Heiliger und deftiger Humor
Die Nonnen und der Westentaschengauner: Theatergruppe Hutthurm liefert amüsanten Auftritt

13.11.2024 | Stand 13.11.2024, 7:00 Uhr |
Helga Wiedenbein

Amüsantes Theater: Der Bagwan lässt sich auch durch die Gefangennahme von Django durch Freddy nicht aus der Ruhe bringen. − Foto: Wiedenbein

Seit vier Jahrzehnten heißt es im November „Bühne frei“ für die Schauspieltalente der Theatergruppe Hutthurm. Die Gruppe versteht es Jahr für Jahr, die tristen Novembertage mit Humor und Fröhlichkeit zu spicken.

Die Aufführungen im Saal des Bräustüberls sind schon lange kein Geheimtipp mehr und dementsprechend schnell waren die acht Aufführungen ausverkauft.

Acht Aufführungen schnell ausverkauft

„Für die Abendkasse haben wir immer ein paar Exemplare „auf der Seite“, erzählte Herbert Scholz, der als Herr Pfarrer mit Fräulein Resi (Renate Blöchl) und den Ministranten Maxl (Fabian Baumann) und Bepperl (Maxim Bandl) die Begrüßung der rund 200 Gäste am Premierenabend, darunter auch Mitglieder des Passionsspielvereins Perlesreut mit seinem Vorsitzenden und Bürgermeister Gerhard Poschinger aus Perlesreut sowie Hutthurms Bürgermeister Max Rosenberger, übernahm.

Als die Klosterschwestern Aurea (Christine Kühberger) und Erbana (Roswitha Gloß) in der alten Villa vom Weichselsberger, die das Kloster geerbt hatte, ankamen, machten sie zuerst Bekanntschaft mit dem Bewohner des „jammernden“ Bauernschrankes, dem Gauner Freddy. Der Angeschossene, vorerst noch mit recht frecher „Klappe“, besann sich bald eines Besseren und bat um „Nonnen-Asyl“, das die beiden gottesfürchtigen Nonnen nicht ablehnen konnten. Als dann auch noch die überdrehten Hippie-Girls Flower (Andrea Wudi), Rainbow (Diana Klinger) und Moon (Magdalena Madl) auf der Bildfläche erschienen, war das bunte Potpourri für einen spaßigen Bühnenklamauk fast fertig.

Darum geht’s in dem Stück

Auf der Suche nach dem Freddy und dem gestohlenen Geld schneite der etwas einfältige Django (Sebastian Madl) ins Haus und auch Olga, die knallharte Gangsterbraut (Waltraud Kinateder) versuchte mit einer schauspielerischen Meisterleistung das Haus auszukundschaften. Als dann auch noch der Bagwan (Barnabas Szemere) mit seinen Weisheiten und seiner stoischen Ruhe auftauchte, war den Lachmuskeln keine Pause mehr vergönnt, denn der entrückte „Weise“ schickte durch seine „Glückskeks-Weisheiten“ eine Pointe nach der nächsten auf die Reise.

Mit ihm prallten nicht nur die Religionen aufeinander, sondern auch die Dialoge: „Wer nicht gestochen werden will, sollte nicht nach dem Skorpion greifen!“ – Freddy: „Halt du di do aussa, du Spinner, du tibetanischer!“ – „Denk daran, dass das, was heute als richtig gilt, gestern noch unmöglich war, und dass das, was man heute für falsch hält, morgen vielleicht in den Himmel gehoben wird!“ – „Für einen Esel ist eine Distel eine köstliche Frucht, er frisst die Distel und bleibt ein Esel!“ – Django: „Kann irgendwer dieses lebendige Kreuzworträtsel abstellen?“

Eine turbulente Geschichte

Richtig gefährlich wird es, als dann der „Boss“ (Thomas Reitberger) die Bühne betritt, optisch eine wahre Augenweide und akustisch wohlklingend mit einer Mischung aus italienischem Mafioso und Wiener „Schmäh“ wirkt er durchaus angsteinflößend auf Hippie-Girls und Nonnen. Aber so sehr er auch versucht, den Verbleib des Geldes mit seiner Einschüchterungstaktik herauszufinden, kann er dem Zauber von Bagwan nicht lange widerstehen und das Blatt wendet sich abrupt.

Mit Gottvertrauen und Tatkraft werden nicht nur die Bösewichte unschädlich gemacht, es findet auch so manches verlorene Schaf auf den Weg der Tugend zurück. Mit den letzten Worten von Bagwan – „Der Esel bleibt ein Esel, auch wenn man ihm das Tanzen lernt!“ – schloss sich der Vorhang.

Die Kriminalkomödie in drei Akten von Heidi Faltlhauser wurde von den Laiendarstellern durch ihre Spielfreude und ein großartiges Timing bei den knochentrockenen, oft derben Dialogen zu einem köstlichen Vergnügen. Auch zwischen den Zeilen spielte sich viel ab, denn Mimik, Körpersprache und ein Maß an Action wurden immer zur rechten Zeit eingesetzt. Musik- und Toneffekte waren wohl dosiert und zwischen den Akten konnte das Publikum die Gauner bei ihrer Suche nach dem richtigen Koffer „belauschen“.

Perfekte Besetzungen für die einzelnen Rollen

Mit Christine Kühberger als gottesfürchtige und ängstliche Schwester Aurea und Roswitha Gloß, die als Schwester Erbana, eine mutige, resolute Nonne spielte, und sich freut, dass sich endlich mal wieder etwas im Leben rührt, fand sich für diese beiden Rollen die perfekte Besetzung. Ebenso war Peter Madl die Rolle des Ganoven Freddy auf den Leib geschrieben, denn er spielte diesen Westentaschengauner so überzeugend, als hätte er selbst schon das ein oder andere Mal in eine Trickkiste gegriffen.

Der von seinem Gewissen geplagte Django, gespielt von Sebastian Madl brillierte in seiner Rolle ebenso wie die drei „Bunten Vögel“ Flower, Moon und Rainbow, denen die kleinen Schwindeleien ohne mit der Wimper zu zucken von den Lippen kamen. Waltraud Kühberger beeindruckte als Olga sowohl durch ihr Gebaren als auch durch ihren herrlichen Akzent. Für seinen ersten Bühnenauftritt muss Barnabas Szemere, der den Bagwan exzellent mimte, ein großes Lob ausgesprochen werden. Mit ihm hat die Hutthurmer Theatergruppe wieder ein großes Talent für die Bühne gefunden und Thomas Reitberger ist kurz und bündig: der geborene „Boss“.

MITWIRKENDE

Für das Gelingen dieser Aufführung trafen sich die Laiendarsteller seit September ungefähr dreimal wöchentlich und auch hinter der Bühne haben sich viele leidenschaftliche Theaterfreunde ein dickes Lob verdient: Souffleuse: Renate Blöchl, Licht und Ton: Thomas Kinateder, Alexander Baumann, Maske: Isabell Knödlseder, Bühnenbau: Hans Vogl, Martin Gloß, Andreas Käfer, Bräustüberl: Tanja Krowiorsch, Florian Krenn. Die Regie übernahm auch in diesem Jahr wieder Christine Wagner, die traditionsgemäß nach der gelungenen Premiere wieder Blumen an alle Akteure verteilte.

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