Keine Frage: Die Fahrt mit dem Zug über die seit 20 Jahren nicht benutzte Kräutlsteinbrücke ist beeindruckend. Am Freitagnachmittag ging für Eisenbahnfreunde ein Traum in Erfüllung: Die Wieder-Inbetriebnahme der Strecke bis Lindau. Ein Meilenstein für die erneute Einrichtung der Granitbahn, die fast hundert Jahre lang zwischen Passau und Hauzenberg pendelte, aber 2002 eingestellt worden war. Doch das Projekt hat nicht nur Fans.
Die Granitbahn mit ihren drei Waggons bietet eine Panoramafahrt vom Hauptbahnhof über den Inn, eine Spitzkehre in Voglau entlang des Inn und über die Donau nach Lindau. Diese 25 Minuten voll schöner Ausblicke haben am Freitag etwa 80 Passagiere genossen. Es waren bewegende Momente für die Mitglieder des Fördervereins Lokalbahn Hauzenberg – Passau um die Vorsitzende Heidemarie Bauer. Sie scheuen seit Jahren keine Mühen für ihre Leidenschaft. Allein zwei bis dreimal im Jahr mähen sie den Bahndamm, damit er nicht von Sträuchern überwuchert wird. Nach dem Hochwasser vor zehn Jahren schaufelten die Ehrenamtlichen einen halben Meter Schlamm von den Schienen.
Etwas irritiert waren nun diejenigen, die die PNP nicht gelesen hatten, über die Proteste am Rande der Strecke. „Aber wir sind gesprächsbereit,“ erklärte Sprecherin Bauer. Als Zeichen dafür blieb der Zug stehen und Gerhard Curth, Geschäftsführer der Bayerischen Regionalbahn, überreichte seine Karte mit dem Angebot zum Austausch.
Am Innstadtbahnhofweg hatte sich auf Initiative des SPD-Ortsvereins Passau-Mitte eine Gruppe Demonstranten versammelt. Sie empfingen die Bahnfahrer mit durchkreuztem Granitbahn-Transparent, bezeichneten sie als „Spaßbahn“ und forderten „Bürgerweg statt Bockerlbahn“, „Wir brauchen unsere Promenade“ und einen „Europa-Radweg“.
SPD-Ortsvereinsvorsitzender Felix Kohn betonte, dass er auf die Demo-Ankündigung in der PNP hin sehr viele positive Rückmeldungen bekommen habe. „Endlich engagiert sich mal jemand für die Promenade, die eine hohe Aufenthaltsqualität bieten und einen wunderschönen Blick auf die Stadt ermöglichen würde“, hätte er oft gehört. Aber es gab auch Kritiker an den Gleisen, die sich schon vor Ankunft der Bahn mit den Demonstranten Wortgefechte lieferten, was denn nun sinnvoller sei.
Darauf angesprochen, dass ausgerechnet in der Person von Heidemarie Bauer eine SPD-Frau die Granitbahn forciert, meinte SPD-Ortsvereinsvorsitzender Kohn von der gegnerischen Seite: „Ich habe Riesenrespekt vor Heidi Bauer für ihr Engagement. Vor 20 Jahren war das sicherlich mal eine gute Idee, aber irgendwann muss man einsehen, dass eine Diesellok nicht die Zukunft ist. Es ist unrealistisch, dass aus der Granitbahn ein regulärer ÖPNV-Verkehr wird.“ Außerdem: Dass man mit der Reaktivierung der Granitbahn nicht in Hauzenberg, sondern in Passau gestartet sei, könne er nicht nachvollziehen. „Diese Schleife hier ist absolut sinnlos, außerdem ist man zu Fuß schneller“, sagte Kohn.
Als die Bahn bei den Demonstranten stoppte, kam es zu einem regen Austausch zwischen Befürwortern und entschiedenen Gegnern, die sich lieber einen schönen Spazier- und Radl-weg in der Innstadt wünschen. Einmal mehr tauchte der Vorschlag auf, dass doch Bahntrasse und Fußgänger-/Radweg möglich sein müsste.
Dass die Initiative der Bahnfreunde bei aller Nostalgie umstritten ist, hat sich auch bei der Eröffnungsfahrt gezeigt. Es fehlte an offiziellen Vertretern etwa der Stadt Passau. Die Bahn fährt dieses Jahr noch sechsmal auf der Strecke zwischen Passau und Lindau. Termine: 27. August, 2. /24. und 30. September sowie am 14. und 28. Oktober. Hin- und Rückfahrt kostet 10 Euro.
Diskutieren Sie mit, was Sie persönlich für sinnvoller erachten: Soll die Granitbahn weiter auf der Teilstrecke durch die Innstadt fahren oder würden Sie eine Promenade für Spaziergänger und Radfahrer befürworten? Schreiben Sie uns eine Mail an passau@pnp.de mit dem Stichwort Granitbahn. Bitte vollständigen Namen und Adresse nicht vergessen.
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