Hans Joachim Lempa aus Oberdiendorf (67) ist seit dem Rücktritt von „Schos“ Kinateder „jüngstes“ Mitglied der Freie-Wähler-Fraktion im Hauzenberger Stadtrat. Er ist bekennender FC Bayern-Fan, engagierter Fürsprecher aller ehrenamtlichen Vereinsvorstände und – seit vier Jahren – stolzes „Herrchen“ eines Tibet-Terrier-Rüden.
„Ich freue mich sehr auf diese Aufgabe. Das ist eine hochinteressante Tätigkeit“, erklärt er im PNP-Gespräch. Mit Spannung und Vorfreude blickt der pensionierte Postbeamte auf die neuen Aufgaben im Stadtrat. „Ich mag den Kontakt mit Menschen. Ich bin gerne unter Leuten, ich freue mich, wenn ich etwas für sie tun kann“, sagt er.
Schon früh, nach dem Abschluss der Realschule hat der gebürtige Passauer, der in Oberdiendorf aufgewachsen und in die Grundschule gegangen ist, seine Heimat verlassen. 1973, mit gerade einmal 16 Jahren, ging es ab nach Frankfurt am Main. Seine Bewerbung bei der Bundespost war angenommen worden.
Postdienst brachte ihn lange aus der Heimat weg
Im Telegrafenamt dort absolvierte er eine Verwaltungsausbildung im mittleren nichttechnischen Dienst. „Untergebracht war ich damals in einem Postlerwohnheim“, erinnert er sich. „Und da herrschten strenge Sitten. Punkt 22 Uhr mussten wir daheim sein, und das wurde kontrolliert.“ Fünf Jahre schließlich hielt es ihn in der Mainmetropole. Dann ereilte ihn „der Ruf des Vaterlandes“. Er wurde nach Neuburg an der Donau ins dortige Jägerbataillon zum 15-monatigen Wehrdienst eingezogen. Nach der Grundausbildung kam’s zur Versetzung ins Gebirgspanzer-Aufklärungsbataillon nach Freyung, „wenigstens ein bisschen näher an der Heimat“, wie er sagt.
Denn die Heimatgefühle haben ihn nie losgelassen. „Am liebsten hätte ich nach der Wehrdienstzeit 1980 bei der Post in Passau gearbeitet. Dahin habe ich mich auch beworben“, erinnert sich Lempa. Aber daraus wurde nichts. Es ging nach München ins Fernmeldeamt 2 in der Schwanthaler-straße, das später in die Destouchesstraße in Schwabing umgezogen ist. „Ich war damals in der Telefon-Auftragsbearbeitung eingesetzt und hatte viel Kundenkontakt. Die Leute sind noch zu uns ins Amt gekommen.“
In die frühen 80er Jahre fielen auch die ersten Amouren. „Wir haben uns immer in der Kirche gesehen, wo ich bei Gottesdiensten schon damals als Lektor tätig war“, erinnert sich Lempa an die ersten Kontakte mit seiner jetzigen Gattin Herta, einer geborenen Süß aus Perling. Beim „Deandorfer“ Kindergartenfest 1980 hat es dann gefunkt. 1985 schließlich ging es in der Kirche St. Simon zum Traualtar. „Getraut hat uns damals der ehemalige Hauzenberger Kaplan Hans Striedl“, erinnert sich Lempa. Danach führten die beiden drei Jahre lang eine typische Wochenendehe, bis zur Geburt von Sohn Bernhard 1988. „Ich bin dann teils täglich zwischen München und Hauzenberg hin- und hergependelt.“
Voller Überzeugung für Reservisten engagiert
Dann aber hat es endlich geklappt mit der Versetzung. Mit Unterstützung durch den damaligen MdB Klaus Rose kam Lempa nach Passau zum Zustellstützpunkt in der Lambergstraße. Nach der Postreform 1989 mit der Aufspaltung in Postdienst, Postbank und Telekom wurde er Betriebsinspektor, war in der Störannahme und dann auch in der Beschwerde-Bearbeitung eingesetzt. „Da habe ich einiges gelernt über die Menschen. Aber das kommt mir heute zugute“, sagt der Pensionist.
Und damit meint er sein außergewöhnliches ehrenamtliches Engagement. Joachim Lempa ist Mitglied in sieben Vereinen, bei den Sternschützen, im Gartenbauverein, der Feuerwehr und dem TSV-DJK Oberdiendorf. Seit Kindertagen ist er großer Fußballfan. „Das hängt mit der Weltmeisterschaft 1966 zusammen und dem ,Wembley-Tor’ damals“, erinnert er sich. Und dann war da ein gewisser Franz Beckenbauer. Der habe ihn als Bub besonders begeistert. „Und seither bin ich bekennender Bayernfan.“ Heute leitet er den Bayernfanclub „Oberdiendorf 94“. Er ist auch Mitglied beim Nachbarclub „Bayernpower Hauzenberg“ und hat eine Dauerkarte für die Allianz-Arena. Selten versäumt er ein Heimspiel. „Wenn’s meine Zeit erlaubt, bin ich dabei und fahr’ im Fanbus mit zu den Spielen.“ Ganze zwei hat er in der vergangenen Saison versäumt.
Er versäumt selten ein Heimspiel der Bayern
Hinzu kommt das Engagement bei den Reservisten. „Gleich nach dem Ende meiner Wehrdienstzeit hat mich der Ritzer Schos aufgenommen“, erinnert er sich. Und um Vorstandsfunktionen habe er sich nie herumgedrückt, sie ganz im Gegenteil sogar gerne wahrgenommen. Er war zunächst Fahnenjunker, dann Kassier, Reservistensprecher, 2. Vorstand und ist bis heute 1. Vorsitzender des Soldaten- und Kriegervereins Oberdiendorf. „Mensch, achte den Menschen“, zitiert Lempa eine Inschrift auf dem „Deandorfer Kriegerdenkmal“ . Daran knüpft er seine Motivation für das Engagement. „Daran sollte sich eigentlich jeder orientieren“, meint er.
„Als Fahrer des Bürgermobils lernt man die Stadt kennen“
Und heute, im Ruhestand? „Mei, da gibt’s viel zu tun“, sagt er. Vor vier Jahren hat er sich mit seiner Frau den Tibet-Terrier „Filou“ zugelegt, „mit Stammbaum natürlich“. Dreimal täglich – zumindest bei erträglichem Wetter – heißt es Gassigehen. Dazu kommen die Verpflichtungen als Vorsitzender zweier Vereine, die Bayernspiele und die Terminkoordination aller Oberdiendorfer Vereine. Schließlich sollen Feiern oder Jubiläen nicht am selben Tag stattfinden.
Auch im Sozialbereich ist Lempa als Fahrer des Bürgermobils engagiert. „Da lernt man Hauzenberg wirklich in jedem Winkel kennen, wo man sonst nie hinkommen würde“, meint er. Und viele kleine Glückserlebnisse beschert ihm die Tätigkeit obendrein. „Es ist unglaublich, wie froh und dankbar manche Senioren sind, wenn sie einmal raus kommen aus den eigenen vier Wänden und man sie von A nach B fährt und danach wieder zurück nach Hause.“
− pr
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