Nach 110 Jahren beginnt für die Brauerei Hutthurm (Kreis Passau) ab Januar ein neues Kapitel. Die Raiffeisenbank im Landkreis Passau-Nord hat die Bierbraustätte an die Kunzmann-Gruppe aus Dasing (Kreis Aichach-Friedberg) verkauft.
In dieser Übergangsphase lässt jede Nachricht aufhorchen: So die Personalie, die Kunzmann vergangene Woche veröffentlichte. Dabei wurde eine neue Spitze in Hutthurm angekündigt: Reinhard Obermeier (54) wird 1. Braumeister und Betriebsleiter. Was das bedeutet und welche Pläne die neuen Eigentümer vorhaben, berichtet der Geschäftsführer von Kunzmann, Guido Grebe auf Nachfrage unserer Zeitung.
Nach 110 Jahren beginnt für die Brauerei Hutthurm (Lkr. Passau) ab Januar ein neues Kapitel. Die Raiffeisenbank im Landkreis Passau-Nord hat die Bierbraustätte an die Kunzmann-Gruppe aus Dasing (Lkr. Aichach-Friedberg) verkauft. Und auch wenn die neuen Eigentümer bekräftigen, sie wollen die Brauerei in eine gesicherte Zukunft führen und kaum etwas verändern, so lässt in dieser Übergangsphase doch jede Nachricht aufhorchen. So die Personalie, die Kunzmann vergangene Woche veröffentlichte. Dabei wurde eine neue Spitze in Hutthurm angekündigt: Reinhard Obermeier (54) wird 1. Braumeister und Betriebsleiter.
Umsatzeinbruch von 14 Prozent
Kunzmann-Geschäftsführer Guido Grebe erklärt auf Nachfrage unserer Zeitung, dass der frühere Braumeister bereits gekündet hatte, „bevor wir in die Verkaufsgespräche eingestiegen sind“, bekräftigt er, dass durch den Kauf kein Personalkarussell in Gang gesetzt wird. Der langjährige Braumeister Markus Kampf hatte bereits vor über zwei Jahren das Haus Richtung Oberbayern verlassen. Der bisherige „Brauereidirektor“ Matthias Bloch kann sich künftig wieder seiner eigentlichen Aufgabe, Vorstandsmitglied der Raiffeisenbank, widmen.
Der künftige Chef vor Ort wird dann Reinhard Obermeier. Er ist Niederbayer und war zuletzt seit März 2023 ebenfalls als 1. Braumeister bei der Gesellschaftsbrauerei Viechtach tätig. Die kleine Brauerei konnte allerdings nicht mehr vor dem Niedergang gerettet werden. Im Sommer musste sie Insolvenz anmelden. In Hutthurm wird Obermeier als Betriebsleiter und 1. Braumeister tätig sein. Er erhält außerdem Prokura, verantwortet laut einer Mitteilung von Kunzmann alle internen Abläufe der Betriebsstätte Brauerei Hutthurm und berichtet direkt an die Geschäftsführung der Unternehmensgruppe in Dasing. „Er soll das Gesicht der Brauerei sein“, fasst Guido Grebe zusammen. Für die nun vergrößerte Vertriebsorganisation der Kunzmann-Gruppe wird künftig in Dasing Uwe Mergel (47) zuständig sein.
Die Brauerei Hutthurm hatte in den letzten Jahren einen schweren Stand. Umsatz und Bierausstoß schrumpften, bei der letzten Vertreterversammlung musste Matthias Bloch von einem Umsatzminus von 14 Prozent auf 7,4 Millionen Euro berichten. So gab es bei der Sitzung Anfang November keine Gegenstimme zum Verkauf. Mittelgroße Brauereien wie Hutthurm haben es im umkämpften Markt schwer, bestätigt auch Guido Grebe. „Nur vom Bier allein zu leben, wird immer schwieriger“, sagt er. Insofern war es seinen Worten nach ein „glücklicher Zufall“, dass Kunzmann den neuen Standort fand, denn die Getränke-Gruppe sucht händeringend Produktionskapazitäten, „wir fahren zweieinhalb Schichten“, beschreibt Grebe die hohe Nachfrage nach den Getränken.
Künftig zum Bier auch Winzerschole
Künftig soll nun in Hutthurm das Bier (Schwerpunkt Helles, Weißbier und Spezialitäten) gebraut und zudem die beliebte Winzerschorle abgefüllt werden. Zum Sortiment der Unternehmensgruppe gehören neben dem im Hause erfundenen Glühwein auch Wasser, Limonade der Marke „Frucade“ und Kela Natursäfte. Und laut Grebe passt auch die modernde Anlage für alkoholfreies Bier, die in Hutthurm zur Verfügung steht, bestens ins Konzept.
Die rund 40 Beschäftigten aus Hutthurm werden vom Käufer übernommen, aber freilich, schränkt Guido Grebe ein, würden perspektivisch die Strukturen angepasst: „Hutthurm bleibt als Produktions- und Logistikstandort erhalten“, betont er. Verwaltungsbereiche würden abgeschmolzen und an die Firmenzentrale verlegt, „sonst macht das ja alles keinen Sinn“, sagt Grebe. Kündigungen soll es aber nicht geben, „Menschen sind nicht betroffen“, fasst er zusammen.
„Nicht erneuert, aber modernisiert“
Es sollen bessere Zeiten werden für die Brauerei Hutthurm. Das werde sich auch in der Optik manifestieren: Aus Brandschutzgründen muss die Brauerei ohnehin von der benachbarten Bank getrennt werden, der weithin sichtbare, aber in die Jahre gekommene „Turm“ der Brauerei bekommt einen neuen Anstrich und auch das Logo wird überarbeitet, „nicht erneuert, aber modernisiert – es wird ein Hingucker“, verspricht der Geschäftsführer, der sich ansonsten nicht über weitere Investitionen äußert. Die größte sei zunächst einmal der Kauf.
Mit den neuen Beschäftigten und dem neuen Standort haben bereits erste Annäherungen stattgefunden: Die Kunzmann-Geschäftsführung wurde schon im Hutthurmer Rathaus empfangen, umgekehrt wurden die Hutthurmer Mitarbeiter im Bus nach Dasing gebracht, wo ein Kennenlernen von Ort und Kollegen stattfand. Nächstes Jahr starten zwei Busse aus Dasing Richtung Niederbayern zum neuen Standbein, der Brauerei Hutthurm.
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