Auch mit 100 Jahren schafft es Rosemarie Neumann scheinbar mühelos, für ihr zweites Buch eine noch größere Zuhörerschar zu gewinnen als für ihr Erstlingswerk. Zudem gelang es ihr in kürzester Zeit, vier Veranstalter zu motivieren, gleichzeitig mitzuwirken und für optimale Rahmenbedingungen zu sorgen. Die Bewunderung für diese Frau war allen Besuchern anzusehen.
Der Pfarrsaal war voll besetzt, als Rosemarie Neumann aus ihrem zweiten Buch „Damit das Leben gelingt – Lebenserfahrungen und Erkenntnisse einer 100-Jährigen“ vorlas. Über eine Stunde lang war es mucksmäuschenstill im Vortragsraum, so lebendig und mitreißend trug die Autorin ihre Botschaften vor.
In seiner Begrüßungsrede lobte Pfarrer Lothar Zerer das unermüdliche Engagement von Rosemarie Neumann, die viele Jahre an der Mittelschule St. Georg als Lehrerin und Konrektorin gewirkt und nach ihrer Pensionierung unzählige soziale Projekte in Vilshofen angestoßen hat. „Auch der Engel der Kulturen, den wir auf den Tag genau vor fünf Jahren ins Leben gerufen haben, geht auf ihre Initiative zurück“, erinnerte der Pfarrer.
In unserer Gesellschaft fehle es an der Vermittlung von Werten, bedauerte Neumann in ihrem Vortrag. Dies sei in erster Linie Aufgabe der Eltern, aber immer auch Aufgabe der ganzen Gesellschaft. In Iiebevoller Zuwendung, in aufmerksamem Zuhören und in konsequentem Handeln läge der Schlüssel zu einer guten Erziehung. Wertevermittlung brauche Zeit und gute Vorbilder. „Kinder lechzen nach Orientierung. Es ist unsere Aufgabe, sie ihnen zu geben“, betonte die Autorin.
Über alle Religionen hinweg gebe es diese einheitliche Orientierung, sozusagen einen moralischen Kompass, der sich in den zehn Geboten widerspiegle, meinte Neumann. In China habe ein Jugendleiter ihr die Grundsätze der Chinesischen Pfadfinder Regeln ins Deutsche übersetzt. Zu ihrem Erstaunen und ihrer Freude entsprachen diese fast genau „unseren zehn Geboten“.
Auch den Märchen misst die Autorin große Bedeutung bei. Aber sie müssten erzählt und nicht einfach nur vorgelesen werden. „Nur dann, mit der entsprechenden Gestik und Mimik, können unsere Märchen ihre volle Wirkung und Bedeutung erlangen.“
Mit langanhaltendem Applaus würdigten die Zuhörer – manche mit Tränen in den Augen – den Vortag von Rosemarie Neumann. Die Vertreter der vier Veranstalter – Katholischen Erwachsenenbildung, Stadtbücherei Vilshofen, Brücken für den Frieden und Kultur- und Geschichtsverein – bedankten sich bei der Autorin für die nachdenklichen Worte und den Appell zu einem besseren Miteinander. „Wir freuen uns schon auf das dritte Buch“, war der einheitliche Tenor am Ende der Veranstaltung mit einer erfrischend jugendlichen Hundertjährigen.
Buchbestellungen nimmt der Verlag Donaudruck GmbH in Vilshofen entgegen.
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