Neben einem Run auf die Ausbildung in der Kfz-Branche und vielen Vietnamesen bei den Metzgern und Bäckern gibt es einen Knick im Baugewerbe: Vorsichtig optimistisch haben sich die Verantwortlichen der beruflichen Schulen in Stadt und Landkreis bei der ersten Plenumssitzung des Berufsschulverbands seit Beginn des aktuellen Unterrichtsjahres gezeigt, was die Entwicklung der Schülerzahlen betrifft. Insgesamt gibt es an allen drei Einrichtungen ein Plus, basierend auf den Einschreibe-Daten.
Die endgültige Statistik liegt erst am 20. Oktober vor, wie Verbandsvorsitzender Walter Taubeneder anmerkte. „Der Laden läuft“, sagte Oberstudiendirektorin Heide Freudenstein von der Karl-Peter-Obermaier-Schule Passau als Fazit zur gegenwärtigen Situation.
Vietnamesen „sind für uns ein großer Gewinn“
Auf 234 bezifferte Taubeneder den Zuwachs gegenüber dem vergangenen Schuljahr. Im Bereich Gastronomie (Ernährung I) seien 21 Schüler weniger registriert worden, während man im Sektor Metzger und Metzgereiverkäufer 52 mehr eingeschrieben habe. „Das hat sich aber abgezeichnet“, fügte die Schulleiterin angesichts der Tatsache hinzu, dass in dieser Branche vor allem junge Vietnamesen ausgebildet würden. Allein eine größere Metzgerei im südlichen Landkreis hat um die 40 Auszubildende aus dem asiatischen Land angemeldet, wie Heide Freudenstein berichtete. „Die sind für uns ein großer Gewinn“, sagte sie dazu. In dieser Ausbildungssparte sind laut Aussage der Oberstudiendirektorin zwei Berufsschulklassen gebildet worden. Gedacht sei eventuell an eine Beschulung zusammen mit den Schülern aus der Gastronomie. Die vietnamesischen Auszubildenden würden über spezielle Agenturen vor Ort akquiriert und vermittelt, so Heide Freudenstein, wobei deren Familien finanziell in Vorleistung treten würden. „Natürlich fließt Geld“, bekundete sie und verwies auf einen elitären Kreis für Sprachkurse im Herkunftsland, wo gegenwärtig sogar eine eigene Sprachenschule dafür gebaut werde. „Ein Teil wird bleiben wollen, ein Teil wird gut ausgebildet zurückgehen“, prognostizierte die Schulleiterin.
„Das ist genau die Hürde, die man nehmen muss“
„Ich kann wirklich nur Positives vermelden“, warf die stellvertretende Landrätin Cornelia Wasner-Sommer ein. Diese Auszubildenden absolvierten teils schon ein Jahr vor Beginn ihrer Lehrzeit in Deutschland einen von den jeweiligen Familien bezahlten Sprachkurs und nähmen danach in Berlin an einem weiteren Kurs teil, um die Kultur des Gastlandes kennenzulernen. Taubeneder vertrat die Ansicht, dass die Sprachkurse für die Vietnamesen besser organisiert werden müssten, damit deren Kenntnisse nicht nur für die Verkaufstheke, sondern für das Bestehen der Prüfungen ausreichten. „Das ist genau die Hürde, die man nehmen muss“, pflichtete ihm die Schulleiterin bei, die betonte, dass die dauernde Aufnahme von Schülern aus Vietnam notwendig sei, um die Sprachenschule in deren Heimat auszulasten.
Auch Friseurläden bilden ausländische junge Menschen aus, wie die Oberstudiendirektorin die Versammlung wissen ließ. Einen Rückgang bei den Schülerzahlen beklagte sie im Sektor Metall II, der die Heizungsbauer umfasst. „Da hat sich politisch was getan“, begründete sie diese Entwicklung mit Blick auf das umstrittene Heizungsgesetz der Bundesregierung. Verbandsrat Urban Mangold bedauerte die politisch schlechte Stimmung in der Heizungsbranche, die hier durchschlage. Auch Taubeneder empfand diese Situation als schade, weil gerade dies Berufe mit Zukunft seien und der Berufsschulverband Passau für Ausbildung darin das beste Zentrum habe.
Handwerksmeister eingestellt, weil es zu wenig Lehrer gibt
Von einem Run war auf dem Gebiet Metall III die Rede, konkret Kfz, wo die Bildung einer weiteren Klasse dem Lehrerdefizit gegenübersteht, wie angedeutet wurde. Nach den Worten von Heide Freudenstein sind 30 Stundenverträge – unter anderem mit geeigneten Handwerksmeistern – geschlossen worden, „weil wir zu wenig Lehrer haben“. Den Schülerzuwachs auf Basis der Einschreibezahlen gab sie mit 7,4 Prozent an.
Einen insgesamt leichten Zuwachs – 1654 gegenüber 1633 im vergangenen Unterrichtsjahr – vermeldete auch ihr Kollege Robert Lindner von der Berufsschule 2 in Passau. Als auffallend skizzierte er das Plus von 70 Prozent bei den Automobilkaufleuten, dem ein aus seiner Sicht nicht erklärbarer Schwund um 20 Prozent in der Sparte Büromanagement gegenübersteht. Eine Schwankung weist auch der Sektor „Medizinische Fachangestellte“ mit minus 13 Prozent auf.
Ähnlich äußerte sich Albert Heider für das neue Berufsschulzentrum in Vilshofen, der allerdings dem Prädikat „konstant“ das Wort „niedrig“ hintanstellte. In der Baubranche sei ein geringer Knick zu erwarten gewesen, ebenso beim Bereich der Maler, weil dem Baunebengewerbe angehörig, so der Oberstudiendirektor. Eine Konstanz zeichnet sich seiner Aussage nach bei den Schreinern ab, während der Bereich Glas/Fensterbau „immer noch zu niedrig“ sei, zumal es sich um einen Landesfachsprengel handle, der zentral in Vilshofen beschult werde. Große Schwankungen zeigte Heider bei den Bäckern auf (minus 26 Prozent), wo man ebenfalls sechs Vietnamesen in der Pipeline habe, die jedoch noch nicht offiziell angemeldet seien.
Sparte Metall ist „stabil niedrig“
Die Sparte Metall beschrieb der Schulleiter als „stabil niedrig“, während sich im Sektor Ernährung und Versorgung die Teilzeitausbildung etabliert habe. Während die Kinderpflege ganz stabile Klassen ermögliche, charakterisierte Heider den Bereich Sozialpflege als „ein bisschen das Sorgenkind“, wo obendrein von den 16 Auszubildenden die Hälfte Sprachprobleme aufwiesen. Für bedauernswert sehr niedrig hielt er den Bereich Glas-Fassadenbautechnik, obwohl dieser nur alle zwei Jahre gestartet werde. Als erfreulich präsentierte Heider die Tendenz bei der Ausbautechnik mit einem Plus von 75 Schülern. Die Gesamtsteigerung um 42 ist in seinen Augen „letztendlich eine ziemliche Nullnummer“.
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