen Namen trägt. „Darüber ist wenig bekannt“, erklärte Klaus Fleißner, eventuell ließe sich in den Archiven des Bistums noch etwas herausfinden.

Von Nachfrage nach „Passauer“ überzeugt



Stephan Mendler von der Solidarischen Landwirtschaft Allerlei in Kirchham begrüßte den Erhalt alter Sorten, würde sich für Anbauversuche aber eine finanzielle Beteiligung von Saatgutfirmen wünschen. Am Ende seien sie es, die aus den Erkenntnissen Profit ziehen würden. Simon Strangmüller jedenfalls hat vor, das nun gewonnene, eigene Pflanzgut in der kommenden Saison wesentlich eher auszubringen und bereits als Frühkartoffeln zu ernten. Er ist überzeugt, dass es Nachfrage für die alte Sorte gibt.

− kus

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