„Die knappste Aussage ist die Beste“
„Einfach – zeitlos – genial“: Heinz Theuerjahr in Schloss Obernzell t

06.09.2024 | Stand 06.09.2024, 15:35 Uhr |

Die Kohlezeichnung „Elefantenherde“ stammt aus dem Jahre 1983. Den Künstler Heinz Theuerjahr prägte eine schier unstillbare Sehnsucht nach Afrika. − Fotos: Pree

„Einfach – zeitlos – genial“: Unter diesem Motto ist in Schloss Obernzell (Landkreis Passau) noch bis 20. Oktober eine Ausstellung mit Werken von Heinz Theuerjahr (1913 bis 1991) zu sehen. Die Exponate spiegeln die vielschichtigen Facetten seines künstlerischen Schaffens wider. Der 1913 in Stolp (Pommern) geborene Theuerjahr hinterließ nicht nur ein umfangreiches künstlerisches Erbe, sondern auch eine kraftvolle Maxime: „Die knappste Aussage ist die Beste.“ Das zeigt sich auch beim Betrachten der 100 präsentierten Werke.

Leben im Einklang mit der Natur

Der Künstler verlebte einen Großteil seines Lebens im Bayerischen Wald. Ihn prägte aber auch lebenslang eine unstillbare Sehnsucht nach Afrika. Dieser wilde Kontinent zog ihn magisch an, das Unbekannte faszinierte ihn. Er reiste insgesamt 14 Mal nach Afrika und setzte seine visuellen Eindrücke im heimatlichen Atelier in ausdrucksstarke Kunstwerke um.

Zu Hause in Waldhäuser (Gemeinde Neuschönau) führte er ein einfaches Leben – im Einklang mit der Natur, weit weg vom Trubel der Großstadt. Die unberührten heimatlichen Wälder, die heimischen Tiere, Afrika und seine Wildheit, all das prägte seinen künstlerischen Ausdruck. Die Tiere des Waldes oder der Steppe, die er in seinen Arbeiten darstellte, waren für ihn mehr als nur Motive, sie waren Ausdruck seiner tiefen Verbundenheit zur Natur, die man in jedem seiner Werke spürt.

In der Kunst Theuerjahrs, frei von überflüssigen Details, hat jedes Element, jeder Strich, eine Bedeutung und trägt zur Gesamtaussage des Werkes bei. Diese Einfachheit ist nicht etwa eine Reduktion, sondern eine Konzentration auf das Wesentliche, ohne dass seine Werke dabei an Ausdruckskraft einbüßen. Bei seinen Plastiken verwendete Theuerjahr eine Vielzahl von Materialien, darunter Holz, Stein, Keramik und Metall. Jedes Material hatte eine besondere Bedeutung und Ausdruckskraft.

Die Holzschnitte lagen ihm dabei besonders am Herzen. Linien und Formen seiner Druckgrafiken spiegeln seine künstlerische Vision wider und unterstreichen seine Fähigkeit, komplexe Themen auf einfache und verständliche Weise darzustellen. Neben der Wechselwirkung zwischen Plastiken und Druckgrafiken spielt auch die Zeichnung eine zentrale Rolle, nicht nur als Vorstufe zu den plastischen Arbeiten, sondern als eigenständiges Medium. Zudem ließ sich Heinz Theuerjahr stark von der Kunst vergangener Kulturen inspirieren, besonders von der ägyptischen Kunst und den frühzeitlichen Höhlenmalereien. Die klaren Linien und einfachen Formen beeinflussten seine Arbeit enorm. Das Schaffen von Kunst war für Theuerjahr auch immer ein Akt des Bewahrens. Er wollte die Schönheit und Ursprünglichkeit der Schöpfung festhalten und daran erinnern, wie wichtig es ist, diese zu schützen und zu bewahren.

Jede Facette seines Schaffens wird beleuchtet

Die Obernzeller Ausstellung des 1991 verstorbenen Künstlers präsentiert eine beeindruckende Vielfalt seines Schaffens. Die Palette der Exponate reicht von imposanten Plastiken in Holz und Bronze bis hin zu einer reichhaltigen Sammlung an Aquarellen, Pastellen, Kohlezeichnungen, Holzschnitten und Bleistiftzeichnungen – jede Facette seines künstlerischen Schaffens wird beleuchtet.

Eine interessante Facette der Präsentation stellen die Werke dar, die unter „Neu interpretiert“ aufgelistet, auf 2024 datiert und im Zwischengang zwischen den Ausstellungsräumen im Erdgeschoss zu finden sind. Es sind neu designte Kunstdrucke, angelehnt an Originalkunstwerke von Heinz Theuerjahr. Dazu gehören Titel wie „Kreisende Adler“, „Gepard rot“, „Zwei Schwäne“ und auch das Mosaik „Flamingos“. Diese Exponate überzeugen auch mit ihrer intensiven Farbgebung.

Norbert Pree


Bis 20.Oktober, Schloss Obernzell, geöffnet Di. bis Fr. 10-17 Uhr

Artikel kommentieren