Um Innovationen drehte sich alles beim 72. Bürgerenergiestammtisch in Sittenberg in der Gemeinde Ruderting. Der Abend stand unter dem Motto „Innovation pur“, denn Stefan Ostermann aus der Wachau tüftelt derzeit an drei Projekten und möchte die Wärmepumpe neu erfinden.
Johannes Schmidt vom Initiatoren-Team hatte dazu wieder zahlreiche wissenshungrige Bürgerinnen und Bürger, darunter Stadtrat Urban Mangold und seine Team-Kollegen Erich Käser, Karl Haberzettl und Matthias Obermeier begrüßt. Der besondere Stammtisch trifft sich in unregelmäßigen Abständen und wird von KLB, KEB, Bund Naturschutz, fachlexika.de, ILE Ilzer Land und Passauer Oberland unterstützt. „Bedauerlicherweise gibt es viele Hemmnisse bei der Energiewende, politisch, gesellschaftlich und organisatorisch, und es ist schwierig das Engagement, welches eingebracht werden möchte, auch einbringen zu dürfen“, kritisierte Johannes Schmidt die nur kleinen Schritte, welche aufgrund von Widerständen und schlechtem Informationsfluss derzeit gemacht werden.
Stadt Wien gehört zu seinen Investoren
Der Abend stand unter dem Motto „Innovation pur“, denn Stefan Ostermann aus der Wachau tüftelt derzeit an drei Projekten und setzt seine Visionen in die Tat um. „Die Geburtsstunde meiner Firma war vor rund acht Jahren hier beim Energiestammtisch“, freute sich der Chemiker Ostermann aus der Wachau. Damals wurde seine junge Firma von einem kleinen Investor unterstützt und mittlerweile könne er die Stadt Wien und das Land Niederösterreich zu seinen Investoren zählen. Wichtig für die Seriosität waren die Beteiligung der deutschen Bundesagentur für Sprunginnovationen, und Partnerschaften mit Universitäten, denn neben einer bedeutenden Finanzspritze wurde auch viel Vertrauen in sein Startup „Protonen-Akkumulator“ gesetzt.
Ostermanns erste Idee war, die Bleibatterie neu zu bauen. So kennt jeder diesen Klassiker als Starterakku im Automobil mit den üblichen Problemen. „Die vielen Kinderkrankheiten der Bleibatterien waren die Grundlage, diese Thematik anzupacken und auf den Stand der Technik zu heben, denn unser Planet verfügt über mindestens 800 Fabriken, die diese produzieren“, sagte Ostermann.
Superbatterie kann noch nicht produziert werden
Eine „Superbatterie“ könne noch nicht produziert werden, denn es gebe die nötige Menge an Fabriken nicht. Eine echte Energiewende sei davon abhängig, denn es müssen erst Fabrikbesitzer überzeugt werden, umzusatteln und Prototypen zu bauen. Großes Ziel von Ostermann ist es, dass die Bleibatterie bleifrei wird, wobei die Bleigitter, welche in den derzeit verwendeten Autobatterien als Elektroden Verwendung finden, bereits durch beschichtete Karbon-Fasern ersetzt wurden. „Eine kostengünstigere und auch umweltfreundlichere Lösung“, so Ostermann.
Sein zweites Steckenpferd ist die Entwicklung eines Molekular-Siebs, mit dem man Methangas in Wasserstoff und Kohlenstoff aufspalten könnte. „Methangas kann damit relativ einfach und lokal in Wasserstoff umgewandelt werden“, erklärte er. Als erste Stufe zu einer Gastherme könnte man damit Kohlenstoff abscheiden, in einem Behälter auffangen und den Wasserstoff zum Heizen nutzen.
„Heat-Floh“ statt klassische Wärmepumpe
Mit seinem dritten Projekt „Heat-Floh“ möchte Stefan Ostermann in die Zukunft springen. Nicht das Rad will er neu erfinden, sondern die Wärmepumpe. Er könne eine elektrochemische Flüssigkeit mit hoher Energiedichte im Sommer produzieren, welche im Winter dann Heißdampf erzeugt, welcher zum Heizen dienen könnte. Diese Variante sei um einiges preisgünstiger als jede gängige Wärmepumpe, bei weniger Energieverlust.
Als Vorlage für den großen 20 kW Prototypen, der ihm derzeit von der HTL St. Pölten in Niederösterreich gebaut wird, baute Ostermann eine kleine „Tisch-Anlage“, mit der er am Ende seines äußerst informativen Vortrags ein kleines Experiment zur Veranschaulichung durchführte. Innerhalb von Sekunden wurde heißer Dampf erzeugt und die Temperatur stieg schnell von 26 Grad auf über 70 Grad Celsius. Im Anschluss beantwortete der Erfinder Fragen und es entstand reger Austausch.
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