Neuhaus am Inn
Angst vor Mercosur und Billigimporten: Landwirte protestieren

05.12.2024 | Stand 05.12.2024, 17:00 Uhr |

Gegen das umstrittene Mercosur-Abkommen demonstrierten Landwirte und Branchenvertreter aus der Region − Foto: LSV

Das wollen sie sich nicht gefallen lassen: Bei einer Protestdemonstration der Bewegung „Land schafft Verbindung“ (LSV) am vergangenen Montag machten heimische Landwirte und Vertreter der Branche auf sich aufmerksam. Auf dem Platz der Trocknung Reding bei Neuhaus protestierten sie gegen das geplante Mercosur-Abkommen und dessen Folgen für die deutsche und bayerische Landwirtschaft.

Der Stein des Anstoßes ist das umstrittene Mercosur-Abkommen. Dabei handelt es sich um ein Freihandelsabkommen zwischen der Europäischen Union und vier südamerikanischen Staaten: Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay. Dadurch, so fürchten viele Landwirte und Vertreter der Branche, könnte es zu einer Überschwemmung des Marktes mit günstigeren, jedoch unter wesentlich geringeren Umwelt- und Sozialstandards produzierten Produkten aus Südamerika kommen. Dies könnte nicht nur zu einem Preisdruck auf die heimischen Produzenten führen, sondern auch die Qualität und Sicherheit der Lebensmittel gefährden, die auf dem deutschen Markt angeboten werden.

Das Ziel der deutschlandweiten Demonstrationen am Montag war daher klar definiert: auf die Auswirkungen dieses Abkommens aufmerksam machen und die Bundesregierung sowie die Europäische Union zu einer Neuverhandlung der Handelsbedingungen für landwirtschaftliche Produkte bewegen.

Dafür konnten mehrere prominente Redner gewonnen werden, die die Probleme der bayerischen und deutschen Landwirtschaft in Bezug auf das Abkommen ansprachen. Hans Neumayer, Landwirt und Sprecher des LSV-Niederbayern, stellte klar, dass die Auswirkungen des Abkommens auf die Region nicht ausreichend berücksichtigt werden. In seiner Rede sagte er: „Wer Mercosur googelt, findet Einträge, die besagen, dass dadurch die Autobranche boomt und das Steak billiger wird. Vom Schutz und der Wertschätzung sicherer und regional erzeugter Lebensmittel ist nicht die Rede.“ Neumayer kritisierte scharf, dass die Politik mehr auf wirtschaftliche Vorteile für bestimmte Industrien setze, anstatt die Bedeutung einer nachhaltigen Lebensmittelproduktion in Deutschland und Europa zu betonen.

Siegfried Jäger, Bezirkspräsident des Bayerischen Bauernverbandes Niederbayern, ging auf die problematischen Produktionsbedingungen in Südamerika ein. „Die Produktionspreise und -standards in Südamerika sind mit denen unserer regionalen Produkte nicht vergleichbar. Wir brauchen faire Preise für unsere heimischen Produkte statt mehr Importe“, erklärte er. Besorgniserregend sei, dass in Südamerika häufig weniger strenge Umweltauflagen und Arbeitsstandards gelten, was zu einer verzerrten Konkurrenzsituation für die heimischen Bauern führe.

Auch Eva Resl, eine Vertreterin der Junglandwirte aus der Region, sprach sich für eine Stärkung der heimischen Landwirtschaft aus: „Freier Handel ist wichtig für die Wirtschaft, doch es ist entscheidend, hier nicht verschiedene Wirtschaftszweige gegeneinander auszuspielen. Vor allem in unsicheren Zeiten ist es wichtig, die heimische Lebensmittelproduktion zu stärken.“ Sie betonte, dass die Unabhängigkeit bei der Lebensmittelversorgung für die Gesellschaft von enormer Bedeutung sei.

Ihren Appell richten die Landwirte nun an die Politik: Die Folgen des Mercosur-Abkommens sollen nochmal überdacht werden, um sicherzustellen, dass die heimische Landwirtschaft in einem globalisierten Handel nicht benachteiligt wird. Gefordert wird eine Politik, die die Belange der Wirtschaft, den Umweltschutz, das Arbeitsrecht und die regionale Lebensmittelproduktion in Einklang bringt.

− red

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