Eine Klosterarbeit zeigt das heutige Exemplar aus der Krippenausstellung in Obernzell. Diese Handwerkskunst aus dem Mittelalter hatte ihren Ursprung in Klöstern. Mit den Klosterarbeiten oder „schönen Arbeiten“ fertigten meist Nonnen kunstvolle Paramente und Reliquienfassungen.
Sie verzierten Andachtsbilder, Christkindl und andere Devotionalien. Viele Techniken wandten sie an: Stickerei, Nadelmalerei, Weberei, Kalligraphie, Miniaturmalerei oder Wachsbossierungen.
Mit Golddraht, Glassteinen, Perlen und Pailetten
Die Reliquien hat man oft in Rahmenkästchen angeordnet, mit Golddraht, Glassteinen, Perlen und Pailetten umsponnen. Sie umgaben ein Heiligenbild oder „Agnus Dei“ aus Wachs. Beliebte Devotionalien waren Wachs-Nachbildungen von Kultfiguren des Jesuskinds. Viele kennen das Loretokindl in Salzburg oder das Prager Jesulein mit Brokatgewändern, Kronen und Zeptern.
Oder die „Fatschenkindl“ in Glasschreinen, mit Stoff- und Papierblumen und Glassteinen verziert. Klöppelspitzen, Gold-, Silber- und Seidenstickerei wandte man an bei der Herstellung von Messkleidern.
Von den Klöstern in die Bauernhäuser
Neben den Klöstern verbreitete sich das altertümliche Handwerk dann auch immer mehr in bayerischen Bauernhäusern. Bäuerinnen und Mägde schufen Madonnen- und andere Heiligenfiguren sowie feinen Volksschmuck. So wurden mit dieser alten filigranen Technik unter anderem Haarnadeln und Radhauben, Broschen, Blumen wie Rosen und Edelweiß sowie Anhänger angefertigt.
Bäuerinnen und Mägde schufen Madonnen- und Heiligenfiguren
Die in Obernzell ausgestellte „Heilige Familie in Klosterarbeit“ aus Draht, Perlen und Flitter ist bei einem Kurs unter Leitung der vor zwei Jahren verstorbenen Inge Heinrich aus Saming (Österreich) entstanden, erzählt Ausstellungsmacherin Elisabeth Kinateder. Die Figuren aus Wachs sind bemalt.
Zu sehen sind die Krippen in Obernzell bis zum 27. Dezember, täglich von Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr. Geschlossen ist die Ausstellung nur an Heiligabend und am ersten Weihnachtsfeiertag. Auskunft gibt es unter ✆ 08591/1066 sowie www.kukuk-obernzell.de.
− mr
Artikel kommentieren