Vorm Derby gegen Oberdiendorf
Bescheidenheit pur und eine Top-Perspektive: Kapitän Julian Luger erklärt Obernzell-Erlaus Erfolgskonzept

17.10.2024 | Stand 18.10.2024, 9:35 Uhr |

Mit breiter Brust, aber auch viel Bescheidenheit nehmen die Obernzell-Erlauer um Kapitän Julian Luger (Mitte) die Bezirksliga-Rückrunde mit dem Duell gegen Oberdiendorf in Angriff. − Foto: Sven Kaiser

Nach dem Coup gegen Spitzenreiter Vornbach ist vorm Nachbarderby gegen den Rangzweiten TSV-DJK Oberdiendorf: Dem FC Obernzell-Erlau beschert der heiße Herbst 2024 an diesem Samstag (15 Uhr) zum Rückrundenauftakt in der Bezirksliga Ost den fünften Top-6-Gegner in Folge – doch trotz überragendem Saison-Halbzeit-Standing auf Rang 4 bleiben Kapitän Julian Luger & Kollegen absolut bodenständig-bescheiden.

„Wir wissen, wo wir herkommen“, sagt der 27-jährige FCOE-Teamleader, Torjäger plus Identifikationsfigur fast demütig, „und wir nehmen jeden Sieg mit, um mit dem Abstieg nichts zu tun zu haben.“

Hier lesen Sie:

Bei stolzen 27 Punkten aus den ersten 15 Partien im niederbayerischen Fußball-Oberhaus klingt das Festhalten am Ziel Klassenerhalt für Außenstehende erstmal ein bisserl unglaubwürdig. Doch ein Blick auf die kleine Pleitenserie vor dem jüngsten 1:0-Erfolg gegen Vornbach gibt dem Obernzeller Tor-Garanten der letzten Jahre (seit 2016 in 167 Ligaspielen 109 Tore und 44 Vorlagen) recht. Da gab es in Ruhmannsfelden (0:4), gegen Hutthurm (1:4) und in Künzing (0:2) nicht viel zu bestellen für die Jungs von Trainer Jochen Fröschl. Lugers Erklärung dafür: „Da haben wir unsere Grundtugenden nicht auf den Platz gebracht. Wenn du in dieser Liga nicht immer 100 Prozent Leistung ablieferst, geht es auch ganz schnell nach unten.“ Dabei sollte freilich nicht übersehen werden, dass es sich bei den Gegnern allesamt um Mannschaften der erweiterten Bezirksliga-Ost-Spitze gehandelt hatte.

Lob an die Funktionäre



Die Bodenständigkeit des kickenden Personals beim FCOE kommt indes nicht von ungefähr – sie wird vorgelebt von den Verantwortlichen beim Traditionsverein im Donautal, der bis vor zwei Jahren noch in der Kreisklasse kickte und dann durchmarschierte in die Bezirksliga. „Unsere Funktionäre machen einen richtig guten Job“, lobt Luger – inzwischen schon im fünften Jahr Kapitän – die Vereinsführung vor allem für Weitblick in der Kaderplanung bzw. Trainersuche. „Jochen Fröschl macht als Trainer echt super Arbeit, hat bei uns noch mehr spielerische Effekte reingebracht“, erzählt der gebürtige Obernzeller der Heimatzeitung während der knapp 40-minütigen Anfahrt zum Training – er lebt inzwischen mit Freundin in Aicha v.W.

Beim Blick auf die eigenen Talente sowie Neuverpflichtungen bei den Blau-Roten gerät Luger beinahe ins Schwärmen. „Die Jungen haben sich toll eingebracht ins Team und entwickeln sich hervorragend.“ Die Perspektive stimmt also mit Blick auf das Entwicklungspotenzial u.a. eines erst 18-jährigen Felix Lang auf der Sechser-Position, auf Hannes Rauscher (21, Daniel Müller (20), Paul Stögbauer (19) oder Leon Schiller (24). Dazu kommen die neuen Torjäger-Qualitäten von Markus Schramm (26), der als Passau-Student aus München vor zwei Jahren beim FCOE angeheuert hatte. Und heute mit sieben Saisontreffern bester Torschütze in Blau-Rot ist – noch vor Dauer-Torschützenkönig Luger (aktuell 5 Tore). „Markus hat einen riesen Sprung nach vorn gemacht, der geht keinem Zweikampf aus dem Weg und weiß, wo die Kiste steht“, hat der Kapitän ein Sonderlob für seinen Sturmpartner. Bei so viel Qualität im Kader falle es ihm selbst „auch leichter, mehr Tore aufzulegen“, beschreibt Luger seine nicht mehr nur auf den Torabschluss fixierte Rolle.

Oberdiendorf mit Wahnsinns-Lauf



Die soll auch möglichst am Samstag gegen Oberdiendorf zum Tragen kommen – was schwer genug wird gegen den bislang so überragend aufspielenden Aufsteiger aus der Hauzenberger Vorstadt. Zum Saisonauftakt hatte das Fröschl-Team dort mit 2:1 gewonnen – was aber für den spielenden 2. Vorstand Lukas Steinburg kein Freibrief zur Wiederholung ist. „Die haben als Aufsteiger einen Wahnsinnslauf und wir haben uns erst aus einem kleinen Tief rausgekämpft. Wir sind also gewarnt – sowohl vorm Oberdiendorfer Kollektiv als auch vor ihren top Einzelspielern.“ Man kennt sich ja schließlich noch bestens von einigen Duellen aus gemeinsamen Kreisklassen-Zeiten. Von großer nachbarlichen Rivalität freilich will Julian Luger nichts wissen. „Wir sind da unter uns Spielern eher freundschaftlich unterwegs.“ Klingt nach eher cooler Vorfreude – doch bei allem Understatement: Wetten, dass mit dem Anpfiff am Samstag um 15 Uhr der Herbst im Donautal heißer wird denn je – und zwar ganz ohne Klimawandel…

Artikel kommentieren