Wie Artenschutz und Landwirtschaft miteinander funktionieren können, haben das Landratsamt Passau, die Ökomodellregion und das Haus am Strom bei Ortsterminen anhand von positiven Beispiele im Landkreis Passau gezeigt.
Etwa die Hälfte der Fläche Deutschlands wird landwirtschaftlich genutzt. Mit der Erzeugung von Lebensmitteln, Energie und anderen Rohstoffen hat die Landwirtschaft dabei eine große gesellschaftliche Bedeutung. Ein wichtiger Aspekt ist aber auch der Erhalt von Pflanzen, Tieren und anderen Lebewesen in der Kulturlandschaft. Die Biodiversitätsberatung, die Umweltstation Haus am Strom und die Ökomodellregion Passauer Oberland zeigten in einer Veranstaltungsreihe an positiven Beispielen im Landkreis Passau, wie die Produktion von Lebensmitteln und Artenvielfalt gelingen kann, heißt es in einer Mitteilung.
Offene Flächen als Lebensraum
Viele Arten, wie das Rebhuhn oder der seltene Acker-Steinsame sind auf offene Flächen als Lebensraum angewiesen. Mit einer intensiven Landwirtschaft sind solche Tiere und Pflanzen ins Hintertreffen geraten und verschwinden immer noch aus der Kulturlandschaft. Dabei werden zum Beispiel Insekten nicht nur für die Bestäubung gebraucht, auch die Zersetzung, die Bodenfruchtbarkeit und viele andere wichtige Funktionen für die Landwirtschaft werden von ihnen übernommen. Bernhard Lüftl bei Rathsmannsdorf demonstrierte insektenschonendes Mähen: Einem Kreiselmähwerk können die kleinen Tierchen kaum mehr entkommen, Studien aber zeigten, dass die Insektensterblichkeit beim Balkenmäher deutlich sinke. Die meisten Tiere überleben diese Mähtechnik.
Naturschutz in den Gemüsebau integrieren
Der Permakulturhof Weiß bei Windorf demonstrierte, wie Naturschutz in den Gemüsebau integriert werden kann. Neben dem Einsatz von Nützlingen könnten auch giftige Pflanzen wie der Tabak gegen Schädlinge eingesetzt werden. Mit den Kompostabfällen werden Weinbergschnecken gezüchtet und verkauft. Grundsätzlich vermarkte die Gemüsebäuerin Teresa Weiß gerne an die lokale Gastronomie, damit bekomme sie bessere Preise als über den Großhandel. Zusätzlich fahre sie eine Gemüsekiste aus und umgehe damit ebenfalls den Zwischenhandel. Auch mit dem Verkauf von Brennnessel-Samen verdiene sie Geld, gleichzeitig brauchten viele Schmetterlinge Brennnesseln für ihre Raupen. Martin Mall unterstützt den Permakulturhof bei der Beratung von Naturschutzmaßnahmen zur Steigerung der Artenvielfalt. Dazu gehöre die Anlage artenreicher Wiesenstreifen zwischen den Ackerflächen oder der Pflanzung von hochstämmigen Streuobstbeständen. Gerade die Anlage von Kleingewässern sieht Mall positiv: Diese fangen im Frühjahr das Wasser auf und speichern es. In trockenen Jahren geben die Tümpel die Feuchtigkeit nach und nach an die landwirtschaftlichen Flächen ab und können bis dahin von Fröschen, Molchen und anderen Lebewesen als Lebensraum genutzt werden.
Alte Sorten haben viele Vorteile
„Der Erhalt alter Sorten ist der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft ein besonderes Anliegen“, betonte Dr. Klaus Fleißne vor Ort. Auf Acker-Kleinparzellen bei Salzweg bauen Jörg Schäfer und Astrid Gelaudemans Passauer Weizen, Pfarrkirchner Edelhafer oder Niederbayerischen Landweizen an. Alte Sorten zeigten sich deutlich stabiler im Ertrag als neuere Züchtungen. Dies spiele eine Rolle, wenn das Wetter Kapriolen schlägt und trockene oder feuchte Jahre den Landwirten das Leben schwer machen. Auch bei geringer Düngung sei die Ernte höher als bei Zuchtsorten. Und alte Sorten kämen mit Ackerunkräutern besser zurecht als die neuen. Das spiele selteneren Ackerunkräutern in die Hände. Nach ersten erfolgreichen Versuchen plant der Biodiversitätsberater Martin Mall, Ackerunkräuter gezielt beim Anbau mit ansäen zu lassen. Den Ausfall an Ernte, den die Landwirte dann in Kauf nehmen, bekommen sie über Naturschutzprogramme entschädigt.
Die Teilnehmer waren begeistert von dem, was sie gesehen hatten, und zeigten sich sehr inspiriert. Ralf Braun vom Haus am Strom möchte auch nächstes Jahr positive Beispiele aus der Region zeigen, damit noch mehr Landwirte gezielt auf ihren Flächen für die Natur handeln.
− red
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