Essenbach
Kernkraftwerk: Rückbau von Isar 1 im Zeitrahmen

08.08.2021 | Stand 08.08.2021, 15:19 Uhr

Carsten Müller und Thomas Erbacher gaben Auskünfte zum Rückbau. −Fotos: Veronika Bayer/PreussenElektra Kernkraftwerk Isar

Von Veronika Bayer

Der Rückbau des Kernkraftwerks Isar 1 verläuft nach Plan. Isar 2 wird nach einer letzten Revision im Dezember 2022 vom Netz genommen.

Das teilte der Betreiber kürzlich bei einer Pressekonferenz vor Ort mit. Außerdem gab es einen Überblick über das Covid-19-Geschehen am Standort sowie einen Ausblick auf die kernkraftunabhängige neue Gasversorgung am Kraftwerk Isar.

„Jedes Jahr eine Fregatte“, fasst Thomas Erbacher zusammen. Seit April hat er die Leitungsverantwortung des Rückbaus am KKI 1 inne, nachdem Sebastian Wittmann in den Ruhestand gegangen war. „Jedes Jahr verlässt Stahl in dieser Größenordnung die Anlage“, führt Erbacher aus: 2.500 Tonnen seien das. Trotz Pandemie befinde man sich beim Rückbau im Zeitplan. „Um die 400 Leute arbeiten pro Tag daran, auch im Zwei-Schicht-Betrieb. Berücksichtigt man die Randbedingungen, dann ist das eine ganz hervorragende Leistung unserer Mannschaft, auf die wir sehr stolz sind.“

Rückbau dauert noch bis 2032

Nach aktuellem Planungsstand geht der Rückbau noch bis 2032, der konventionelle Abriss der Gebäudehüllen erfolgt aber zusammen mit KKI 2 ab 2037.

Ein Haus aufzubauen ist leichter als es abzubauen – zumal Jobs wegfallen werden: Wie hält man über einen so langen Zeitraum die Motivation der Mannschaft für die schwierigen Tätigkeiten aufrecht? „Das ist eine große Herausforderung“, sagt Carsten Müller, Leiter der Anlage, ernst. Man gehe in Gespräche, versuche Perspektiven und Orientierung zu bieten und engagiere sich für teambildende Veranstaltungen, wie etwa ein Maibaumfest, soweit das im Corona-Rahmen möglich sei. „Wir wollen das mit Würde zu Ende bringen, mit Stolz und Respekt der Anlage gegenüber“, sind sich Müller und Erbacher einig. „Wir verstehen das als eine Aufgabe. Mit erhobenem Haupt kann man auch Rückbau machen.“

Kosten von circa einer Milliarde Euro verschlingt so ein gesamter Rückbau übrigens – pro Block. Davon ginge ein großer Teil direkt in die Region, weil man Service-Dienstleister hier rekrutiert, erklärten die beiden Leiter. Selbstverständlich sei, dass E.ON den Rückbau bezahle.

Isar 2 darf bis zum Ende laufen

Mit dem im März unterzeichneten Vertrag zwischen Vertretern der Bundesregierung und vier deutschen Betreibern von Kernkraftwerken wurde auch die Versorgung mit Reststrommengen gesichert: Isar 2 darf also bis zum Ende laufen.

Im September ist für Isar 2 noch eine circa dreiwöchige Revision geplant – die letzte. Wenn alles nach Plan läuft, wird es keinen weiteren Wechsel der Brennelemente mehr geben, an Silvester 2022 ist Schluss. Nicht per „rotem Knopf“, sondern „sanft“: „Es wird ein gezieltes Herunterfahren stattfinden“, erklärt Müller. Das sei eigentlich „wie bei einer Überführung in die Revision“.

Bis dahin gilt es, Unterlagen zusammenzustellen und einzureichen, um Genehmigungen einzuholen. Außerdem: Mit dem Ende des Leistungsbetriebs in Block 2 wird die derzeitige Eigenerzeugung mit Wärme nicht mehr möglich sein. Für den Restbetrieb und Rückbau ist jedoch ein hoher Wärmebedarf in Form von Warmwasser und Dampf erforderlich. Daher soll bis Ende 2022 eine neue Wärmezentrale mit Erdgas als Primärenergieträger im KKI eingerichtet werden. Dazu wird eine neue Gasversorgungsleitung verlegt sowie drei erdgasbetriebene Dampfkessel errichtet.

Strenges Corona-Konzept auf der Anlage

Die Covid-19-Maßnahmen werden am Standtort weiter aufrecht erhalten. 51 positive Fälle habe es in der Zeit von Januar 2020 bis Juni 2021 gegeben, allerdings keine Infektionsverbreitung auf der Anlage. Zum Konzept gehören unter anderem Zutrittsabfragen und Körpertemperaturmessungen. Bis zu vier Teststationen mit Spitzen von 400 oder 500 Tests pro Tag habe es auf der Anlage gegeben, wurde während der Pressekonferenz mitgeteilt. Ende August sollen durch Impfungen – Impfzentrum, Betriebsärzte – 60 Prozent des Eigenpersonals immun sein.