Möbelstück mit Geschichte
Warum dieser Schrank jetzt ins Freilichtmuseum Finsterau kommt

13.08.2024 | Stand 13.08.2024, 11:00 Uhr |

Der alte Bauernschrank aus dem verlassenen Dorf Leopoldsreut findet im Paul-Friedl-Haus in Finsterau nun eine neue Heimat. Beim Umzug „besuchte“ er auch noch einmal seine alte Heimat Leopoldsreut.

Ein kulturhistorisches Juwel steht nun kurz vor seiner Fertigstellung: Das von Pronfelden bei Spiegelau in das Freilichtmuseum Finsterau (Lkr. Freyung-Grafenau) übertragene Paul-Friedl-Haus nimmt seine endgültige Gestalt an. Und jetzt zieht auch ein besonderes Möbelstück ein.

Seit über zwei Jahren wird das Haus, wie mehrfach berichtet, in aufwändiger Detailarbeit wieder aufgebaut, nachdem es in Spiegelau puzzleartig abgebaut wurde.

„Krönchen“ aufgesetzt



Schmuck und äußerst beeindruckend steht das historische Gebäude nun bereits da, in Szene gesetzt vor einer grandiosen Naturkulisse. Das Informationsschild prangt an der Wand und das Haus bekam ein „Krönchen“ in Form einer Spitze aufgesetzt, die auch beim Originalgebäude den Glockenturm zierte. Noch sehen die Schindelwände ein bisschen „sommersprossig“ aus. Die neu eingesetzten Schindeln heben sich nämlich farblich von dem dunklen Schindelhintergrund ab. „Aber die rauen Witterungsverhältnisse in der Finsterauer Höhenlage werden bald dafür sorgen, dass eine Patina entsteht und sich die neuen Schindeln farbig angleichen“, wie es in einer Mitteilung des Freilichtmuseums heißt.

Das Paul-Friedl-Haus ist ein wertvolles Kulturdenkmal und es erzählt eine Geschichte. Diesem Anspruch soll die Inneneinrichtung des Hauses ebenfalls gerecht werden. Das dachte sich auch Mathilde Herzog, deren Vater Karl Herzog Lehrer im legendären Schulhaus in Leopoldsreut war. Mathilde Herzog lebt jetzt in Spiegelau. Sie stiftete für das Paul-Friedl-Haus aus ihrem Privatbesitz einen wertvollen Bauernschrank. Bei diesem handelt es sich um ein einmaliges Relikt aus dem aufgelassenen Dorf Leopoldsreut. Der jahrhundertealte Schrank verkörpere „ein Stück unwiederbringliche Dorfgeschichte“, heißt es weiter in der Mitteilung des Museums.

Bis 1938 stand Schrank im Schulhaus in Leopoldsreut



Bis 1938 stand der Schrank demnach im Schulhaus Leopoldsreut. Darüber hinaus „durchlebte“ das Möbelstück anschließend noch mehrere interessante Stationen, z.B. in verschiedenen Schulhäusern und Lehrerwohnhäusern. Seit 1987 befand er sich im Wohnhaus von Mathilde Herzog. Bezüglich der Überführung des Schrankes von Spiegelau nach Finsterau hatte Mathilde Herzog noch einen speziellen Wunsch: „Der Schrank soll noch einmal seine alte Heimat Leopoldsreut sehen.“ Folglich nahm man beim Umzug den Umweg über Leopoldsreut und der Schrank durfte noch einmal die Leopoldsreuter Höhenluft schnuppern.

Anschließend wurde der Schrank ins Paul-Friedl-Haus weitertransportiert. Dort fand er seinen Platz in dem Raum, der in Zukunft vom Verein „Dichterwald“ mit Leben gefüllt werden soll. Der Verein mit den Vorsitzenden Karl-Heinz Reimeier und Alexandra von Poschinger wird hier grenzübergreifende literarische Lesungen und andere kulturelle Events veranstalten.

Eröffnung am 3. Oktober geplant



Im Erdgeschoss des Paul-Friedl-Hauses entstehen Ausstellungsflächen für eine Dauerausstellung zur Person Paul Friedl. Auch die Geschichte des Hauses wird hier dokumentiert. Im Obergeschoss gestaltet man einen weiteren, etwas kleineren Ausstellungsbereich. Die Vorbereitungen für diese Ausstellungen laufen zurzeit auf Hochtouren. Und nicht zuletzt plant man bereits die Details für die Eröffnung des Paul-Friedl-Hauses am 3. Oktober 2024.

Die Verantwortlichen des Freilichtmuseums sind sich jedenfalls einig: Das Haus ist eine Bereicherung für das gesamte Museumsgelände. „Und es wird zum vielleicht beliebtesten Fotomotiv für die vielen Gäste avancieren“, mutmaßen die Museumsverantwortlichen.

− pnp

Zu den Kommentaren