Tiere sind nicht nur die besten Freunde des Menschen, sondern oft auch die besten Helfer. In der PNP-Sommerserie stellen wir „Tiere im Einsatz“ vor. Heute: die Schulhühner von Fürstenstein, um die sich die Grundschüler kümmern dürfen.
Dienstag, acht Uhr in der Grundschule Fürstenstein. Die Glocken läuten, alle Schüler der ersten Klasse gehen auf ihre Plätze – außer Carina, Basti und Tobias, denn die haben heute Hühnerdienst. Hausschuhe aus, Straßenschuhe an und los geht‘s!
Klassenlehrerin Sandra Smerczek öffnet die Tür zur Veranda. Zusammen mit den drei Schülern geht sie die Treppen hinunter zum anliegenden Hühnerstall; in der Zwischenzeit löst der Rest der Klasse selbstständig eine Aufgabe aus dem Schulbuch. Unten angekommen sperrt Smerczek das Gehege auf. Neben dem roten Stall hängen selbstgebastelte Namensschilder von den Hühnern Susi, Kathi, Henrietta, Pauline, und dem Hahn Gustl an der Wand.
Geflügelzüchter hatten die Idee
Basti öffnet die Tür des Stalls. Keine Sekunde später flattert das erste Huhn raus, dicht gefolgt von den anderen drei Hühnern und dem Gockl. Schülerin Carina eilt neugierig zur Stange. Die heutige Ausbeute: „Nur ein Ei“, sagt sie ein bisschen enttäuscht – an manchen Tagen habe es sogar schon acht Eier gegeben, sagt sie.
Währenddessen leeren die Buben das Futter auf den Boden: übrige Salatblätter, Obst- und Gemüsereste, sowie altes Brot. Die Hühner picken aufgeregt. In der Zwischenzeit misten Basti, Carina und Tobias den Stall aus. Sogar das machen die Schüler laut Smerczek mit ganz viel Freude.
Die Idee für die Schulhühner kam von Norbert Moser vom Geflügelzuchtverein Fürstenstein. Dieser ist auf die Lehrkräfte zugekommen und die waren direkt begeistert. Seit Juni 2024 wohnen die Hühner im Schulgarten. Moser, von den Kindern Hühnervater genannt, kümmert sich abends und am Wochenende um die Hühner. Auch für ihn sind die Schulhühner ein Erfolg: „Das Projekt läuft sehr gut, die Kinder haben eine große Freude.“ Über die Sommerferien nimmt er den Gockl und die vier Hühner wieder bei sich auf.
„Ich bin unglaublich begeistert“
Auch Schulleiterin Susanne Höglinger-Winter steht voll und ganz hinter dem Projekt. „Ich bin unglaublich begeistert“, sagt sie. Das habe viele Gründe: Zunächst können die Kinder durch die Schulhühner die Natur persönlich erfahren, was zu Hause oft nicht gegeben ist. Das Projekt zeigt auch: Die Eier kommen nicht einfach im Zehner-Pack aus dem Kühlregal im Supermarkt. Durch die Schulhühner lernen die Kinder die natürliche Herkunft eines Lebensmittels kennen – aus artgerechter Tierhaltung mit Bio-Qualität. Laut Höglinger-Winter hat das auch Einfluss auf ein nachhaltiges Kaufverhalten. Weitere wichtige Lektionen: achtsam mit den Lebensmitteln und Lebewesen umgehen, Verantwortung übernehmen und Ressourcen schonen, zum Beispiel durch die Wiederverwendung des Bio-Abfalls.
„Das Projekt ist emotional bedeutsam“, betont Höglinger-Winter. Lehrziele, wie Werte-Erziehung, Bildung für nachhaltige Entwicklung und Alltagskompetenzen erproben die Schüler praktisch, während sie im Unterricht mehr über die Theorie mit einem dazu passenden Hühnerheft erfahren: Wie entsteht ein Küken? Wie ist ein Ei aufgebaut? Wie pflegt man Hühner?
Die Kinder wissen genau, wie‘s geht
Zurück im Gehege zeigen die Kinder, wie‘s geht: Der Stall ist ausgemistet, das Ei eingesammelt und die Hühner mit Futter und frischem Wasser versorgt. Ohne Scheu nimmt Basti das Huhn und hält es ruhig im Arm, während Carina den Kopf streichelt. Nach einer kurzen Kuscheleinheit geht es wieder zurück ins Klassenzimmer. Die Hände gewaschen, bringen Carina und Basti das Ei in einer kleinen Pappschachtel zu einem Mädchen aus der Parallelklasse. Jeder Schüler darf abwechselnd ein Ei mit nach Hause nehmen. „Mein Sohn geht hier auch zur Schule und sagt, das Ei von den Schulhühnern schmeckt am allerbesten“, sagt Klassenlehrerin Smerczek lachend.
Laut Höglinger-Winter sei auch das Feedback in den Elternbeiratssitzungen durchweg positiv. So berichten die Eltern, dass die Kinder das Ei in der kleinen Eierschachtel behutsam nach Hause tragen, wie besondere Schätze hüten und teils sogar die Eierschalen aufheben. Sie zeigt Bilder der Schüler mit dem selbstgekochten Ei. Egal ob Rührei, Spiegelei oder Pfannkuchen – ein stolzes Grinsen ist immer zu sehen.
Alle Folgen der Serie finden Sie unter www.pnp.de/tier-serie.
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