Obernzeller SPD informiert bei Bürgerstammtisch
Gemeindliches Elektrizitätswerk (EVU): „Gewinn kommt allen Bürgern zugute“

04.02.2025 |

Ein Blick auf den Obernzeller Marktbereich. Bisher können Bürger dem gemeindlichen EVU nur beitreten, wenn sie im Ortsbereich von Obernzell wohnen. Es gäbe durchaus Anfragen aus den Bereichen Rackling und Erlau. − Foto: Riedlaicher

Mit einer Obernzeller Besonderheit hat sich die Orts-SPD bei ihrem Bürgerstammtisch im Landhotel Donaublick befasst. Der Donaumarkt betreibt ein eigenes Energieversorgungsunternehmen (EVU), in Form des „Elektrizitätswerks Markt Obernzell“. Im Landkreis Passau mit seinen 38 Städten und Gemeinden hat nur noch die Stadt Vilshofen ein eigenes EVU.

Man müsse alles daran setzen, dieses EVU als wertvolles Gut zu erhalten, betonten die SPD-Gemeinderäte. „Wir brauchen unsere Stromkunden.“ In dieser Frage sei man sich auch einig quer durch alle Fraktionen im Gemeinderat.

„In kritischen Zeiten immer vernünftige Preise“



Gemeinderat und SPD-Fraktionssprecher Bernhard Weindler hatte sich in das Thema reingefuchst und informierte in seiner Präsentation über die Strukturen und Hintergründe des EVU sowie über die Strompreisentwicklung für die Obernzeller Kunden in den letzten Jahren. „Unser EVU in Obernzell hat circa 1250 Haushalte und damit 1250 Kunden“, berichtete er. Man könne dem EVU nur beitreten, wenn man im Ortsbereich Obernzell wohne. Das EVU beschäftige einen Elektromeister, einen Elektriker und einen Auszubildenden. Dazu gebe es eine Sachbearbeiter-Stelle, verteilt auf drei Personen.

Über 200000 Euro Gewinn pro Jahr



Die Zahlen für 2023 und 2024 lägen noch nicht vor. Aber im Jahr 2022 habe das EVU rund 204 000 Euro Gewinn erwirtschaftet. „Das gemeindliche EVU ist ein rentierliches Unternehmen“, stellte Bernhard Weindler klar. „Der erwirtschaftete Gewinn kommt all unseren Bürgern zugute. Wir haben damit freie Mittel, die wir für die Gemeinde verwenden können.“ In den vergangenen zwei Jahren habe es viele Anfragen aus den Ortsteilen Erlau und Rackling gegeben. Bürger von dort würden gerne zum EVU Obernzell wechseln. Hintergrund: In den letzten Jahre habe das EVU im bundesweiten Vergleich „einen sehr guten und starken Strompreis bieten können“.

Freie Mittel für den Haushalt



Aber der Kundenkreis beschränke sich auf den Ortsteil Obernzell. Weindler nannte dafür in erster Linie Netzgründe, wobei die Gemeinde aus seiner Sicht „das Thema noch nicht 100-prozentig aufgegriffen hat“.

Er blickte zurück auf die Energiekrise mit ihrem Ursprung und Beginn mit dem Überfall von Putin auf die Ukraine im Februar 2022. „Viele Stromanbieter sind danach mit dem Preis in die Decke geschossen“, so Weindler. „Wir haben in diesen kritischen Zeiten unseren Kunden immer vernünftige und moderate Preise bieten können.“ Daher habe das EVU ein gutes Image bei den Bürgern. Die Obernzeller Kunden hätten dabei profitiert vom langfristigen Einkauf durch die KOV, die „Kooperationsgemeinschaft ostbayerischer Versorgungsunternehmen“. Allerdings: Mit der Preisanpassung zum 1. Januar 2025 sei dieser Vorteil durch den langfristigen Einkauf zum kurzfristigen Nachteil geworden. Weindler beschrieb den Zuhörern die Vorteile durch die KOV, gerade für kleine Werke wie in Obernzell. Durch die KOV würden „Energiemengen gebündelt und über eine langfristige Strategie bewirtschaftet“. Große Preisschwankungen könne man vermeiden.

