Lob und Tadel
Nach dem Kutschunfall beim Säumerfest in Grafenau: Reaktionen unserer Leser

08.08.2023 | Stand 12.09.2023, 23:54 Uhr |

Überreiter Jens Ronneberger versucht, nachdem sich der Planwagen in den Verkaufsständen festgefahren hatte, weitere scheuende Pferde aufzuhalten. Die Reaktionen auf die Berichterstattung zu dem Vorfall hätten unterschiedlicher nicht sein können. −Foto: Heiko Ruthardt

Zum Unfall mit dem Planwagen am vergangenen Samstag beim Säumerfest in Grafenau (Landkreis FRG) haben uns diese Leserbriefe mit zwei konträren Ansichten zur Berichterstattung in der Heimatzeitung erreicht. Bei dem Unfall waren Kutschpferde durchgegangen.



Dabei wurde ein Säumer leicht verletzt. Ein weiteres Pferd wurde von dem durchgehenden Gespann mitgerissen und so stark verletzt, dass es noch am Samstag eingeschläfert werden musste.

Familie Zitzelsberger aus Branntweinhäuser bei Altreichenau schreibt: „Herzlichen Dank für den Unfallbericht beim Säumerfest. Der Bericht war gegen allen Befürchtungen ohne Schuldzuweisungen. Durch die Besonnenheit der Pferdehalter, der Standleute und der Festbürger konnte großes Unheil vermieden werden.

Dankartikel wert



Dies ist nach meiner Meinung einen Dankartikel wert. Unser Stand war gefüllt mit Seifengläsern, als im Nebenstand mit Keramikschmuck ein Pferd zu liegen kam. Der Säumer und beherzte Helfer vom Fest befreiten das Tier aus den Standtischen. Durch die Umsicht des Säumers blieben die Seifengläser heil und es gab keine Schnittverletzung.

Die Liebe des Säumers zu seinem Pferd macht uns fast neidisch. Mit vielen Streicheleinheiten und gutem Zureden verflüchtigte sich die Schockstarre beim Pferd. Nach dem Schock des Säumers fragte keiner. Der Bundestagsabgeordnete Muhanad kam vorbei und fragte, wie’s geht. Zur Schockbekämpfung kaufte er ein.

Meine Frau, die im Stand war, möchte nicht nur Gott, sondern allen, die einfach da waren und ohne Auftrag anpackten, danken, denn Glasscherben sind einfach gefährlich.“

Gisela Obergfäll aus Grafenau schreibt zum Bericht von Andreas Nigl und Ursula Langesee: „Es ist schon eine gewisse Naivität zu glauben, man müsste die Eisenräder nur mit Gummi ummanteln und dann wäre alles ok.

Lieber Herr Nigl, liebe Frau Langesee, falls es Ihnen nicht bekannt ist, Pferde sind Fluchttiere und bei jedem anderen, unvorhergesehenen Geräusch kann ein Pferd so erschrecken und durchgehen.

Was wollen Sie eigentlich mit ihrem unsäglichen Artikel ausdrücken....?? Weiter so, Hauptsache die Tradition wird erhalten?

Herr Nigl, Frau Langesee, was schreiben Sie, wenn das nächste Mal ein oder gar mehrere Menschen zu Tode kommen?? Für Ihre leichtsinnige Berichterstattung würde ich mich schämen.“

PETA für Verbot von Pferdekutschen

Indes appelliert die Tierschutzorganisation PETA in einem Schreiben an FRG-Landrat Sebastian Gruber ein Verbot von Pferdekutschen einzuführen. Vor einem Jahr sei es in Grafenau bereits zu einem ähnlichen Kutschunfall gekommen. Die Tierrechtsorganisation warne seit vielen Jahren vor den Risiken bei der Nutzung von Pferden vor Kutschen.

„Pferde sind Fluchttiere, schon das kleinste Erschrecken kann – wie in diesem Fall – eine Tragödie auslösen“, so Jana Hoger, Fachreferentin bei PETA. Nur ein Verbot kann Unfälle wie diesen verhindern.“

Jährlich würden sich zahlreiche Unfälle mit von Pferden gezogenen Kutschen ereignen. 2022 wurde bei insgesamt 46 Kutschunfällen in Deutschland vier Menschen getötet und mindestens 83 wurden verletzt, viele von ihnen schwer. Darüber hinaus starb 2022 auch ein Pferd, mindestens sieben andere verletzten sich. Die mit Abstand häufigste Unfallursache war ein Erschrecken eines oder mehrerer Pferde.

Die Tierrechtsorganisation weist darauf hin, dass die häufig schweren Verläufe der Unfälle vor allem auf fehlende Sicherungsvorrichtungen wie Gurte und Airbags sowie mangelhafte Beleuchtung und unzureichende Bremssysteme zurückzuführen sind. Rothenburg ob der Tauber beschloss 2010 nach einem Pferdekutschenunfall ein Kutschverbot im Innenstadtbereich, das der Bayerische Verwaltungsgerichtshof bestätigte.

− an/ga

Artikel kommentieren