d-Moll-Messe im 200. Geburtsjahr
Heinrich-Schütz-Ensemble Vornbach feiert Bruckner a cappella und mit Orchester

25.11.2024 | Stand 25.11.2024, 19:00 Uhr |
Benedikt Kuhnen

Füllten Bruckners Komposition mit Leben und Dynamik: die Sängerinnen und Sänger vom Heinrich-Schütz-Ensemble. − Foto: Toni Scholz

Der Konzertabend des Heinrich-Schütz-Ensembles Vornbach in der gut besuchten Passauer Kirche St. Peter endete so eindringlich wie er begonnen hatte: mit dem ausdrücklichen Wunsch nach Frieden.

„Da pacem, Domine“, ein Werk aus dem Jahr 2016 für gemischten Chor und Streichorchester des lettischen Komponisten Peteris Vasks, machte den Anfang. Das „Agnus Dei“ aus Bruckners d-Moll-Messe mit der Bitte „Dona nobis pacem“ setzte den berührenden Schlusspunkt.

Das Konzert passt in die weltpolitisch Lage

Er habe lange überlegt, was zur d-Moll-Messe passe, meinte der künstlerische Leiter des Heinrich-Schütz-Ensembles Martin Steidler. Schließlich habe er sich für das Werk von Vasks entschieden, weil es sich musikalisch langsam entfalte und den Raum für Bruckners monumentale Messe öffne. Steidlers Plan ging auf. Nach dem Werk von Vasks waren Chor, Orchester und Auditorium offensichtlich bereit für Bruckner.

Bevor es das Kyrie aus der d-Moll-Messe zu hören gab, stimmte der Chor mit „Locus iste“ zunächst jedoch eine von insgesamt vier Motetten an. Nach dem Gloria, dem Credo und dem Benedictus aus der Messe folgten die restlichen drei: „Christus factus est“, „Os justi“ und „Ave Maria“.

Diese Programmgestaltung war nicht ohne Risiko, denn Bruckners d-Moll-Messe ist ein in sich geschlossenes Werk. Die Spannung hätte leicht verloren gehen können. Doch Steidler gelang es, sie zu halten. Mehr noch: Dank der Kontraste zwischen Motetten und Messe wurde greifbar, wie sehr sich Bruckner sowohl der Tradition als auch der Moderne verpflichtet fühlte. Die Dramatik der d-Moll-Messe, diese originelle Verschmelzung von Theater und Kirche, die sich auf Bruckners Orientierung am geistlichen Werk von Franz Liszt zurückführen lässt, wurde durch die vergleichsweise schlicht gehaltenen A-capppella-Stücke noch deutlicher.

Die Begeisterung für Bruckner waren in St. Peter aber nicht nur Steidler und seinem hochkonzentriertem Dirigat anzumerken. Auch dem Münchner Orchester L’arpa festante, dem Chor und den vier Solisten – Helene Grabitzky (Sopran), Martina Baron (Mezzosopran), Benedikt Hegemann (Tenor) und Micha Matthäus (Bassbariton) – bereitete es offenbar große Freude, Bruckners Komposition mit Leben und Dynamik zu füllen. Das zeigte sich zum Beispiel beim majestätischen Sanctus, das leise im Chor-Unisono begann und sich bis zum fulminanten Finale im Fortissimo steigerte. Neben der ausgeprägten Dynamik beeindruckten Chor, Orchester und Solisten auch mit einer sehr sauberen Intonation. Beim Heinrich-Schütz-Ensemble wurde außerdem deutlich, wie lohnend es ist, Wert auf präzise Sprach- und Intonationsarbeit sowie auf professionelle Stimmbildung zu legen. Die lateinischen Texte artikulierte das Ensemble so deutlich, dass es gar nicht nötig gewesen wäre, sie im Programmheft abzudrucken.

Angesichts der aktuellen weltpolitischen Lage, die einen bisweilen verzweifeln lassen kann, bleibt zu hoffen, dass der musikalisch so eindringlich vorgetragene Wunsch nach Frieden weit über St. Peter hinaus Widerhall findet.

Benedikt Kuhnen


Artikel kommentieren