Vor 60 Jahren endete die Brautradition in Neuhaus am Inn. Nach dem Hochwasser 1954 wurde der Ort fast vollständig dem Erdboden gleichgemacht, die Folgen der immer wiederkehrenden Hochwasserkatastrophen hatten die Regierung und die örtlichen Verantwortlichen zu dem radikalen Schritt bewogen. Der Maßnahme fielen ein Kino, sieben Wirtshäuser und eine Brauerei zum Opfer. Somit schloss auch die 1908 gegründete Weißbierbrauerei Deibl für immer ihre Tore.
Das helle Hefeweißbier wurde zuvor in erster Linie im eigenen Wirtshaus getrunken, wobei als Trinkgefäße lange Zeit statt Weißbiergläsern Tonkrüge üblich waren. Nach Erinnerung von Rosmarie Hirz, geb. Deibl, fand das Bier besonders bei den Schärdingern großen Zuspruch, die gerne auf ein paar Halbe über den Inn kamen. Der jährliche Ausstoß bis zum Jahr 1965 soll bei etwa 800 bis 900 Hektolitern gelegen haben.
1965 zog auch Rosemarie Deibl von Neuhaus weg. Ihre Liebe zu Neuhaus blieb bestehen. Dies übertrug sich auch auf ihren Sohn, dem 2. Bürgermeister und Apostelbräu Rudi Hirz aus Hauzenberg. Als nun im Zuge des 1. Bauabschnittes zur Sanierung der Innlände einige Deibl-Flascherl auftauchten, nahmen Hirz und der Neuhauser Bürgermeister Stephan Dorn Kontakt auf. Schnell war die Idee geboren, das Deibl-Weißbier nach 60 Jahren wieder auferstehen zu lassen.
Ein süffiges helles Weißbier soll es gewesen sein, konnte sich ein alter Neuhauser erinnern. Offenbar war es auch gehaltvoll, weil es auch bei trinkfesten Konsumenten schon nach fünf Halben eine deutliche Wirkung zeigte. Rudi Hirz will an das alte Rezept anknüpfen. Der einzige Wermutstropfen für Stephan Dorn ist, dass man in Neuhaus keine Braustätte mehr hat, sodass das Neuhauser Bier in Hauzenberg gebraut wird. Spätestens zur geplanten Segnung und Einweihung des Bauabschnittes 1 der Innlände im April 2025 soll der erste Sud fertig sein. Dabei ist grundsätzlich an eine dauernde Wiederbelebung des Biers gedacht.
Rosemarie und Rudi Hirz bitten im Vorfeld ältere Neuhauser, die sich noch an das Bier und alles rund um die Brauerei erinnern können, unter ✆ 08586/2200 mit ihnen Kontakt aufzunehmen. Das neue Deibl Weißbier soll nämlich möglichst nahe an das zuletzt 1965 gebraute Bier herankommen.
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