Noch immer auf der Intensivstation liegt ein 15-jähriger Bub, der bei dem Schleuserunfall am Freitagvormittag bei Röhrnbach (Landkreis Freyung-Grafenau) lebensgefährlich verletzt wurde. Gegen die Fahrer und Beifahrer (25 und 16 Jahre alt) ermittelt jetzt die Polizei.
Das hat am Montag die Bundespolizei auf PNP-Nachfrage bestätigt. Wie berichtet, war es am Freitag gegen 9.30 Uhr zu dem schweren Unfall bei der B12-Auffahrt nahe Außernbrünst/Röhrnbach gekommen. Ein Toyota mit polnischem Kennzeichen war zuvor rund 30 Kilometer entfernt, nahe der Grenze bei Philippsreut, den dortigen Beamten aufgefallen. Sie wollten das Fahrzeug kontrollieren, der Verdacht: Schleusung von Migranten. Doch auf Anhaltesignale reagierte der Fahrer nicht. Stattdessen fuhr er mit teils stark überhöhter Geschwindigkeit weiter.
Rund 30 Kilometer lange Flucht
Die Flucht ging über lange Distanzen quer durch den halben Landkreis – unter anderem über die B12, durch Freyung, Richtung Waldkirchen und dann Außernbrünst. Dort krachte der Schleuser frontal in einen Lkw, als er – die falsche Spur nehmend – auf die B12 auffahren wollte.
Alle sechs Insassen in dem Toyota wurden verletzt. Teilweise sollen sich die Geschleusten sogar im Kofferraum befunden haben. Am schwersten hatte es den 15-Jährigen getroffen.
Wie Daniel Gibis, Sprecher der Bundespolizeiinspektion Passau, am Montag auf Nachfrage mitteilte, gehe man derzeit von einem Schleuser-Duo aus: Sowohl gegen den Fahrer, ein 25-Jähriger aus Pakistan, als auch gegen den Beifahrer, ein gerade mal 16-Jähriger aus Pakistan, werde wegen des Verdachts der Schleusung ermittelt.
Vier junge Männer aus Syrien geschleust
Die im Wagen befindlichen, geschleusten Personen waren allesamt Männer aus Syrien im Alter von 15, 16, 28 und 32 Jahren.
Wie Gibis weiter mitteilt, seien die beiden Schleuser offenbar nicht allzu schwer verletzt worden: Sie haben das Krankenhaus mittlerweile wieder verlassen und befinden sich auf Weisung der Staatsanwaltschaft Passau in JVAs. Weitere Details – etwa ob die beiden Pakistani schon einmal strafrechtlich in Erscheinung getreten sind – seien noch Bestandteil der laufenden Ermittlungen.
Bundespolizei: Schleuser immer rücksichtsloser
Ganz generell nehme jetzt, zum Herbst und Winter hin, die Schleuser-Tätigkeit wohl wieder zu, stellt auch Bundespolizei-Sprecher Gibis fest. „Das zeigen auch unsere Erfahrungswerte aus den vergangenen Jahren.“ Die Gründe dafür könne man nur vermuten. „Möglicherweise wollen die Menschen noch vor Einbruch des Winters die Grenzen überwinden.“
„Wir hetzen niemanden“
Außerdem sei eine „zunehmende Rücksichtslosigkeit“ bei den Schleusern erkennbar. Das Vorgehen werde immer rabiater, was auch bei den letzten Unfallfahrten in den vergangenen Tagen in Freyung-Grafenau deutlich zu erkennen war (neben dem Unfall bei Röhrnbach gab es kürzlich einen bei Waldkirchen).
Wie der Sprecher zudem betont, seien es keine Jagden, die die Polizei unternimmt, um die Schleuser einzuholen. „Wir hetzen niemanden. Aber wir haben natürlich auch den Auftrag der Grenzsicherung.“ Es sei oftmals eine Gratwanderung. „Eine manchmal schwierige, herausfordernde Situation“, so Gibis.
Wer wurde gefährdet?
Nach der riskanten Flucht des Schleusers bittet die Polizei weiterhin um Hinweise aus der Bevölkerung: Verkehrsteilnehmer, die das Geschehen beobachtet haben bzw. durch die Fahrweise des Toyota-Fahrers (von Philippsreut, über das Stadtgebiet Freyung, Richtung Waldkirchen bis nahe Außernbrünst) gefährdet worden sind, werden gebeten, sich mit der Bundespolizei, ✆ 0851-7563500, oder jeder anderen Polizeidienststelle in Verbindung zu setzen.
− jj
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