Bad Füssing
Der personenbediente Bahnschalter bleibt – vorerst

24.07.2024 | Stand 24.07.2024, 19:00 Uhr |

Im Bürgermeister-Frankenberger Haus befindet sich aktuell der Bad Füssinger Bahnschalter. Der Gemeinderat will das Konzept der personenbedienten Verkaufsstelle weiterhin beibehalten. − Foto: Spannberger

Kann man Zugtickets künftig per Videotelefonat kaufen? Ist der Einsatz echter Menschen am Bahnschalter im digitalen Zeitalter überhaupt noch sinnvoll? Über die Zukunft der personenbedienten Verkaufsstelle der Deutschen Bahn im Bürgermeister-Frankenberger-Haus hat nun der Gemeinderat Bad Füssing diskutiert. Obwohl man für Digitalisierung offen sei, solle man für Kartenverkauf und Reiseberatung weiterhin Mitarbeiter vor Ort einsetzen, so der Standpunkt des Gemeinderats. Doch die Deutsche Bahn sagt: Das ist nicht rentabel.

Konzept im Gemeinderat vorgestellt

Die Südostbayernbahn hat die DB Vertriebs GmbH mit den Vertriebsleistungen in Bad Füssing im Linienstern Mühldorf bis Ende 2035 beauftragt. Leiterin im Vertrieb Nahverkehr Süd, Claudia Langhoff, hat dem Gemeinderat das geplante Konzept samt Alternativen vorgestellt.

Beantragt hat der Kur- und Gästeservice eine personenbediente Verkaufsstelle. „Der Betrieb ist in einem Umfang von 27,5 Wochenstunden von Montag bis Freitag durch unternehmenseigenes oder -fremdes Personal möglich“, teilt Claudia Langhoff mit. „Über einen längeren Zeitraum ist der Betrieb für uns jedoch sehr herausfordernd“, fügt sie hinzu. Das liege insbesondere am Fachkräftemangel. „Wenn kurzfristig jemand ausfällt, finden wir nur schwer Ersatzpersonal. Daher kann es häufig zu Schließungen des Bahnschalters kommen.“

Video-Reisezentrum ist eine Alternative

Eine Alternative sei die Einrichtung einer DB-Agentur oder eines Video-Reisezentrums, wie sie bereits in Vilshofen und Pfarrkirchen sowie an über hundert weiteren Standorten in Deutschland existieren. Kernleistungen des Video-Reisezentrums sind Bahnkartenverkauf und Beratung. Als Mitarbeiter werden ausgebildete Reiseberatende eingesetzt, die in großen Zentren sitzen und über Live-Video-Übertragung mit den Kunden vor Ort sprechen können. Bezahlt wird an Automaten.

Die digitale Version der Kartenverkaufsstelle habe viele Vorteile.
„Das Video-Reisezentrum kann 70 Stunden pro Woche betrieben werden, auch samstags und sonntags. Personalausfälle können leicht ausgeglichen werden“, so die DB-Vertriebsleiterin. Video-Reisezentren seien prädestiniert für ländliche Gebiete, „wo sich der Betrieb von personenbedientem Bahnkartenverkauf nicht mehr lohnt“.

Der Gemeinderat aber bleibt skeptisch. „Als Kurort haben wir einen sehr hohen Altersdurchschnitt“, macht Bürgermeister Tobias Kurz deutlich. „Deshalb läuft die Digitalisierung bei uns etwas zeitversetzt ab. Wir wollen für unsere Gäste ein Rund-um-sorglos-Paket gewährleisten und dazu gehört nun mal ein personenbedienter Bahnschalter.“

Immer weniger analoger Verkauf

„Dass die Verkaufsstelle nicht auf ewig bestehen wird, ist uns klar. Der analoge Verkauf wird immer weniger werden, wird aber aktuell noch immer benötigt“, fügt Gemeinderat Günter Köck an. Daniel Lorenzer merkt an: „Man muss die Produktionskosten für den Einbau eines Video-Reisezentrums sowie die Dauer der Planungs- und Bauphase bedenken.“ Laut Claudia Langhoff nehme dies tatsächlich bis zu neun Monate in Anspruch.

Köck und Lorenzer schlagen letztlich vor: „Die beste Lösung wäre eine finanzielle Beteiligung der Deutschen Bahn, damit wir den Bahnschalter selber betreiben können, solange wir es für nötig halten.“ Eine Entscheidung aber wurde in der Gemeinderatssitzung nicht getroffen. „Fest steht: „Der personenbediente Bahnschalter soll vorerst bleiben. Eine Richtung, die wir einschlagen können, ist, eine Agentur für den Betrieb der Verkaufsstelle zu suchen. Wir werden abwarten, ob noch andere Angebote kommen“, fasst Tobias Kurz den momentanen Stand der Dinge zusammen.

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