Die Rettungshundestaffeln Passau und Rottal-Inn werden ab jetzt bei einer Vermisstensuche zeitgleich von der ILS alarmiert. Welche Vorteile es hat, wenn der Knopf für die Alarmierung von nun an für alle gleichzeitig gedrückt wird und nicht die zweite Hundestaffel erst zeitversetzt nachalarmiert wird, verrieten die Verantwortlichen bei einer Zusammenkunft im BRK-Zentrum in Passau.
Im Frühjahr seien die Staffelleiter auf ihn zugekommen, mit dem Wunsch nach einer gemeinsamen Alarmierung, berichtete der Passauer Kreisbereitschaftsleiter Jürgen Wöhnl. Zuvor war es üblich, erst die geografisch zuständige Rettungshundestaffel zu alarmieren und dann die Rettungshundestaffel aus dem Nachbarlandkreis per Handy nachzualarmieren – dadurch ging aber jedes Mal wertvolle Zeit verloren. Wöhnl gab außerdem zu bedenken: „Die Tiere können nicht unendlich lange suchen, sie brauchen Pausen. 30 Minuten kann ein Hund bei normalem Wetter suchen, bei schwül-warmem Wetter reduziert sich die Zeit auf 15 bis 20 Minuten.“ Die Tiere müssten während einer mehrstündigen Suche immer wieder ausgetauscht werden.
Erfolgschancen bei einer Vermisstensuche massiv steigern
„Durch den Zusammenschluss können wir die Erfolgschancen bei einer Vermisstensuche massiv steigern“, freute er sich. Auch der Passauer BRK-Kreisverbandsvorsitzende Walter Taubeneder sagte: „Im Ernstfall ist man um jede Hilfe froh. Wer Hilfe braucht, gewinnt dadurch.“ Felix Wachter, der Kreisbereitschaftsleiter für Rottal-Inn betonte: „Die Katastrophe hört nicht an der Grenze auf. Die Rettungsdienste arbeiten tagtäglich zusammen. Die gemeinsame Alarmierung der Hundestaffeln hat Vorteile für alle.“ Auch der Rottaler Kreisgeschäftsführer Andreas Rehrl war der Meinung: „Wir alle profitieren von einer schlagkräftigen Hundestaffel.“
Bei einer Alarmierung erhalten alle Rettungshundeführer eine SMS. Daraufhin melden sie sich beim Gruppenführer mit einem „Daumen hoch“ oder „Daumen runter“, um zu signalisieren, ob sie kommen können oder nicht. Die Hundeführer treffen sich mit ihren Hunden daraufhin an einem vereinbarten Sammelpunkt, um dann gemeinsam zur Einsatzstelle zu fahren. Koordiniert wird die Vermisstensuche vor Ort von der Polizei. Der Leiter der Passauer Rettungshundestaffel Karl Deml sagte: „Unser Gedanke war tatsächlich, dass wir tagsüber mehr Leute für einen Einsatz haben.“ Im Landkreis Passau gibt es derzeit 16 Rettungshunde, im Landkreis Rottal-Inn elf Rettungshunde. Sie decken das Gebiet der Landkreise Passau, Rottal-Inn und Freyung-Grafenau ab – eine weite Fläche. „Es geht sonst zu viel Zeit verloren, weil wir ja auch eine lange Anfahrt haben. Uns ist es lieber, wenn großzügiger alarmiert wird“, erklärte auch die Rottaler Staffelleiterin Katharina Feuerer.
Drei Arten von Suchhunden
Wöhnl erklärte, dass es drei Arten von Suchhunden gibt: Mantrailer, die die Geruchsprobe eines Vermissten bekommen und dieser Spur dann folgen; Flächenhunde, die eine Fläche von 50000 bis 60000 Quadratmeter nach Vermissten absuchen können; und Trümmerhunde, die für Einsätze bei Erdbeben geeignet sind, in der Region aber nicht gebraucht würden. 2023 gab es 14 Einsätze der Passauer Rettungshundestaffel, es seien 6450 Stunden an ehrenamtlicher Arbeit in der Rettungshundestaffel geleistet worden. Heuer gab es bereits zehn Einsätze, berichtete er weiter.
Die Rettungshunde brauchen ständiges Training. Zweimal in der Woche findet im Landkreis Passau Training statt, am Donnerstagabend und am Sonntag. „Es gibt auch jedes Mal eine Hausaufgabe für die Hundeführer“, erklärte Karl Deml. Schon die Ausbildung zum Rettungshund ist lange und aufwendig für Mensch und Tier. Sowohl im Landkreis Passau als auch in Rottal-Inn gibt es Praxisanleiter in den Hundestaffeln, die die Ausbildung durchführen. Alle zwei Jahre müssen sich Hund mit Frauchen oder Herrchen außerdem einer Prüfung unterziehen, um ihre Einsatzbereitschaft unter Beweis zu stellen.
Alle Hunde eignen sich
Grundsätzlich würden sich alle Hunde als Rettungshunde eignen, sagt Karl Deml. Bestimmte Voraussetzungen gibt es aber dennoch, die erfüllt werden müssen: „Der Hund muss motivierbar sein, das Ganze ist als Spiel aufgebaut. Die Eignung stellt sich im ersten Jahr heraus: Ist der Hund verträglich? Wie stellt er sich in der Ausbildung an? Der Mensch muss für ihn das Allerhöchste sein.“ Er selbst hat einen Schäferhund, aber auch Mischlinge würden sich gut eignen – alle Rassen, die in die Fläche gehen wollen. Als Mantrailer würden sich sehr gut Jagd- und Schweißhunde eignen, erklärte Katharina Feuerer.
Die Arbeit der Rettungshundestaffeln erfolgt rein ehrenamtlich, erklärten die Verantwortlichen. Im Landkreis Passau wurden Patenschaften für Rettungshunde etabliert: Wer Pate wird, zahlt eine Spende, und bekommt dafür einen Patenhund zugeordnet. Er erhält eine Urkunde und ein Bild seiner Patenhundes, wir über dessen Fortschritte informiert; und einmal im Jahr findet ein Patentreffen statt. Mit den Spendengeldern werden im Gegenzug Einsatz- und Trainingsmaterialien gekauft. Auch im Landkreis Rottal-Inn will man in Zukunft Patenschaften anbieten. „Das läuft bei uns gerade an“, erklärte Katharina Feuerer, die Leiterin der Rottaler Hundestaffel.
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