Abschied vom TZE Ruhstorf
„Batterie-Professor“ Karl-Heinz Pettinger macht Schluss

11.10.2024 |

Abschied in den Ruhestand im Kreis seiner Mitarbeiter und Wegbegleiter feierte Prof. Karl-Heinz Pettinger (l.) nach 13 Jahren als wissenschaftlicher Leiter des Technologiezentrums Energie in Ruhstorf. Seine Nachfolgerin wird Prof. Christina Toigo (2.v.l.). Kurze Reden hielten unter anderem (v.r.) TZE-Geschäftsführer Dr. Reinhard Schwaiberger, Ruhstorfs Bürgermeister Andreas Jakob und der Präsident der Hochschule Landshut, Prof. Fritz Pörnbacher. − Fotos: Helmuth Rücker

Man steht nicht gerade im Zentrum des Geschehens, und so bekommen die Ruhstorfer nicht allzuviel mit von dem, was im Technologiezentrum Energie am Ortsrand passiert. Es geht, vereinfacht gesagt, um das Speichern von Energie in Batterien, quasi für den Hausgebrauch. An der Spitze des wissenschaftlichen Zentrums, das zur Hochschule Landshut gehört, steht Prof. Karl-Heinz Pettinger. Wenn ihn jemand im Ort kennt, dann unter dem Beinamen „Batterie-Professor“. Am Donnerstag wurde er in den Vorruhestand verabschiedet.

Die Verabschiedung erfolgte nicht mit einem Festakt, sondern mit einem Kolloquium, bei dem Professoren über den Stand der Wissenschaft in Sachen Energiespeicher berichteten. Da sich zu den Vorträgen im Mathäser-Festsaal und auch zur späteren Verabschiedung im TZE gut 100 internationale Gäste eingefunden hatten, erfolgte ein Teil der Reden in englischer Sprache. Gleichzeitig bemüht sich gerade Prof. Pettinger um eine populär-wissenschaftliche Erklärung seiner Forschung.

Eine Million Euro Forschungsgelder pro Jahr



Dass der Batterie-Professor schon in Ruhestand geht, überraschte doch einige Gäste. Pettinger, der in Garching bei München lebt, wirkt nicht wie 62 – und überhaupt: Schon mit 62 das Arbeiten aufhören? Pettinger hat die Vorruhestands-Regelung in Anspruch genommen. Am 27. Oktober beginnt die Freistellungsphase. Ein Kollege aus Oberösterreich meinte: „Wenn ich vor dem Ruhestand so ausschaue wie Du, habe ich nichts falsch gemacht.“

Was bei den Reden in der lockeren Abschiedsrunde im TZE deutlich wurde: Man gönnt es ihm, habe er doch in seiner aktiven Zeit Enormes geleistet. Pettinger habe in den 13 Jahren in Ruhstorf im Schnitt pro Jahr eine Million Euro an Forschungsgeldern an Land gezogen. „Ich kenne niemanden mit einer solchen Rate“, sagte TZE-Geschäftsführer Dr. Reinhard Schwaiberger. „Das ist Wahnsinn!“, meinte Prof. Dr. Fritz Pörnbacher, Präsident der FH Landshut. Fast 50 Menschen aus 15 Nationen arbeiten am TZE in Ruhstorf, mit zwei bis drei Leuten sei vor 13 Jahren begonnen worden. Man arbeite mit Partnern aus mindestens 20 Ländern von China bis Kanada zusammen.’

Nachfolgerin wird eine Ruhstorferin



Nachfolgerin von Prof. Pettinger wird eine seiner Doktorandinnen. Christina Toigo (37) ist Professorin für Wasserstofftechnologie und Energiespeicherung an der FH Wels. Sie hat ein Diplom in Polymerchemie von der JKU Linz und ein PhD in Elektrochemie von der Universität Bologna, beschäftigt sich seit zehn Jahren mit Energiespeichermethoden und verfügt über fundierte Expertise in der Lithium- und Natrium-Ionen-Batterietechnologie – aus wirtschaftlicher und wissenschaftlicher Sicht. Sie hat zwei Kinder und lebt in Ruhstorf.

„Wir verabschieden nicht nur einen herausragenden Wissenschaftler und Institutsleiter, sondern auch einen Mentor und Wegbereiter für Studierende, Doktoranden und Doktorandinnen und Forschende“, sagte Dr. Christina Schubert, Doktorandin von Karl-Heinz Pettinger. Dieser habe nicht nur Wissen vermittelt, sondern auch Neugier geweckt, kritisches Denken gefördert und gezeigt, wie Wissenschaft mit Leidenschaft, Spaß und Menschlichkeit betrieben werde könne.

Preisverfall für Batteriespeicher



Wegbegleiter des Batterie-Professors lobten ihn als Pragmatiker, als einer, der stets „volle Pulle“ angeschoben habe, der stets vorwärtsgegangen sei, sie nannten ihn einen „Super-Aktiv-Posten“, einen Mann mit visionärer Kraft. Ruhstorfs Bürgermeister Andreas Jakob bedankte sich für alles, „was Sie auf den Weg gebracht haben“. Prof. Pettinger forderte die Gäste auf, „zu feiern, bis die Batterien leer sind“.

Was rät der Batterie-Professor einem Bürger, wenn er gefragt wird, ob er sich jetzt einen Batterie-Speicher für sein Haus kaufen soll? Prof. Pettinger zeigte auf, was für einen großen Preisverfall es in den vergangenen 13 Jahren gab – von 1.000 Euro pro Kilowattstunde Speicherkapazität auf aktuell 450 Euro, „wir bewegen uns auf 100 Euro zu“.

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