Baulandvergabe in Pocking
Einheimische sind nun am Zug

19.11.2024 |

Bau-Boom in Pocking: Damit mehr Einheimische die Chance auf ein städtisches Baugrundstück erhalten, wird nicht mehr länger nur das bisherige „Windhundsystem“ bei der Vergabe angewendet, sondern auch eine Art Einheimischenmodell, das den Orts- und sozialen Bezug des Bauwerbers berücksichtigt. − Foto: Archiv Schlegel

Jetzt gilt es: Nach jahrelangen Vorbereitungen und einem Testlauf wird in Pocking erstmals Bauland auch nach einem Einheimischenmodell vergeben. Damit sollen gezielt einheimische Familien und Bürger zum Zug kommen. Der neue Vergabemodus geht zurück auf eine Initiative der Jungen Liste. Deren drei Stadtrats-Vertreter freuen sich nun, dass mit „dieser Entscheidung die Voraussetzungen für ein nachhaltiges Wachstum“ geschaffen und „Einheimischen die Chance auf Wohneigentum“ ermöglicht werde.

Schon im Januar 2021 hat die Junge Liste beantragt, aus dem bis dato geltenden Windhund-Vergabeverfahren nach dem Motto „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“ umzusteigen auf ein Einheimischenmodell, das Pockinger bei der Baulandvergabe bevorzugt. Doch so einfach geht das nicht, im Rathaus gab es dazu erhebliche rechtliche Bedenken. Erst ein Jahr später beschloss der Stadtrat, ein sogenanntes reines „Familienmodell“ auszuprobieren. Denn einig war sich die überwiegende Mehrheit im Stadtrat auch darüber, dass die Grundstücksvergabe zugunsten der Einheimischen und Familien geändert werden müsse, um Auswärtige auszubremsen, die sich auf die Windhundliste setzen lassen, nur um „auf die Filetstücke zu warten“.

Erster Testlauf verlief mau


In einem ersten Testlauf wurden im Hartkirchner Baugebiet „An der Schule“ sechs Bauparzellen nach diesem Prinzip vergeben. Das Fazit: Es lief ziemlich zäh! Fünf Grundstücke konnten verkauft werden, eine Parzelle konnte nicht veräußert werden und steht nun wieder auf der Windhund-Liste. Den Grund für des eher mangelnde Interesse sieht Bauamtsleiter Ernst Hofmann in dem sozialen Kriterien-Katalog für das „Familienmodell“, der sozial schwächer aufgestellte Familien hätte fördern soll. „Aber dazu mussten die Bewerber schon gewaltig die Hosen runterlassen, was Einkommens- und Vermögensverhältnisse anbelangt. Das hat wohl viele gehemmt“, sagt Hofmann.

Arbeitskreis hat nachgebessert


Jetzt hat der eigens für die Baulandvergabe eingesetzte Arbeitskreis erheblich nachgebessert in einem sogenannten „erweiterten Modell“, das nun nicht das Hauptgewicht auf den sozialen Aspekt legt, sondern gleichwertig auch mit dem Ortsbezug gepunktet werden kann, also wie lange der Bewerber schon in Pocking lebt und arbeitet oder ob er ehrenamtlich tätig ist zum Wohle der Stadt. So wie es beim Einheimischenmodell ja ursprünglich gedacht war, aber nun auch mit EU-Recht konform geht, weil der soziale Aspekt weiterhin gewährleistet ist. Das Windhund-Verfahren hat der Fairness halber ebenso weiterhin Bestand.

Hohe Nachfrage nach Baugrundstücken


Angesichts der hohen Nachfrage nach Baugrundstücken hat der Stadtrat Pocking entschieden, die Parzellen im Baugebiet „Keltenschanze II“ im Ortsteil Hartkirchen über dieses sogenannte „erweiterte Modell“ sowie das Windhund-Verfahren zu vergeben. „Beide Verfahren sollen sicherstellen, dass der Vergabeprozess fair und transparent gestaltet ist und den Bedürfnissen der Bürger entspricht“, schreibt die Junge Liste in einer Pressemitteilung dazu. Sechs der elf Parzellen mit Grundstücksgrößen zwischen 550 und 800 Quadratmetern kommen auf die Windhund-Liste, auf der bereits etliche Bewerber gelistet sind, die anderen fünf werden nach dem Punktesystem des neuen Einheimischenmodells vergeben.

Für das „erweiterte Modell“ ist eine gesonderte Bewerbung erforderlich. Interessierte Bürger, die ein Baugrundstück über dieses Modell erwerben möchten, müssen heuer bis spätestens 20. Dezember um 12 Uhr einen vollständig ausgefüllten Bewerbungsbogen (den gibt es auf der Homepage der Stadt Pocking: https://www.pocking.de/heimat-und-perspektive/rund-ums-bauen) sowie alle erforderlichen Nachweise bei der Stadtverwaltung Pocking einreichen. Nur fristgerechte und vollständige Bewerbungen können berücksichtigt werden. Nach Ablauf der Frist werden die eingegangenen Anträge geprüft und ausgewertet; die Bewerber erhalten anschließend eine Information über ihre erreichte Platzziffer.

„Mit der Einführung dieses Einheimischenmodells setzen wir ein wichtiges Zeichen für unsere Stadt. Der Zugang zu Baugrundstücken für Einheimische ist ein Grundpfeiler, um Pocking als attraktiven Wohnort für die nächsten Generationen zu gestalten und den Zusammenhalt in unserer Gemeinschaft zu stärken,“ so die Junge Liste Pocking.

Ortsbezug hat im neuen Modell mehr Gewicht


100 Punkte sind dabei zu vergeben, der Punktekatalog geht über Einkommen, Lebensmittelpunkt, Arbeitsstätte, Familienverhältnisse bis hin zu Vereinstätigkeiten. Wer die meisten Punkte hat, kann sich als erster ein Grundstück aussuchen.

Und die Einheimischenmodell-Bewerber kriegen es sogar voll erschlossen mit 121 Euro pro Quadratmeter um acht Euro günstiger, als die Windhundbewerber. Dafür müssen sie aber innerhalb von vier Jahren einziehen und mindestens sieben Jahre selber im neuen Haus wohnen. Die „Windhunde“ haben diesen Eigennutzungszwang nicht.

Ob das Einheimischenmodell nun künftig auch bei anderen Pockinger Baugebieten wie dem „Wohnpark Pocking Südwest“, dessen 50 Bauparzellen ab 2025 erschlossen werden sollen, zum Tragen kommt, steht auf einem anderen Blatt. Denn, so die Info aus dem Rathaus: Für jedes neue Baugebiet werde auch das Vergabesystem neu beschlossen.

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