Einer im Landkreis Regensburg
Neun Standorte: Das steht im neuen Flutpolder-Konzept

12.07.2021 | Stand 21.09.2023, 23:38 Uhr

Thorsten Glauber (Freie Wähler), Staatsminister für Umwelt und Verbraucherschutz −Foto: Peter Kneffel/dpa

"Wir setzen beim Hochwasserschutz auf die Wissenschaft", betonte Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber bei der Vorstellung des Flutpolder-Programms. Eine Kette von neun Poldern soll entstehen.

Sehen Sie die Pressekonferenz hier im Video und lesen Sie die Entscheidungen im Ticker nach.

Um bei der Umsetzung des Flutpolder-Programms größtmögliche Transparenz zu schaffen, wurde am Montagvormittag der aktuelle Synthesebericht zu den Donau-Poldern im Internet veröffentlicht. Die aktuelle Polderstudie zeige, dass Flutpolder wirken und notwendig sind für einen bestmöglichen Hochwasserschutz an der Donau, berichtet der Donaukurier. "Wir wollen entlang der Donau eine Kette von neun Flutpoldern realisieren. Jeder Polder kann Leben retten. Der Schutz von über 120.000 Menschen kann mit Flutpoldern verbessert werden", sagte Glauber. Mit Flutpoldern könne im Ernstfall die Notbremse gezogen und extreme Hochwasserwellen wirksam gekappt werden. Im Ernstfall zähle jeder Zentimeter. "In Zeiten des fortschreitenden Klimawandels kommt das nächste Hochwasser mit Sicherheit."

Die wesentlichen Ergebnisse der vertieften Untersuchungen:

• Am Pegel Straubing kann der maximale Wasserstand mit dem Flutpolderprogramm um knapp 40 Zentimeter gesenkt werden, am Pegel Deggendorf um bis zu 24 Zentimeter. Der Polder Bertoldsheim allein bewirkt am Pegel Ingolstadt eine entsprechende Absenkung von über 20 Zentimetern. Die Wirkung der Flutpolder wurde anhand mehrerer teilweise großräumiger sogenannter Überlastfallereignisse berechnet, die als Katastrophenhochwasser deutlich über ein HQ100 hinausgehen.

• Rückhaltebecken an den Zuflüssen können den Hochwasserschutz an der Donau unterstützen, aber nicht ersetzen: Die Wirkung von großen Flutpoldern an der Donau ist deutlich positiver als von Rückhaltebecken an den Zuflüssen. Das gleiche Rückhaltevolumen in Hochwasserrückhaltebecken im Einzugsgebiet reduziert den Hochwasserscheitel weniger als halb so weit wie Flutpolder an der Donau. Auch wenn das Rückhaltevolumen an den Seitengewässern verdoppelt würde, können im Mittel nur rund 70 Prozent der Flutpolder-Wirkung erreicht werden.

• Auch ein optimiertes Staustufenmanagement kann zusätzliche Auswirkungen auf eine Hochwasserwelle haben. Der Effekt reduziert die Pegel aber nur im sehr niedrigen einstelligen Prozentbereich. Und auch die kurzzeitige Verzögerung durch eine Steuerung der Staustufen hat keine entscheidende Wirkung auf die der Hochwasserwelle.

• Auch die Grundwassersituation an den drei Standorten wurde noch einmal untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass eine Realisierung ohne negative Veränderungen der Grundwassersituation für die Anlieger erfolgen kann. Dazu wurden numerische Grundwassermodelle aufgestellt und entsprechende Schutzmaßnahmen eingeplant, beispielsweise Dichtwände, Drainagen und Sicherungsbrunnen.

Zwei Polder im Lankreis Regensburg zusammengefasst

Aus den vertieften Untersuchungen hat das Umweltministerium einen konkreten Vorschlag entwickelt. Zusätzlich zu den sieben bereits gesetzten Standorten Leipheim, Helmeringen, Neugeschüttwörth, Riedensheim, Großmehring, Katzau und Öberauer Schleife soll der Standort Bertoldsheim beibehalten werden. Die geplanten gesteuerten Flutpolder in Wörthhof und Eltheim können nach diesem Vorschlag zu einer wirkungsgleichen Variante mit einem Rückhaltevolumen von rund 30 Millionen Kubikmetern zusammengefasst werden.

Das Thema Flutpolder soll im Dialog mit der Bevölkerung vorangebracht werden. Nächster Schritt sind coronakonforme Informationsveranstaltungen mit den Beteiligten der Region. Glauber: "Wir setzen bei den geplanten Flutpoldern auf Dialog und Transparenz. In der Diskussion spielen die Interessen der Menschen in den Flutpolder-Regionen eine bedeutende Rolle. Mir ist sehr bewusst, dass Flutpolder für die Menschen vor Ort eine besondere Herausforderung sind."

Für die Grundstückseigentümer und Landwirte in den Poldergebieten kündigte Glauber umfassende Entschädigungen an. So soll es im Fall der Flutung der Polder bei einem Extrem-Hochwasser 100-prozentigen Ersatz für Ernteausfälle oder beschädigte Ackerflächen geben. Die vertieften Untersuchungen wurden vom Bayerischen Landesamt für Umwelt im Auftrag des Umweltministeriums zu den möglichen Flutpolder-Standorten Bertoldsheim, Eltheim und Wörthhof durchgeführt.

− red