Investition
Hochwasserschutz-Maßnahme in Tettenweis wird rund 3,25 Millionen Euro kosten

24.10.2024 |
Hans Nöbauer

Ein Damm quer durchs Tal bis zur Kreisstraße vor dem Klostergebäude ermöglicht im zweiten Bauabschnitt der großen Hochwasser-Lösung einen kontrollierten Wasserablass aus einem geplanten Rückhaltebecken. Den derzeitigen Bachverlauf kennzeichnen zwei orange Markierungs-Pfähle (rechts unten). − Fotos: Nöbauer

Starkregenereignisse werden mehr, die Zeitabstände dazwischen kürzer. Die verheerenden Auswirkungen bekommt auch Tettenweis (Landkreis Passau) zu spüren. Vor allem das Dorfzentrum rund um das Rathaus und die Kirche sowie Wohngebäude sind betroffen.

Der Tettenweiser Bach, meist ein ruhiges Bächlein, kann bei Starkregen ganz anders, vor allem weil er riesige Flutmengen aus den umliegenden Hängen aufnimmt, das Einzugsgebiet zieht sich bis über Reutern hinaus zu den südwestlichen Steinkart-Rändern.

Intensive Suche nach Lösungen



Um das Gefährdungspotenzial abzumildern, sucht Bürgermeister Robert Stiglmayr zusammen mit seinem Gemeinderat seit geraumer Zeit intensiv nach Lösungen, um Flutschäden weitgehend zu vermeiden oder wenigstens in überschaubaren Größen zu halten. Den Knackpunkt für zielführende Präventiv-Maßnahmen bildete dabei – neben rein wassertechnischen Vorkehrungen – vor allem als „liebe Geld“: Schutzbauten kosten nun mal viel Geld. Sehr viel Geld. Wie sollen diese Ausgaben neben anderen finanziellen Verpflichtungen geschultert werden?

Der neue geschäftsleitende Beamte von Tettenweis, Markus Hentschel, erläuterte nun dem Gemeinderat die Kostenschätzungen des Fürstenzeller Wasserbau-Ingenieurbüros Hans-Jörg Wagmann auf Basis intensiver Vorermittlungen, die die neuesten Niederschlagsmessungen und daraus resultierende Hochwasserschutz-Maßnahmen einschließen.

„Bypass“-Umsetzung am Kirchplatz



Die „kleine Lösungsvariante“ umfasst laut Hentschel eine „Bypass-Umsetzung am Kirchplatz mit unterstromigen Gewässer-Aufweitungen, deren Wirkung mit einer Verbesserung der Überflutungssituation bis zu einem 30-jährigen Hochwasser-Ereignis zum Tragen komme. Die daraus folgenden Gesamtkosten von rund 550.000 Euro müssten komplett durch den Gemeindehaushalt gedeckt werden, weil der Bau ohne jegliche staatliche Fördermittel bewerkstelligt, trotzdem jedoch eine Planungsgenehmigung für den Gewässerausbau vorgelegt werden müsse, gab Markus Hentschel zu bedenken.

Große Variante in zwei Bauabschnitten



Eine „grundlegend andere Situation“ erläuterte er für die „große Lösungsvariante in zwei Bauabschnitten“: In deren erstem Schritt erfolge zunächst die Errichtung eines „Kirchplatz-Bypasses mit unterstromigen Gewässer-Aufweitungen“. Danach erfolge zeitlich versetzt der Bau eines großzügig dimensionierten Hochwasserrückhaltebeckens in Richtung Tettenham – beides in ihrer Gesamtwirkung bemessen auf den „Hochwasserschutz von einem 100-jährigen Ereignis zuzüglich 15-prozentigem Klimazuschlag gemäß staatlichen Vorgaben“.

Die Brutto-Gesamtkosten für die Baumaßnahme betragen rund 3,25 Millionen Euro. Davon sind 2,95 Millionen Euro für Hochwasserrückhalt plus Gewässerausbau förderfähig. Wie das Planungsbüro vorgerechnet hat, könnte die Kommune mit einer maximalen Förderung von 1,92 Millionen Euro rechnen. So verbliebe bei Tettenweis ein Eigenanteil von 1,33 Millionen Euro.

Rückhaltebeckenbau steht im Raum



Zu Beginn einer durchwegs sachorientierten Grundsatzdiskussion verwies zweiter Bürgermeister Josef Schmidbauer als Vorsitzender des Hochwasser-Ausschusses auf einen „mehrjährigen Ausbau-Zyklus, an dessen erster Stelle der Kirchplatz-Bypass als vordringlichste Maßnahme in Angriff genommen“ werde.

Das „aktive Dammbauwerk“ mit einem weitläufigen Wiesenareal auf Klosterhöhe zwischen Naturbad, Turnhalle sowie der gegenüberliegenden Staatsstraße komme „erst ein paar Jahre später zum Tragen“ und ermögliche einen „kontrollierten Wasserablass Richtung Dorfmitte“. Für benötigte Grundstücks-Bereitstellungen zur Errichtung des Rückhaltebeckens vermeldete Bürgermeister Stiglmayr auf bisher erhobene Nachfragen eine „spürbare Bereitschaft der jeweiligen Eigentümer“.

Umsetzung soll zügig angegangen werden



„Die weiteren Planungsschritte Richtung Überflutungsschutz stemmt das Wasserwirtschaftsamt auf Basis eines Wasserrechtsverfahrens“, sagte stellvertretender Bürgermeister Schmidbauer. Bei der Umsetzung soll möglichst keine weitere Zeit mehr verstreichen.

Für die zeitliche Projekt-Verwirklichung könne niemand eine „verlässliche Prognose“ abgeben, wie Schmidbauer auch gegenüber rund einem Dutzend Sitzungsgästen relativierend anmerkte. So beschloss der Gemeinderat die „große Hochwasserschutz-Lösung“ mit Bypass und Rückhaltebecken für den Tettenweiser Bach.

− nö

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