Mit Einkaufsgemeinschaft bisher gut gefahren



Es brauche keinen eigenen Energiehandel im Unternehmen. Die Kooperation kümmere sich um das Beschaffen, das Management und die Absicherung am Markt. Die Abrechnung sei einfach. Gleiches gelte für den Verwaltungsaufwand.
 Gemeinderat Weindler belegte die Vorteile des KOV-Einkaufs mit der Entwicklung des Strompreises in den letzten fünf Jahren für Bestandskunden. Er zog für den Vergleich einen Preis pro KW/h für einen Haushalt mit 4000 Kilowattstunden Jahresverbrauch heran: 2019 lag da der Preis bei 26 Cent. 2020 bis 2022, also drei Jahre lang, lag er bei 27 Cent, 2023 und 2024 dann bei 35 Cent pro Kilowattstunde.

Dieses Jahr Ausschlag nach oben beim Strompreis



Seit Januar heuer liegt der Preis bei 41 Cent. Letzterer Preis schlägt aus dem Trend. In den Jahren zuvor hatte der Preis immer unter dem Durchschnitt in Deutschland gelegen. Heißt: „Wir haben sehr moderate Preise gehabt, auch durch die KOV. Wir haben davon sehr profitiert.“

Dieses Jahr habe sich zum ersten Mal in den letzten sechs Jahren das Verhältnis verschoben. Die 41 Cent lägen über dem Durchschnittspreis in Deutschland. Das bedeute in Zahlen: 2025 käme bei einem Durchschnittshaushalt mit 4000 kW pro Jahr der reine Brutto-Strompreis, ohne Zählergebühr, auf 1646 Euro. Im letzten Jahr seien es 1405 Euro gewesen. „In Summe eine Erhöhung um 241 Euro gegenüber dem Vorjahr.“

„Brauchen EVU, damit wir uns was leisten können“



Aber: In den letzten Jahren habe man jeweils circa 250 Euro eingespart im Durchschnittsvergleich, gab er zu bedenken. Entsprechend habe man in Obernzell die letzten sechs Jahre etwa 1500 Euro pro Haushalt eingespart. Und das könne auch wieder so kommen.

Der Beschluss zur Preiserhöhung sei im November im Gemeinderat einstimmig gefallen, informierte er, „auf Basis der von der Verwaltung vorgestellten Sachlage“.

Die SPD habe sich Gedanken gemacht, wie man die Preise senken könnte. Eine Idee: Wieder selber abrechnen. Was sei damit gemeint? Die Abrechnung für die Kunden des Obernzeller EVU machten aus Ressourcengründen die gemeindlichen Werke in Hengersberg. „Unser Ansatz: Wenn wir das zurückholen, könnte man den Strompreis günstiger gestalten.“

Energieberater mit Einkauf beauftragen?



Eine weitere Idee: Beim Thema Stromeinkauf könnte man einen Energieberater beauftragen. „Das ist die gängige Praxis von Wirtschaftsunternehmen. Die kaufen am Markt den günstigsten Preis.“ Man sei dann nicht mehr von der KOV abhängig. Aber Weindler erinnerte nochmal: „Die letzten sechs Jahre sind wir super gefahren mit der KOV. Nur dieses Jahr hat es sich anders gestaltet.“

Bernhard Weindler und Ortsvorsitzender Stefan Liebl fassten zusammen. Kein Bürger solle vom EVU weggehen, ganz im Gegenteil. „Wir wollen jeden Kunden zum Bleiben animieren.“ Jeder Kunde trage zur regionalen Wertschöpfung in der Gemeinde Obernzell bei. Ziel sei, durch Verbesserungen die preisgünstigste Lösung zu erreichen. „Aber bleibt beim EVU“, appellierten Weindler und Liebl an ihre Mitbürger: „Das ist lebenswichtig für die gemeindliche Stromversorgung.“ So habe man freie Mittel für den Haushalt. „Wir brauchen das EVU, damit wir uns irgendwas leisten und was machen können.“

− mr

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