„Es war eigentlich ein Zufallsprodukt.“ Eins, das sich mittlerweile zu einem Qualitätsprodukt entwickelt hat. Das „Produkt“ ist allzu menschlich und heißt Moritz Gerhartinger. Der 28-Jährige Defensivspieler erzählt, wie er zum souveränen Landesliga-Tabellenführer FC Sturm Hauzenberg gekommen ist. Am Staffelberg hat sich der gebürtige Fürstenzeller zu einer festen Größe in der Ersten gemausert – ein Dauerbrenner.
Den Jugendfußball hat Gerhartinger in Fürstenzell durchlaufen, nach zwei Bezirksliga-Jahren dort und einer Spielzeit beim damaligen Landesligisten SV Hutthurm reagierte der Defensivspieler auf ein Signal seines Fürstenzeller Trainers Tobias Grabl (35), der 2018 eine „Anstellung“ als Co in Hauzenberg antrat. „Für mich gab es die Wahl, entweder zurück nach Fürstenzell oder es mit Tobi in Hauzenberg versuchen.“ Er muss die getroffene Wahl nicht bereuen. Seit seinem Wechsel hat Gerhartinger in sechseinhalb Jahren 161 Spiele für den Sturm bestritten, davon 139 in der Landesliga und in Saison eins gleich deren 22.
„Es geht total familiär zu“
Der 28-Jährige, beruflich als Software-Entwickler der Firma Beutlhauser in Passau angestellt, verbindet seinen persönlichen sportlichen Werdegang durchaus auch mit dem seines Vereins, den er wertschätzt. „Es geht total familiär zu, nicht nur in der Mannschaft, sondern auch im Umfeld. Du kannst dich mit jedem unterhalten, als wäre er dein Freund. Der Verein ist gut durchorganisiert, jeder weiß, wo er was mitzureden hat. Du hast nicht das Gefühl, als wärst du ein Angestellter wie in der Arbeit. Wirklich angenehm.“
Diese Wohlfühl-Atmosphäre gäbe es sicher nicht, wenn’s sportlich weniger positiv liefe. Ein Charakterzug leistet ihm hier gute Hilfe, die Selbsteinschätzung: „Ich glaube, es gibt wenige Fußballer, die sagen, es ist alles perfekt. Bei mir war es so, meine Jugendzeit hat eher der klassische Außenverteidiger geprägt.“ Es gebe weiterhin Nachholbedarf. „Mein Offensivspiel könnte immer noch souveräner sein und effektiver. Ich glaube, da lernt man nie aus.“ Als kleinen Vorteil sieht er freilich schon, dass sein starker Fuß der linke ist, „von den Linksfüßlern gibt es nicht so viele, die sind natürlich gesuchter als die rechten“, meint er und lacht, weil er weiß, dass auch ein Linksfuß mit dem Ball umgehen können muss.
Darum läuft’s beim Sturm so gut
Nicht nur, weil’s auch die Teamkameraden gut beherrschen, läuft’s beim Sturm in der laufenden Saison so rund. „Es hat sich in der Mannschaft nicht so viel verändert, der große Kern kennt sich seit Jahren, der Verein hat sich gute Verstärkungen geholt, so dass wir in der Breite prima ausgeglichen sind, keiner fällt leistungsmäßig ab.“ Viel sei natürlich von einem gelungenen Saisonstart abhängig, „es ist einfach so, wenn du einmal vorne stehst, dann gewinnst du Spiele, die du eigentlich nicht gewinnen solltest“, sagt der 28-Jährige. „So wie gegen Deggendorf, wenn du von 0:1 in der 90. und 93. Minute plötzlich auf 2:1 stehst.“
An diese Begegnung vom 9. November erinnert er sich ganz gut. Wie auch an eine besondere Begegnung im Premierenjahr, das Duell mit dem TSV Waldkirchen. „Es war mein erstes Heimspiel in der Landesliga, für mich ungewohnt, ein Derby auf diesem Niveau.“
Dieses Niveau hat Moritz Gerhartinger mittlerweile in einer Beständigkeit angenommen, so wie sein langjähriger Vorgänger auf der linken Außenbahn, Johannes Gastinger; der Hutthurmer wirkte sieben Jahre lang sehr erfolgreich beim FC Sturm. Das konnte der Fürstenzeller natürlich nicht für sich voraussetzen. Es war Geduld angesagt. „Bei meiner Premierensaison war nicht fix, wo ich meine Einsatzzeiten bekomme, entweder in der Landesliga oder in der Zweiten, die damals Bezirksliga gespielt hat.“
Bescheidenheit und Geduld
Sein Wechsel sei damals relativ kurzfristig zustande gekommen, die Kaderplanung nahezu abgeschlossen gewesen. „Darum habe ich mir gesagt, auch wenn ich im Landesligakader trainiere, wäre für mich Bezirksliga auch völlig in Ordnung. Es war halt das Glück, zum Leidwesen anderer, dass ich aufgrund einiger Verletzungen in relativ kurzer Zeit voll in den Kader der Ersten reingerutscht bin.“ Wenn’s nicht geklappt hätte? Eine bescheidene, vielleicht ungewöhnliche Antwort: „Wichtig war die Kommunikation, dass man versteht, wenn du nicht spielst, warum du nicht spielst. Ich habe das nie emotional aufgefasst, sondern mich immer selbst gut einschätzen können. Du musst dir selbst einfach die Zeit geben, wenn du es schaffen möchtest.“
Wie das große Ziel von Verein und Mannschaft in diesem Jahr – Bayernliga-Aufstieg! „Dort gegen Schalding zu spielen“, schaut Moritz Gerhartinger, noch ein bisserl träumerisch, voraus, „wäre schon etwas Besonderes.“ Davor steht noch eine zwölf Spiele währende, steinige Restsaison. Und möglicherweise ein echtes, nach momentanem Tabellenstand, Finale. Die Truppe um die Trainer Dominik Schwarz und Alex Geiger fährt zur Schlussrunde zum aktuellen Rangzweiten nach Ettmannsdorf. Moritz Gerhartinger: „Ich hoffe, dass wir zu diesem Zeitpunkt schon durch sind.“ Bleiben alle so beharrlich wie er, der Dauerbrenner, dann ist es zu packen.
Hauzenberg Vorbereitungstermine
Seit 10. Januar sind die Hauzenberger Fußballer schon im individuellen Lauftraining. Daneben gibt es CrossFit-Einheiten, die ersten Ballkontakte erfolgen am kommenden Freitag beim Training in der Spiegelauer Soccer-Halle. Nach einem Skilanglauf-Wochenende in Mauth am 1./2. Februar steigt die erste Trainingseinheit auf dem Kunstrasen am Montag, 3. Februar. Testspiele wurden vereinbart gegen den FC Andorf (Freitag, 7. Februar, 19 Uhr), gegen den SV Grainet (Samstag, 15. Februar, 14 Uhr) gegen den SK Schärding (Mittwoch, 19. Februar, 19 Uhr), bei Fortuna Regensburg (Samstag, 22. Februar, 14 Uhr) und gegen die DJK Vornbach (Dienstag, 25. Februar, 19 Uhr). Das erste Pflichtspiel folgt am Samstag, 1. März (14 Uhr), daheim im Totopokal gegen den FC Dingolfing. Der Endspurt in der Landesliga wird eröffnet am Samstag, 8. März (14 Uhr), mit der Heimpartie gegen den SSV Eggenfelden.
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