Im zweiten Jahr in Folge hat ein Verein die Landkreismeisterschaft der Herren gewonnen, dessen Fußballer den Wanderpokal in 50 Jahren davor nie in Händen hielten. Im zweiten Jahr in Folge wurde das Finale erst im Sechsmeterschießen entschieden – und wieder jubelte der Außenseiter: Der SV Röhrnbach brachte das Kunststück fertig, den besten Torwart des Turniers fünf Mal zu bezwingen.
Michael Mandl vom TSV Mauth gilt als einer der talentiertesten Torhüter der Region und das stellte der 26-Jährige am Samstag beim Landkreisfinale in der Freyunger Dreifachturnhalle einmal mehr unter Beweis. Im Halbfinale zeigte er bemerkenswerte Paraden und Reflexe, rettete seinem TSV (mit Unterstützung von Pfosten und Latte) den knappen Sieg gegen phasenweise drückend überlegene Hohenauer (1:0). Auch im Finale parierte Mandl bis zur Schlussminute jeden Ball, den die Röhrnbacher auf sein Tor feuerten. Rekordsieger Mauth stand nach einem schön herausgespielten Treffer von Bastian Hilz vor dem elften Turniersieg bei diesem Wettbewerb. Doch ein vom Eröffnungsspiel an total spannendes Landkreisfinale nahm noch einmal eine Wendung, weil Röhrnbach unbeeindruckt vom schier unbezwingbaren Torwart sechs ruhende Bälle verwandelte.Vor 15 Sekunden vor Ablauf der regulären Spielzeit ließ Christian Pinker Mandl bei einem Strafstoß keine Chance (1:1) und sorgte dafür, dass nach Holzfreyungs Überraschungssieg gegen Grainet im Vorjahr, der Landkreismeister erneut im Sechsmeterschießen ermittelt wurde.
Glücklicher Trainer: „Haben richtig geile Kicker“
Die Röhrnbacher blieben ausnahmslos cool, so dass ein einziger Fehlschuss über den Pokalsieg entschied: Bastian Hilz, einer der auffälligsten Spieler des Turniers, scheiterte mit einem fulminanten Schuss an der Latte – Lukas Freund war es letztlich, der den entscheidenden Schuss setzte und Mitspieler wie Fans ausflippen ließ. Auch Trainer Marco Wetscheck war selbstredend überglücklich: „Wir haben richtig geile Kicker, die schon in der Vorrunde vor zwei Wochen richtig gut gespielt haben und nach unserem Sieg gegen Mauth im ersten Spiel habe ich gewusst – wenn wir ins Halbfinale kommen, dann ist alles möglich“, sagte der 39-Jährige im Gespräch mit der PNP. Wetscheck sollte Recht behalten, selbst Mandl konnte seine Röhrnbacher nicht stoppen: „Ich habe es ehrlich gesagt gar nicht thematisiert, dass beim Gegner einer der Top-drei-Torhüter des Landkreises im Tor steht“, erzählte Röhrnbachs Coach, „ich habe ihnen gesagt, sie sollen die Kulisse genießen und sich freuen, dass sie um den Pokalsieg schießen dürfen“. Die Taktik ging auf. Wetscheck durfte viele Glückwünsche entgegennehmen und die Konkurrenten gratulierten einem verdienten Sieger.
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Röhrnbach, das aufgrund einer oft anderweitig belegter Halle im Markt oft nicht trainieren konnte, blieb als einziger der acht Endrundenteilnehmer ohne Niederlage und kassierte in den fünf Partien am Samstag nur zwei Gegentore, jeweils gegen Mauth. Auch der Verdienst eines 18-Jährigen auf den Vorstand Otto Freund besonders stolz ist: Timo Königseder. Der Torwart, der laut Freund noch bei den A-Junioren spielen könnte, längst aber Stammkeeper in der Kreisklasse ist, war ein furchtloser, reaktionsschneller Schlussmann und zauberte dem Vereinschef ein Lächeln auf die Lippen: „Es freut mich besonders, dass wir ein paar junge Spieler dabei hatten, es war eine schöne Mischung aus Routiniers und Youngsters – ein Riesenerfolg“, lobte der 61-Jährige.
Kapitän Maxi Bartl: „Wir haben aus der Vergangenheit gelernt“
Zu den Erfahrenen gehört Kapitän Maxi Bartl (34), der mit seinen langjährigen Mitspielern um Christian Pinker (29; Spitzname „Partyprinz“) oder Tobias Philipp (28) ein paar Jahre auf diesen Triumph warten musste, obwohl man es den Röhrnbachern immer zugetraut hatte. „Wir haben aus den vergangenen Jahren gelernt, heuer beispielsweise erstmals keine Raumdeckung gemacht“, erzählte Bartl strahlend und kündigte eine lange Partynacht an mit den Worten: „Das Preisgeld (150 Euro, Anm.d.Red.) werden wir nicht nach Hause bringen.“ Dann verschwanden er und seine Mitspieler in der Kabine, tauchten singend im Vorraum mit dem Pokal in der Hand auf und verabschiedeten sich zunächst ins heimische Vereinsheim. „Eine kleine Party haben sich die Burschen verdient“, sagte Vorstand Freund augenzwinkernd.
Wenig Spielfluss durch Torwartabwürfe und fragwürdige Entscheidungen
Gewonnen haben die Röhrnbacher ein Turnier, dessen sportliche Qualität sich in Grenzen hielt. Das soll den Röhrnbacher Turniersieg keinesfalls schmälern, aber merkten mehrere der 750 Zuschauer am Samstag an. Es wurde viel gegrätscht und gekämpft, wenig gespielt – daran hatten auch die Referees ihren Anteil. Die Schiedsrichter Tobias und Simon Küblböck (beide Untergriesbach) und Fabian und Christoph Kirchberger (Nottau) hatten die Szenerie grundsätzlich immer im Griff, bei einigen Entscheidungen runzelten aber nicht wenige mit der Stirn. Gleiches gilt für unzählige Abwürfe der Torhüter, die den Spielfluss ebenfalls massiv störten. Gelegentlich warfen sich die Torhüter beim Versuch schnelle Abschlüsse einzuleiten, die Bälle hin und her. Immer wieder blitzte aber das Können der Fußballer doch auf und sahen die Zuschauer, die sich auf eine proppenvolle Tribüne drängten, Kombinationen oder tolle Einzelaktionen. Letztlich lebte das Landkreisfinale allerdings von der Spannung und da boten die 16 Partien jede Menge und vom Anpfiff an.
Die Einteilung für die Kreismeisterschaft
Die beiden Finalisten des Landkreisfinals haben sich für das Kreisfinale Ost am Samstag, 11. Januar, in Zwiesel qualifiziert, wo sie auf die Champions und „Vize“ der anderen Landkreise treffen.
Gruppe A: SV Röhrnbach, TSV Karpfham (Landkreismeister Passau), SV Habischried (Landkreismeister Regen), TSV Metten (Vizemeister Deggendorf), SV Irlbach (Vizemeister Straubing-Bogen).
Gruppe B: TSV Mauth, SG Breitenberg/Sonnen (Vizemeister Passau), Spvgg Ruhmannsfelden (Vizemeister Regen), Spvgg Plattling (Landkreismeister Deggendorf), SV TG Straubing (Landkreismeister Straubing-Bogen).
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