Vilshofen
Als die ersten Tankstellen und Lichtspielhäuser das Leben beeinflussten – Jahrbuch ab sofort erhältlich

03.12.2024 |

Ein Jahrbuch, das die große Geschichte im regionalen Geschehen widerspiegelt, präsentierten (v.l.) Dr. Herbert Wurster, Heimatpfleger Rudi Drasch, Toni Keil, Bürgermeister Florian Gams, Vorsitzende Erika Schwitulla und Druckereibesitzer Krischan Kölbl. − Foto: Hirtler-Rieger

Geschichte und Geschichten der Stadt Vilshofen (Landkreis Passau) finden auch heuer ihren Ausdruck im aktuellen Jahrbuch. Band 32 der beliebten Reihe ist soeben erschienen und wurde im historischen Sitzungssaal des Rathauses vorgestellt. Das Team um Toni Keil und Rudolf Drasch hat ein Kompendium zusammengestellt, das beeindruckend zeigt, wie sich die Zeitgeschichte regional widerspiegelt.

Stolz präsentierte die Vorsitzende des Kultur- und Geschichtsvereins, Erika Schwitulla, den neuen Band und überreichte ihn Bürgermeister Florian Gams. Der bedankte sich, dass der Verein Jahr für Jahr die Geschichte der Stadt und des Umlands dokumentiert und somit einen wichtigen Beitrag zur Stadtgeschichte leistet.

Die Vielfalt der Themen, denen sich die acht Autoren widmeten, bietet Lesestoff für jeden. Heimatpfleger Rudi Drasch beschäftigte sich mit dem 1892 geborenen Wirtschaftspionier Josef Maier, der den hiesigen Energieversorger Maier-Korduletsch begründete und präsentierte dazu einen Kurzvortrag. Er schilderte, wie Maier als lediges Kind eine schwierige Jugend erlebte, im 1. Weltkrieg schwer verwundet wurde und es dennoch durch glückliche Umstände und Chancen, die er geistesgegenwärtig ergriff, zum erfolgreichen Unternehmer brachte.

Schmieröle und „rumänisches Luxus Benzin“



Drasch brachte dem Publikum Maiers Aufstieg vom einfachen Händler mit Fetten und Ölen in der Oberen Kreppe über eine Geschäftsstelle am Stadtplatz näher, bis Maier schließlich die Keimzelle des heutigen erfolgreichen Unternehmens in der Passauer Straße gründete. Amüsant bebilderte Drasch seinen Vortrag mit historischen Zeitungsannoncen für Schmieröle und „rumänisches Luxus Benzin“ für wenige Pfennige. Auch die schwierigen Zeiten – Inflation und Weltwirtschaftskrise, Drittes Reich und Nachkriegszeit - wurden aufgeblättert.

Auch dunkle Zeiten werden beleuchtet



Eine Fülle weiterer Artikel beinhaltet das Jahrbuch außerdem. Detailliert schildert Ulrich Pietrusky darin die Bedeutung der italienischen Baufachleute in der Region als kompetente Ziegelhersteller. Dabei weist er auch auf problematische Seiten wie ihre Ausbeutung sowie auf ihre spätere NS-Verfolgung hin. Stefan Wild wiederum erläutert das Wirken des italienischen Barockbaumeisters Antonio Riva aus Graubünden, der den Barock nach Ortenburg brachte.

Heimatforscher lief möglichen Salzweg ab



Robert Klugseder macht „Die Auswirkungen des Österreichischen Erbfolgekriegs (1740-1745) auf die Region zwischen Donau, Isar und Inn“ deutlich, unter anderem mit unbekannten oder wenig bekannten Bilddokumenten aus dem Kriegsarchiv Wien. Der Heimatforscher Franz Xaver Söldner hat sich auf die Suche nach einem vermuteten Salzweg vom Inn zur Donau begeben und ist mögliche Passagen abgelaufen. Dabei griff er auch auf schriftliche Quellen und landschaftliche Besonderheiten zurück, um eine Route von Malching am Inn bis Sandbach an der Donau zu beleuchten.

Wie war die gesundheitliche und soziale Situation der Menschen im 19. Jahrhundert? Anton Schuberl erläutert dies anhand eines Berichts des Vilshofener Bezirksamtsarztes Dr. Michael Schlagintweit, den dieser in amtlichem Auftrag 1860 schrieb. Toni Keil wiederum liefert eine Kurzbiografie über den Autor.

Lichtspielhaus verzauberte Vilshofener



Als die Bilder laufen lernten, ließ sich auch Vilshofen vom Kino-Fieber anstecken. Ab 1913 wurden die ersten bewegten Bilder am Stadtplatz im heutigen Volksbank-Gebäude gezeigt. Mit dem Lichtspielhaus in der Furtgasse ging diese Ära Ende der 1990er zu Ende. Das Jahrbuch wird mit einem Aufsatz von Rudi Drasch über die drei Tafelbilder von Eugen Schoch beschlossen, die seit 75 Jahren den historischen Rathaussaal zieren.

Das Vilshofener Jahrbuch ist ab sofort bei Bücher Kirmse am Stadtplatz erhältlich.

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